Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
Vom Netzwerk:
hervor.
    «Was sucht Ihr, edler Herr?»
    Phillip fuhr herum. Jetzt erst bemerkte er, dass die Klostermauer von einem halben Dutzend Wärtern bewacht wurde.
    «Was ist mit Marienau geschehen?», stieß er hervor.
    «Das
war
einmal Marienau.» Ein mit halbem Harnisch, Sturmhaube und Spieß bewehrter Mann musterte ihn. «Wie ich sehe, seid Ihr nicht von hier. Wenn Ihr gestattet: Ulrich Tandler, Meister der Krämerzunft und Hauptmann der hiesigen Bürgerwache.»
    «Junker Phillip von Holderstein aus der Ortenau. – Aber weshalb bewacht Ihr Bürger diese Ruinenlandschaft?», fragte er verwirrt.
    «Damit das Bauerngesindel nicht auf den Gedanken kommt, das Klostergelände zu stürmen, um von dort aus einzufallen. Unsere Stadt nämlich lässt sich nicht in die Knie zwingen.»
    In diesem Augenblick öffnete sich das Klostertor, und zwei Fuhrwerke, vollbeladen mit verkohltem Holz und Bauschutt, rumpelten heraus.
    «Noch drei, vier Tage, dann ist alles platt da herinnen. Dann findet sich kein Unterschlupf mehr, und wir können die Klostermauern einreißen.»
    Ganz langsam begann es Phillip zu dämmern, was hier vor sich ging, und ein neuer Hoffnungsschimmer erfasste ihn.
    «Dann ist das dadrinnen gar nicht das Werk der Aufrührer?»
    «Aber nein. Wir sind ihnen zuvorgekommen. Ein Kloster so dicht bei der Stadt ist ein wunder Punkt in der Wehrhaftigkeit. Zumal es einen Zugang direkt vom Kloster in die Unterstadt gibt. Und», sein Blick verdüsterte sich, «einige dieser Klosterfrauen standen ganz offensichtlich nicht nur mit der Lutherey, sondern auch mit den Aufständischen im Bunde – allen voran die Äbtissin. So waren wir gezwungen, selbst das Kloster zu verwüsten und die geistlichen Jungfrauen von dannen zu jagen. Nur so konnten wir verhindern, dass diese Ketzerinnen dem Breisgauer Haufen Einlass in die Stadt gewähren.»
    «Das heißt, die Nonnen sind fort?»
    «Ja, das sind sie.» Der Wachmann beschrieb mit der Spitze seines Spießes einen weiten Kreis in der Luft. «In alle Winde verstreut.»

45 Vöhrenbach auf dem Wald, Mitte Mai 1525
    D em fürsichtigen und weisen Bürgermeister und Rat, auch der ganzen Gemeinde der Stadt Villingen zu Händen …»
    Im Halbschlaf lauschte Antonia den Stimmen der Männer, die im Kerzenlicht um das Schreibpult versammelt standen. Sie hatte sich auf ihre Schlafstatt, die von der übrigen Dachstube durch einen Vorhang abgetrennt war, zurückgezogen und fragte sich einmal mehr, woher der Oberste Hauptmann seine schier unerschöpfliche Tatkraft nahm. Tagsüber waren sie unterwegs in diesem Riesenhaufen, oft in unwegsamem Gelände, und des Abends schmiedete er seine weiteren Vorhaben bis spät in die Nacht, mal allein, mal im Kreis seiner Vertrauten. Für diesmal hatte Hans Müller mit seinen Hauptleuten und Ratgebern im Wirtshaus Zum Ochsen zu Vöhrenbach Quartier genommen.
    «… und Euch verbrüdern in die christliche Bruderschaft laut des Artikelbriefes, den wir Euch hiermit schicken», hörte sie seine ruhige, tiefe Stimme. «Darauf begehren wir eine schriftliche Antwort bei diesem Boten unverzüglich.»
    «Wir sollten noch das Datum einsetzen.»
    Der Einwand kam von Egbert von Rainhausen, Hans Müllers rechte Hand und reitender Bote. Dieser kräftige, hochgewachsene Bursche mit seinen hellblonden Locken hatte, wie einige der Männer hier, ein Aug auf sie geworfen und anfangs heftig um sie geworben. Wegen ihr war es einmal fast gar zu einem Zweikampf zwischen ihm und dem Hauptmann gekommen, hätte sich Peter nicht mit dem Mut eines Löwen dazwischengeworfen. Seither waren die Fronten zwischen den beiden wohl abgesteckt, denn von kleinen Neckereien abgesehen hielt Egbert sich fortan zurück mit Antonia. Wobei sie zugeben musste, dass ihr das Werben der Männer nicht unangenehm war.
    «Du hast recht, Egbert. Schreib: Datum zu Vöhrenbach auf Montag nach des Heiligen Kreuzestag. Hauptleute und Räte des Haufens auf dem Schwarzwald.»
    Irgendwann glitt sie doch in tiefen Schlaf und schrak auf, als der Hauptmann sich neben sie auf die Bettkante setzte und ihre Hand nahm.
    «Schläfst du?»
    «Jetzt bin ich wach», murmelte sie benommen. Bis auf Peter hatten die Männer den Raum verlassen, und in der Schlafkammer nebenan hörte sie sie herumhantieren.
    «Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken. Ich wollte dich nur ein bisschen ansehen. Weißt du eigentlich, wie wunderschön du bist?» Er strich ihr mit seinen rauen Händen zärtlich über die Wange. «Nur eins gefällt mir nicht.

Weitere Kostenlose Bücher