Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Moment wurde der Schmerz zwischen ihren Schläfen so stark, dass sie nicht mehr richtig sehen konnte und alles rings um sie herum verschwamm, dann erlosch er so plötzlich, dass ihr beinahe schwindelig wurde.
    »Es ist alles in Ordnung, Arianrhod«, sagte Lea. »Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Wir sind in Sicherheit.«
    Arri schluckte ein paar Mal und sammelte dabei Speichel im Mund, um ihre Zunge, die sich schon wieder taub anfühlte, geschmeidig zu machen. Sie nutzte die Zeit, um gründlich über die Worte ihrer Mutter nachzudenken. Die Furcht, die die Bilder aus ihrer Vergangenheit heraufbeschworen hatten, wühlte noch immer in ihr, und doch war ihr zugleich auch klar, dass Lea jetzt zum zweiten Mal nicht auf ihre direkte Frage geantwortet hatte. Sie beruhigte sich damit, dass sie vermutlich zu viel hineingeheimniste, oder das Mittel, das ihre Mutter ihr gegeben hatte, möglicherweise nicht nur für ihre Kopfschmerzen verantwortlich war, sondern auch ihre Gedanken träge machte.
    »Wenn du dich besser fühlst, dann komm nach vorn zu mir auf die Bank«, fuhr ihre Mutter fort. »Es redet sich besser, wenn man sich dabei nicht ununterbrochen den Hals verdrehen muss.«
    Zumindest seit Arri wach war, hatte Lea das kein einziges Mal getan, aber Arri beließ es dabei, drehte sich umständlich und ächzend um und kroch mit vorsichtigen, kleinen Bewegungen nach vorn und auf die Bank, wobei sie ungeduldig die Decke abstreifte, in die sie bislang gewickelt war, und hinter sich auf die Ladefläche warf. Sie wartete darauf, dass die Kopfschmerzen wieder einsetzten, aber das geschah nicht. Dennoch kostete es sie eine Menge Anstrengung und Geschicklichkeit, die kurze Entfernung zurückzulegen, denn die Verbände, die ihre Mutter ihr angelegt hatte, saßen nicht nur sehr stramm und behinderten sie bei jeder Bewegung, sondern taten zum Teil auch ziemlich weh, sodass ihr wiederum die Tränen in den Augen standen, als sie endlich neben ihrer Mutter angekommen war.
    Lea sagte nichts dazu, maß sie aber mit einem Blick, in dem keinerlei Überraschung zu lesen war. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit nach vorn, und Arri nutzte den Umstand, dass ihre Mutter genau um ihren Zustand zu wissen schien und sicherlich Rücksicht darauf nahm, um ihrerseits eine geraume Weile zu schweigen und sich zu orientieren. Bisher hatte sie auf dem Rücken gelegen und kaum mehr als den Himmel über sich gesehen, nun aber erkannte sie, dass sie über eine weite, von nichts anderem als Gras, Büschen und nur sehr vereinzelt stehenden, kränklich aussehenden Bäumen beherrschte Ebene rollten. Weit am Horizont, fast nur als verschwommene Linie zu erkennen, war das dunkle Grün eines ausgedehnten Waldes zu erkennen, und die Berge, die ihr auf dem Hinweg als Orientierung gedient hatten, befanden sich nun in ihrem Rücken. Auch wenn Arri weit davon entfernt war, die Zeit anhand des Sonnenstandes mit der gleichen Kunstfertigkeit und Genauigkeit abzulesen wie ihre Mutter, so erkannte sie doch, dass es später Nachmittag war. Sie erschrak.
    »Wie lange habe ich geschlafen?«, entfuhr es ihr. »Du hast mich nicht den ganzen Tag schlafen lassen, oder?«
    Lea schüttelte den Kopf und warf ihr einen kurzen, belustigten Blick aus den Augenwinkeln zu. »Nein. Du hast den Rest der Nacht, den nächsten Tag, eine weitere Nacht, noch einen ganzen Tag, noch eine Nacht und den größten Teil dieses Tages verschlafen.«
    Arris Gedanken bewegten sich noch nicht geschmeidig genug, um diesem Satz auf Anhieb folgen zu können. Aber sie begriff immerhin, was ihre Mutter damit sagen wollte. Sie rechnete mühsam im Kopf nach. »Ich war. drei Tage lang bewusstlos?«, murmelte sie.
    Abermals schüttelte Lea den Kopf. »Nicht bewusstlos«, verbesserte sie. »Ich habe dir ein Mittel gegeben, das dich schlafen ließ. Das ist ein Unterschied.«
    Das mochte so sein, für Arri spielte es jedoch kaum eine Rolle. »Aber warum?«
    Wieder sah ihre Mutter sie nur ganz kurz an, doch diesmal blieb das belustigte Funkeln in ihren Augen aus. Sie löste die rechte Hand vom Zügel und berührte mit den Fingerspitzen Arris verbundene Rechte. Das Ergebnis war ein kurzer, aber heftiger Schmerz, der bis in ihre Schulter hinaufschoss und sie scharf die Luft einsaugen ließ. »Deshalb. Was hast du mit dieser Hand gemacht? Glühende Holzkohle aus einem Feuer geklaubt?« Sie schien keine Antwort auf ihre Frage zu erwarten, denn sie fuhr mit einem Kopfschütteln und unmittelbar fort: »Keine Angst. Ich

Weitere Kostenlose Bücher