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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Hatte nicht auch Luther seine Katharina von Bora aus dem Kloster geholt und geheiratet? Vor allem aber musste sie wissen, dass er niemals eine andere zur Frau hatte nehmen wollen.

44 Von Holderstein nach Breisach, Anfang Mai 1525
    Z wei Tage nachdem sein Vater unter die Erde gekommen war und der Wundarzt Phillip aus seiner Obhut entlassen hatte, brach er in aller Frühe auf. Es sah ganz danach aus, als ob sich zumindest für die Ortenau eine friedliche Lösung abzeichnen würde. Und so konnte er den Ritt durch diesen wunderbar warmen Frühlingstag genießen, ohne einen bäuerlichen Hinterhalt fürchten zu müssen. Doch bald schon schweiften seine Gedanken zu Antonia ab. Würde sie ihn überhaupt sehen wollen? Hatte sie mit ihrem bisherigen Leben nicht vielleicht längst abgeschlossen? Und war es nicht seine Pflicht, ihr als Erstes das so lange gehütete Familiengeheimnis zu offenbaren? Das würde ihr nach so langer Zeit womöglich das Herz zerreißen.
    War er anfangs noch erwartungsfroh durch die sonnige Landschaft getrabt, wurde seine Stimmung nun zunehmend trüb. Da begegnete er nahe dem Städtchen Lahr einer Abteilung bewaffneter Reiter. Ihr Banner wies sie als Straßburger Aufgebot aus, und ein Handzeichen des Hauptmanns gebot ihm zu halten. Nachdem er zu sich und seiner Reise Auskunft gegeben hatte, fragte er seinerseits, wohin die Truppe unterwegs sei.
    «Wir ziehen dem bedrängten Kloster Schuttern zu Hilfe. Und Ihr selbst solltet Euch tunlichst in Acht nehmen. Ein Leichtsinn, allein durch diese Gegend zu reiten.»
    «In der Ortenau, woher ich komme, ist alles ruhig.»
    «Das kann man vom Breisgau ganz und gar nicht behaupten. Die Klöster Wonnenthal und Ettenheimmünster brennen bereits lichterloh.»
    Erschrocken sah Phillip den Hauptmann an. Er dachte an die verängstigten Mönche, die ihm in Ettenheimmünster so freundlich Obdach gewährt hatten. Und dann sofort an Antonia.
    «Wisst Ihr etwas über Breisach? Über das dortige Kloster Marienau?»
    «Nichts Genaues. Nur eines ist sicher: Je weiter Ihr nach Süden kommt, desto schwieriger wird die Lage. Selbst gegen die weltlichen Herren gehen die Haufen mit unerwarteter Gewalt. Die Burgen Lichtenegg und Landeck hat man bereits aufgeben müssen.»
    «Und wo sammeln sich die Bauern jetzt?»
    «Überall entlang der Handelsstraße. Sie ziehen gen Freiburg hin.»
    Phillip war bestürzt über diese Nachrichten, sah die Lage doch inzwischen noch brenzliger aus als auf seiner Hinreise. Er mied fortan die Straßen, ritt nur noch querfeldein, zwischen verlassenen, unbestellten Äckern hindurch, und zweimal konnte er in der Ferne riesige Rotten ausmachen, die in Heeresformation in Richtung Süden zogen und sogar erbeutete Geschütze mit sich führten. Ganz offensichtlich war nun auch Freiburg in großer Gefahr.
    Als die Schatten länger wurden, beschloss er, bei den Cisterciensermönchen von Tennenbach zu übernachten. Sein Ross war erschöpft, und die alte Wunde an der Schulter des Pferdes begann wieder zu bluten. So saß er ab, tränkte das Tier an einem Bach und führte es im Schutz des Wäldchens, das ihn vom Tennenbacher Tal trennte, hinter sich her. Noch bevor er den Waldsaum erreichte, stieg ihm der scharfe Geruch von Feuer in die Nase, dann sah er auch schon die dichten Rauchwolken über dem einsamen Tal stehen. Selbst die überaus gut befestigte Tennenbacher Abtei war also in Flammen aufgegangen!
    Sein Verständnis für die Belange der Bauern schwand. Dies alles hier war nur noch ein einziger Ausbruch an Gewalt und Zerstörung. Er wäre gern näher an die Abtei herangeritten, um in Erfahrung zu bringen, ob sich die geistlichen Brüder hatten retten können. Doch die Gefahr war zu groß. Die Plünderer und Brandstifter waren gewiss noch in der Nähe.
    Mutlos zog er sich mit seinem Pferd wieder in das Wäldchen zurück, wo er schließlich kurz vor Einbruch der Dunkelheit auf eine Schutzhütte stieß. Er suchte ein wenig Laub und Reisig für ein Lager zusammen, wickelte sich in seinen Umhang und versuchte, der Kälte der sternenklaren Nacht zu trotzen. Was nur würde ihn morgen in Breisach erwarten?
     
    Fast unheimlich wirkte die Stille, die über dem Land lag, als sein Weg ihn in die Berge des Kaiserstuhls führte. Ebenso verlassen wie die Felder im Rheintal waren hier die Weingärten an den sonnenbeschienenen Hängen, und bis auf einen Schäfer, der ihn misstrauisch beäugte, war er den ganzen Vormittag noch keiner Menschenseele begegnet.
    Voller Bedenken

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