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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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unbekleidet?»
    Sie erschrak. «Bekleidet, selbstverständlich.»
    «Hast du mit diesem jungen Mann Unkeuschheit getrieben nur in Gedanken oder auch in Worten und Werken?»
    «Nur in Gedanken, so wahr ich hier sitze. Aber einmal hat er mich berührt, und es war mir sehr angenehm.»
    «Welchen Teil deines Körpers hat er berührt?»
    «Meine Hand. Ganz kurz nur.»
    «Und sonst war nichts zwischen euch?» Sie hörte Erstaunen aus seiner Stimme heraus. Oder war es Enttäuschung?
    «Nein, Hochwürden. Aber in der Nacht darauf …» Jetzt folgte das Schwierigste. «In der Nacht darauf hab ich von meinem Freund aus Kindertagen geträumt. Wir lagen auf einer Wiese – und dann – dann habe ich ihn gestreichelt.»
    «Am ganzen Leib?»
    «An der Brust – am Hals – im Gesicht …»
    «Habt ihr euch fleischlich vereinigt?»
    Wieder erschrak sie. Hier im Beichtstuhl klang alles noch weitaus schlimmer. «Aber nein, Hochwürden! Wir waren auch bekleidet. Aber dann – dann habe ich ihn geküsst.»
    «Mit offenem Mund und mit der Zunge?»
    Ihr «Ja» brachte sie nur flüsternd heraus. Sie holte tief Luft. «Mehr ist nicht geschehen, weil ich dann aufgewacht bin.»
    Endlich war alles heraus. Vor Erleichterung traten ihr die Tränen in die Augen. Auf der anderen Seite hörte sie den Stuhl rücken, ein leises Räuspern und dann die feste, freundliche Stimme ihres Beichtvaters: «Bereust du deine unkeuschen Gedanken?»
    «Ich bereue, dass ich böse Gedanken gedacht und gute Gedanken unterlassen habe. Herr, erbarme dich meiner.»
    Mit dem lateinischen
ego te absolvo
sprach er sie los von ihren Sünden und fügte hinzu:
    «Danke dem Herrn, denn er ist gütig.»
    «Sein Erbarmen währet ewig», gab sie zurück.
    «Der Herr hat dir die Sünden vergeben. Geh hin in Frieden und danke dem Herrn für die Vergebung. Zur Buße sprich drei Rosenkränze.»
    Als sie sich erhob, war ihr nun doch, als ob ihr eine Last von der Seele genommen sei. Sie wandte sich um. In einiger Entfernung stand Magdalena mit zusammengelegten Händen und schien darauf zu warten, ebenfalls beichten zu dürfen. Antonia lächelte ihr zu, und ihre Schwester gab ihr ein trauriges Lächeln zurück.
    Während sie vor dem Marienaltar niederkniete, um ihr Dankesgebet und ihre Buße zu sprechen, hörte sie, wie Pfarrer Bonifaz ihre Schwester zur Beichte begrüßte. Sie fragte sich, ob Magdalena ihr Sündenbekenntnis mitgehört hatte. Vielleicht aber hatte ihr trauriges Lächeln auch eine andere Ursache gehabt.
     
    In der Woche nach ihrer Beichte bemerkte Antonia, dass sich im Verhalten der Liebfrauenwalder Nonnen und ihrer Priorin etwas änderte. Es begann damit, dass Camilla von Grüningen nicht mehr zu den gemeinsamen Mahlzeiten im Nonnenrefektorium erschien, sondern in ihrem eigenen Haus zu Tisch ging. Von da an dauerte es keine sieben Tage, bis nach und nach auch diejenigen wegblieben, die im Novizenhaus lebten. Es hieß, sie hätten sich eine eigene Köchin genommen, einen eigenen Vorratskeller eingerichtet und speisten nun beisammen oder jede für sich, grad wie es ihnen beliebte. Am Ende fand sich in dem riesigen Speisesaal der Klausur nur noch ein Häuflein von sieben Nonnen ein, die still ihr Essen zu sich nahmen und dabei derjenigen lauschten, die die Tischlesung hielt.
    Nachdem dies einige Zeit so gegangen war und Antonia zudem von Marthe, der, wie sich mit der Zeit herausstellte, äußerst schwatzhaften Dienerin Mutter Camillas, erfahren hatte, dass im Novizenhaus Fleisch in Fülle aufgetragen würde, sogar zu Fastenzeiten, mochte sie das nicht länger hinnehmen.
    Eines Mittags nach der Tischlesung hob sie die Hand zum Zeichen, etwas sagen zu wollen.
    «Unsere Äbtissin in Marienau, die zugleich noch immer Äbtissin über dieses Kloster ist, hatte uns eines auf diese Reise mitgegeben: Mutter Camilla als unsere neue Oberin solle mit ihrer Herde alles teilen, in echter Gemeinschaft. Ich frage Euch: Ist dies noch eine Gemeinschaft, wo jeder zu Tisch geht, wie es ihm gefällt? Wo ein Großteil unserer Schwestern wie Bürgersfrauen eigene Haushaltungen führt?»
    Sie blickte in überraschte Gesichter. Schließlich ergriff die Pförtnerin das Wort.
    «Ihr scheint mir recht einfältig, Schwester Antonia. Glaubt Ihr im Ernst, dass das erst jetzt so gekommen ist? Ganz im Gegenteil: Ich kann mich kaum noch erinnern in meinen langen Klosterjahren, wann wir hier alle zusammen im Refektorium gegessen hätten. Höchstens wenn hoher Besuch kam. Oder eben in der Zeit nach

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