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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zwingen versuchte, wieder einzuschlafen, desto rascher streifte ihr Geist die Fesseln des Schlafes ab und desto unwohler fühlte sie sich. Schließlich gab sie auf und öffnete die Augen, aber auch das bedauerte sie sogleich. Aus dem milden, roten Licht, das durch ihre geschlossenen Lider gedrungen war, wurde ein grellweißer Feuerball, der sich wie ein glühendes Messer in ihre Augen zu bohren schien. Arri biss mit einem schmerzerfüllten Zischen die Zähne zusammen und drehte rasch den Kopf auf die Seite, kam aber irgendwie nicht auf den Gedanken, einfach die Lider wieder zu schließen, und hinter ihr erscholl ein sonderbarer Laut, den sie erst nach einigen Momenten als das spöttische Lachen ihrer Mutter erkannte.
    Mühsam stemmte sie sich auf die Ellbogen hoch, verdrehte den Hals, um zu ihrer Mutter zu sehen, die hinter und über ihr auf dem Kutschbock saß, und stellte dabei fest, wie sehr sie verbunden und eingewickelt war, sodass sie sich nicht nur kaum bewegen konnte, sondern sich auch vorkam wie eine Tote, die man vergessen hatte, in ihr Grab zu legen. Ihre Mutter aber wandte ihr den Rücken zu und sah nicht einmal in ihre Richtung, und trotzdem sagte sie: »Es ist nicht besonders klug, direkt in die Sonne zu sehen, wenn man gerade wach geworden ist. Der Winter steht jetzt zwar vor der Tür, aber sie hat noch eine Menge Kraft.«
    Arri blinzelte die Tränen weg, die ihr das plötzliche grelle Licht in die Augen getrieben hatte. Sie hätte gern die Hand zu Hilfe genommen, um auch noch einiges andere wegzuwischen, das sich in ihren Augenwinkeln eingenistet hatte und nicht nur ihre Wimpern verklebte, sondern allmählich auch wehzutun begann, aber ihre Hände waren beide so dick verbunden, dass sie die Finger praktisch nicht bewegen konnte.
    »Wo. wo sind wir?«, nuschelte sie mühsam. Ihre Zunge war schwer und weigerte sich, ihr richtig zu gehorchen, und Arri überlegte kurz, ob Lea sie ihr vielleicht auch verbunden hatte; dann schüttelte sie den Kopf über ihren eigenen, albernen Gedanken. Auch das war keine gute Idee - ihre Kopfschmerzen flammten zu einer schieren Feuersbrunst auf und verebbten wieder, als sie die Bewegung unversehens einstellte.
    »In Sicherheit, keine Angst«, antwortete Lea und fügte mit einem neuerlichen, gutmütigspöttischen Lachen hinzu: »Du solltest dich nur vorsichtig bewegen, falls du keinen Wert darauf legst, dass dir der Kopf zerspringt.«
    Arri zog eine Grimasse (von der sie ganz und gar nicht sicher war, dass ihre Mutter sie nicht sah), konzentrierte sich darauf, ihrer Zunge ihren Willen aufzuzwingen und brachte irgendwie das Kunststück fertig, halbwegs verständlich - wenn auch schleppend - zu sprechen: »Liest du jetzt mittlerweile auch schon meine Gedanken?«
    »Das tu ich schon die ganze Zeit, Arianrhod. Alle Mütter können die Gedanken ihrer Töchter lesen, weißt du das etwa nicht? Die Frage ist nur, ob sie es auch wirklich immer wollen. Außerdem«, fügte sie nach einer winzigen Pause und in beinahe schadenfrohem und unüberhörbar spöttischem Ton hinzu, »habe ich dir ein Mittel eingeflößt, das zwar dein Fieber senkt, aber leider auch schreckliche Kopfschmerzen verursacht.« Sie hob die Schultern. »Man kann eben nicht alles haben.«
    »Ja, vielen Dank auch«, maulte Arri, »aber ich glaube, ich hätte lieber weiter ein bisschen Fieber gehabt.«
    »Hättest du nur ein bisschen Fieber gehabt, Kleines, hätte ich dir das Mittel nicht gegeben. Bleib einfach noch eine Weile ruhig liegen. Es dauert nicht lange, bis du dich besser fühlst.«
    Arri dachte daran, erneut zu widersprechen, sah die Sinnlosigkeit eines solchen Versuches aber rasch ein, ließ sich - äußerst behutsam -zurücksinken und schloss die Augen. Aus dem grellen Feuerball am Himmel wurde wieder ein mildes, rotbraunes Licht, das nur sanft durch ihre Lider drang. Die beruhigende Wirkung dieses Lichtes hielt jedoch nur einen Atemzug lang an, dann brachte es Erinnerungen mit sich, die sie nicht haben wollte, obwohl sie ihr im ersten Moment vollkommen sinnlos erschienen; zusammenhanglose Bilder aus einem Albtraum, in dem Feuer eine Rolle spielte, und Schreie und brennende Menschen. und dann wurde ihr klar, dass es kein Albtraum gewesen war, sondern die Wirklichkeit.
    Mit einem Ruck setzte sie sich auf und fuhr zu ihrer Mutter herum. Ihre Kopfschmerzen flammten erneut auf, aber das war ihr egal. »Targan!«, keuchte sie. »Runa! Was. die anderen. was. was ist mit ihnen?« Ihre Stimme brach. Für einen

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