Die Hexensekte!
jetzt keine Zeit mehr. Ich habe dem Mulatten befohlen den Grafen zu töten.“
Sein gesichtsloser Kopf drehte sich der Hexe zu.
„Ich übe Nachsicht. Und nun töte den Mann endlich. Ich muss zurück zum Kloster um das Ritual für heute Nacht vorzubereiten.“
In dem verwaschenen Fleck entstanden zwei glühende Augen, die David fixierten.
„Es hat mich gefreut, sie kennengelernt zu haben. Und nun sterben sie gut.“ Ein letztes gefährliches Lachen war zu hören, dann war der Hohepriester aus dem Mercedes verschwunden.
„Zeit zu sterben“, fauchte die Hexe.
David war der gefährlichen Hexe ausgeliefert. Dieses Wesen schien praktisch unsterblich und war mit Fähigkeiten ausgestattet, die einen Kampf von vornherein fast unmöglich machte.
Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken geschreckt.
„Bevor ich dich töte, muss erst das Ding hier verschwinden“, sagte die Hexe. Sie meinte den goldgestreiften Schutzstein, das Tigerauge, dass David in Südafrika von Häuptling Atu Wekesa erhalten hatte.
Sie streckte die Hand nach dem Schutzstein aus. Offenbar vertraute sie ihrer Abschirmung. David wollte seinen Stein ihrem Zugriff entziehen.
Die Hexe grinste und zwinkerte einmal mit ihren Augen.
David erstarrte in völliger Bewegungslosigkeit.
Ihre linke Hand schloss sich um das Tigerauge.
Im nächsten Augenblick schrie die Hexe laut auf. David starrte entsetzt auf ihre Hand. Sie färbte sich rotglühend.
Mit tierischem Geschrei versuchte die Hexe, ihre linke Hand von dem Stein zu lösen. Es gelang ihr nicht!
Die Hexe schrumpfte sichtlich zusammen. Es war, als sauge sie der Schutzstein auf. Die Augen drohten aus ihren Höhlen zu quellen. Unaufhaltsam wurde die Hexe in das Tigerauge gezogen. Ein schlürfendes Geräusch entstand. Die Hexe wurde langsam aber sicher in den Stein aufgenommen. Immer weiter schritt der Vorgang fort.
Er war unaufhaltsam.
Sie hatte jetzt nur noch die Größe einer Spielzeugpuppe. Nur die Hand hatte die ehemalige Form. Das Tigerauge schien größer geworden zu sein. Die Hexe baumelte mit der linken Hand in absoluter Hilflosigkeit an dem Schutzstein.
David dachte an die ungeheuren Fähigkeiten, die sie ihm gegenüber noch vor wenigen Minuten demonstriert hatte. Jetzt nutzten ihr diese überhaupt nichts.
Der Schutzstein schien stärker als sie zu sein.
Die Hexe war noch faustgroß, ihr ständiges Schreien hatte sich in ein klägliches Piepsen verwandelt.
Mit einem letzten, seufzerartigem Geräusch verschwand die Hexe. Der Schutzstein stand glühend in der Luft. Welche starke Macht und Kraft in seinem Tigerauge steckte, wurde David in diesem Moment bewusst.
Einen Augenblick später erkaltete der Stein.
Nichts mehr erinnerte an das Furchtbare, das sich eben erst ereignet hatte.
Die Magie um seinen Wagen löste sich auf.
Die Hexe war vernichtet!
14
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David Buchmann lehnte sich in seinem Sitz zurück und atmete tief durch.
Dann startete er den Motor und fuhr los.
Der Weg führte ihn durch eine zerklüftete Landschaft und schlängelte sich durch ein Wäldchen. Er war nicht sicher, ob dies der kürzeste Weg zurück zum Schloss war. Die Gegend war ihm völlig unbekannt.
Er machte sich Sorgen um den Grafen. Dieser Mulatte hatte ihn überfallen, wie der Priester erzählt hatte. Er musste zurück zum Schloss und dem Grafen beistehen. Allein die Vorstellung gegen diesen Muskelberg kämpfen zu müssen, jagte David Angst ein.
Unerwartet endete die Straße hinter einer Gruppe fast schwarzer Felsen, am Eingang eines Tales von bizarrem Reiz.
Das Tal war umgeben von mächtigen Bergen, in dessen Zentrum ein See lag, spiegelglatt und in einem düsteren blaugrünen Farbton schimmernd. Das ovale Gewässer war von dunkelgrünen Tannen umgeben. Sie wirkten auf David wie stumme, drohende Wächter.
Er lenkte den Mercedes in den Schatten eines Baumes, stieg aus, streckte seine müden Glieder und blickte sich die bizarre Landschaft an. Die frische Luft tat ihm gut.
Er holte sein Handy hervor und versuchte den Grafen im Schloss anzurufen, hatte jedoch keinen Empfang.
Er steckte sein Handy zurück in die Jacke, ging hinab zum See und stoppte zwischen zwei Tannen. Als sich die Tannenzweige teilten und den Blick auf das Seeufer freigab, wäre er vor Schreck fast über eine Wurzel gestolpert.
Am Ufer stand ein vollkommen nacktes, blondes Mädchen!
Es wirkte auf David, als öffnete sich ein Vorhang und eine Göttin betrat die Bühne. Die Vollkommenheit der fremden Frau hob sich vom Dunkel
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