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Die Himmelsmalerin

Die Himmelsmalerin

Titel: Die Himmelsmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Rosenberger
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lachen, wenn Ludwig das Feuer der Hölle über uns alle bringt?«, fragte Roteneck entrüstet.
    »Nun, die Regensburger haben den Boten, der ihnen mit der Exkommunikation Ludwigs kam, in die Donau geworfen«, sagte der Mann und drehte sich um. »Und der Bamberger Bürgermeister hat sich erkundigt, warum er der fetten Kröte aus Avignon sein Ohr leihen soll, die die Franziskaner als Ketzer entlarvt hätten.«
    Der Ritter ballte die Fäuste.
    Einiges war von den Merkmalen geblieben, die Friedrich von Habsburg in seiner Jugend den Beinamen ›der Schöne‹ eingebracht hatten. Sein Gesicht war ebenmäßig, die Nase lang und gerade, das Kinn entschlossen. Doch seine leicht hervorstehenden blauen Augen blickten melancholisch. Und um seinen Mund lag ein Zug, der von Resignation kündete. Roteneck fragte sich, wo der stolze Mann geblieben war, der bis 1322 so tapfer um den Thron gekämpft hatte, den ihm der Usurpator auf dem Schlachtfeld streitig gemacht hatte. Nach dem Geschlagenen am Fenster griff der Tod mit seinen Knochenhänden.
    »Nein«, sagte Friedrich. »Meine Zeit ist vorüber. Ich habe gekämpft und verloren.«
    Roteneck biss sich auf die Zähne, für ihn war Kapitulation vollkommen undenkbar. Lieber den Tod, dachte er.
    »Aber was kostet es Euch, es noch einmal zu versuchen?«, drängte er. »Ludwig wird im Herbst einige Reichsstädte besuchen und dann langsam aber sicher nach Italien ziehen, wo er sich zum Kaiser krönen lassen will. Es fragt sich nur, von wem.« Nach einer kurzen Pause begann er neu. Es war zu ungeheuerlich, was er sagen musste. »Wahrscheinlich setzt er sich selbst die Krone auf.«
    »Nun.« Der Mann am Fenster schaute ihn mit seinen großen, traurigen Augen an. »Solange er fort ist, hat er mir die Mitregentschaft angetragen.«
    »Mummenschanz!« Er spuckte das Wort förmlich aus.
    »Vielleicht.«
    »Aber warum habt Ihr Euch auf dieses falsche Spiel eingelassen?«
    Sein Stand ließ nicht zu, dass er dem Höhergeborenen etwas vorwerfen durfte. Doch sein Zorn war mittlerweile so groß, dass er alle Höflichkeit vergaß.
    Mit der Auflage, dass Friedrich seine aufständischen Brüder unterwerfen sollte, hatte König Ludwig seinen Rivalen vor gut einem Jahr aus der Haft auf Burg Trausitz entlassen. Doch als Friedrich sie nicht zur Raison bringen konnte, war er freiwillig nach München gekommen, um sich erneut in Gewahrsam zu begeben.
    »Warum habt Ihr das getan?«, bohrte der Ritter weiter.
    »Weil meine Ehre es mir geboten hat«, sagte der Mann, der beinahe König geworden war, schlicht.
    Als Roteneck das Zimmer verließ, zog er die Tür etwas zu laut hinter sich zu. Schwer atmend stand er draußen im Flur und betrachtete seine geplatzten Träume. Er würde sein Ziel nicht aus den Augen verlieren, das so viele Menschen mit ihm teilten. Auch der König von Frankreich und der Herr der Christenheit hassten den Usurpator und taten alles, um ihn zu stürzen. Er atmete aus. Friedrich ahnte nicht, dass er seine Pläne in die Hände von Papst Johannes gelegt hatte, der die Fäden des großen Spiels in den Händen hielt wie eine gigantische Spinne in ihrem Netz.
    Nachdenklich sattelte er sein Streitross, den riesigen Apfelschimmel, der fast den Rest des Vermögens derer von Roteneck gekostet hatte. Beinahe hätte sich das Problem vor einigen Wochen von allein gelöst, als dieses störrische Ding, kurz bevor er mit seinen Reitern die Stadt verlassen wollte, unter seine Hufe geraten war. Plötzlich hatte sie vor ihm im Staub der Straße gelegen. Eine Wolke roter Haare, zu Tode erschreckte blaue Augen. Mit unfehlbarem Talent tauchte sie immer genau da auf, wo sie nicht hingehörte! Kurz hatte er mit dem Gedanken gespielt, das Problem zu lösen, indem er das Streitross einfach steigen ließ. Er hatte sich dagegen entschieden, auch weil dieser burgundische Glasmaler eingeschritten war. Die Kleine, um die sich dieser bemühte, war ein Pfand im Spiel um die Macht und konnte ihm lebendig nützlicher sein als tot.
    Er ritt nach München und überquerte zwischen Händlern, Stadtbürgern und Marktfrauen die Isar. Für die Wachen war er der Gesandte des Königs, der sich mit dem Reichsadler auf dem Waffenrock auswies. Sie ließen ihn problemlos durch. Die Stadt brummte vor Geschäftigkeit wie ein Bienenkorb. Überall war das Hämmern, Rufen und Lärmen der Bauleute zu hören, die aus dem Provinznest eine Residenzstadt bauen sollten, eine kaiserliche gar. Ebenso schnell, dachte er, kann sich das Rad Fortunas für

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