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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Küchenmeisterin, und keine hatte je ein einziges Wort mit ihr gewechselt. Ihr Bettlager hatte sie mit Ratten und Ungeziefer geteilt, die Zeit hatte sich mehr und mehr zur Unendlichkeit zerdehnt und sie sogar des Nachts ruhelos auf der Stelle humpeln lassen. Doch immerhin hatten die Wunden an Knie und Rücken zu heilen begonnen.
    Als die Tür aufsprang, hörte sie Schritte, die sich eilig wieder entfernten. Sie rappelte sich auf, klopfte sich das Stroh von ihrem verdreckten Gewand und verließ auf unsicheren Schritten die Zelle. Nicht einmal eine Leuchte hatte man ihr vor die Tür gestellt. So tastete sie sich den stockdunklen Gang entlang, bis sie endlich die Treppe erreichte. Ihr war, als entstiege sie einer Grabkammer, als sie auf den Lichtschein des angelehnten Türchens zuschritt. Das helle Morgenlicht, das durch die Maßwerkfenster des menschenleeren Kreuzgangs schien, blendete sie, und sie musste für einen Moment die Augen schließen. Ihrem Zeitgefühl nach war die Prim zu Ende, und die Frauen nahmen nun ihr kleines Frühstück ein. Danach würde das Glöckchen zur Konventsversammlung rufen, wo sie sich ein zweites Mal vor Camilla von Grüningen und ihrer versammelten Gefolgschaft würde zu Boden werfen und um Vergebung bitten müssen. Nun gut, das würde sie auch noch hinter sich bringen.
    Zuvor aber wollte sie sich frische Kleider anlegen, die sie in ihrer Truhe zu finden hoffte. Sie reinigte sich Gesicht und Hände am Kreuzgangbrunnen und tappte die Treppe zum Dormitorium hinauf. In ihrer Kammer fand sie nicht nur saubere Kleidung, ordentlich auf dem Bett zusammengefaltet, sondern auch Weißbrot, Käse und einen Krug Milch. Augenblicklich begann ihr Magen zu knurren. Sie musste an sich halten, zuerst das saubere Habit anzulegen und ein Gebet zu sprechen, bevor sie sich auf die Köstlichkeiten stürzte.
    «Dem Herrgott sei Dank – du hast es hinter dir!»
    Im Türrahmen stand Euphemia. Sie strahlte über das ganze faltige Gesicht. Dann trat sie auf Antonia zu und zog sie vorsichtig in die Arme.
    Gerührt ließ Antonia diese Geste der Freundschaft über sich ergehen. Wann hatte sie jemand zuletzt so herzlich in den Arm genommen?
    Euphemia musterte sie.
    «Du siehst zwar müde aus, ansonsten aber sagt mir dein Blick, dass du die Tage einigermaßen unbeschadet überstanden hast. Hab ich recht?»
    «Ja. Dank Magdalena hab ich auch keine Schmerzen mehr. – Ich bin so froh, dass ich wieder bei euch bin.»
    Das freudige Lächeln auf Euphemias Miene schwand.
    «Mit Magdalena ist etwas Seltsames geschehen, heut früh beim Morgengebet. Ich muss es dir gleich sagen, weil sie doch deine Schwester ist. Sie liegt drüben in ihrer Kammer.»
    Antonia erschrak. «Geht es ihr nicht gut? Ist sie krank?»
    Jetzt hörte sie auch das Flüstern aus der Nachbarkammer. Magdalena war also nicht allein.
    «Nein, nein, sie ist nicht krank. Im Gegenteil.» Euphemia betrachtete den Gekreuzigten an der Wand. «Du weißt sicher am besten, wie eifrig und rastlos sie die Nähe zu unserem Herrn und Heiland sucht, wie tief sie sich in seine Leiden versenken kann. Es geht ja die Rede, dass sie schon als junges Ding Visionen hatte, dass der Allmächtige sie also mit besonderen Gnadenbeweisen beschenkt habe.»
    Sie sah Antonia erwartungsvoll an, als erwarte sie von ihr eine Bestätigung, doch Antonia hütete sich, hierzu etwas zu sagen.
    «Was also ist mit ihr? Hat sie sich etwa wieder gegeißelt?»
    «Das auch, von Stund an, als du ins Loch musstest. Aber das meine ich nicht. Sie hat heut, mitten im Gebet, zu stammeln begonnen. Mit verdrehten Augen, in denen nur noch das Weiße zu sehen war, hat sie die Arme in die Luft geworfen, hat sich gewunden wie unter heftigen Schlägen. Dazu kamen Worte aus ihrem Mund, die keiner verstand, sie klangen wie hebräisch. Und dann ist sie kraftlos zusammengebrochen. – Es war schrecklich mit anzusehen», fügte sie leise hinzu.
    Antonia ließ Frühstück Frühstück sein und stürzte hinüber in Magdalenas Zelle. Dort lag ihre Schwester auf dem Bett, aufgebahrt wie eine Leiche, die Augen geschlossen, auf den Lippen ein Lächeln. Vor ihr kniete Mutter Camilla und hielt ihre Hand. Fast sämtliche Nonnen von Liebfrauenwalde hatten sich versammelt, in gebührendem Abstand zu der anscheinend Bewusstlosen.
    Wie angewurzelt blieb Antonia auf der Türschwelle stehen. Magdalena hatte also wieder eine visionäre Schau erfahren!
    Die Priorin beachtete sie nicht, denn in ebendiesem Augenblick schlug Magdalena die

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