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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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waren so flüssig und kraftvoll, dass sie eher ein Tanz zu sein schienen als ein Kampf auf Leben und Tod.
    Doch Arris Erleichterung hielt kaum einen Atemzug lang an. Als Lea einen Schwerthieb eines der beiden Männer parierte und sich dabei einmal blitzartig um sich selbst drehte, um einem zweiten, heimtückisch geführten Stich des anderen auszuweichen, sah sie, dass ihr Rücken blutüberströmt war. Kleid und Umhang hingen schwer und nass an ihr herab, und auch an ihren Beinen lief etwas hinunter, das in der Dunkelheit wie schwarzes Wasser aussah. Ihre Mutter mochte den beiden Männern durchaus gewachsen sein, vermutlich sogar überlegen - doch dieser Blutverlust musste sie binnen weniger Augenblicke schwächen, sodass sie diesen Kampf ganz bestimmt nicht lange durchhalten würde.
    Mit zusammengebissenen Zähnen wälzte sich Arri weiter herum, stemmte sich halb in die Höhe und versuchte, den bohrenden Schmerz in ihrem Knie so weit zurückzudrängen, dass sie aufstehen konnte. Es gelang ihr, wenn auch nur mit äußerster Anstrengung, und sie spürte sofort, dass sie allenfalls dazu in der Lage sein würde zu humpeln, auf gar keinen Fall aber zu laufen - oder gar in den Kampf einzugreifen und ihrer Mutter zu helfen!
    Mühsam drehte sie sich um und suchte nach dem Schwert, das der Krieger zuvor beim Angriff auf sie in den Boden gerammt hatte. Es spielte keine Rolle, ob sie mit der Waffe umgehen konnte oder nicht - wenn sie nicht innerhalb der nächsten wenigen Augenblicke in den Kampf eingriff und wenigstens einen der Krieger ablenkte, und sei es nur kurz, dann war es vorbei. Es spielte nicht einmal eine Rolle, ob sie bei dem Versuch ihr Leben verlor oder nicht. Wenn ihre Mutter unterlag, dann war es um sie ebenfalls geschehen.
    Sie entdeckte die Waffe nur wenige Schritte entfernt, wo sie noch genau so im Boden steckte, wie sie sie zurückgelassen hatte. Von ihrem Besitzer war keine Spur zu sehen, aber Arri verschwendete nur einen flüchtigen Gedanken an ihn; wahrscheinlich war er davongekrochen, um seine Wunden zu lecken. Wimmernd humpelte sie los.
    Das Schwert steckte so tief im Boden, dass sie mit beiden Händen zugreifen musste, um es herauszuziehen, und als die Waffe endlich frei kam, geschah das mit einem so plötzlichen Ruck, dass sie nach hinten stolperte, das Gleichgewicht verlor und stürzte. Diesmal war der Schmerz in ihrer Hand und dem Knie so grausam, dass sie gellend aufschrie und das Schwert wieder fallen ließ. Sie verlor nicht das Bewusstsein, glitt aber für endlose Momente durch pure Trübheit ohne äußere Eindrücke und Gedanken, und die Verlockung, einfach loszulassen und auf den Grund des schwarzen Sees zu sinken, der sich in ihr auftat, wurde beinahe übermächtig.
    Ein gellender Schrei schnitt wie ein Messer durch die schwarzen Spinnweben, die ihre Gedanken einhüllten.
    Es war die Stimme ihrer Mutter. Und es war Schmerz, den Arri darin hörte.
    Mühsam wälzte sich Arri herum. Alles drehte sich um sie. Die Nacht, der nahe Wald und die Gestalten ihrer Mutter und der beiden Krieger verschwammen vor ihren Augen, und ihr wurde wieder übel. Trotzdem stemmte sie sich zitternd auf beide Hände und das unversehrte Knie hoch und tastete dann mit zusammengebissenen Zähnen nach dem Schwert. Es lag irgendwo nur ein kleines Stück neben ihr im Gras, aber im ersten Moment konnte sie es nicht sehen und drohte in Panik zu geraten. Sie meinte zu erkennen, dass ihre Mutter jetzt auch aus einer Wunde am Arm blutete. Aber immerhin stand sie noch, und sie hatte auch ganz offensichtlich sogar die Kraft, sich zu verteidigen. Aber wie lange noch?
    Endlich entdeckte sie das Schwert, genau in der anderen Richtung als der, in der sie die Waffe vermutet hatte. Hastig streckte sie die Hand danach aus und schloss die Finger um den lederumwickelten Griff. Ein Fuß in einer groben Ledersandale senkte sich auf ihre Hand hinab und presste sie mit so grausamer Kraft nieder, dass sie vor Schmerz aufschrie. »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun«, sagte eine Stimme über ihr. »Jedenfalls nicht, wenn du weiterleben willst.«
    Arri fiel schwer auf die Seite. Ihr wurde erneut schwarz vor Augen, und sie hätte das Schwert losgelassen, aber sie konnte es nicht. Der Fuß presste ihre Hand noch immer mit so grausamer Kraft auf den Boden, dass sie das Gefühl hatte, jeder einzelne ihrer Finger wäre gebrochen. Ein verzerrtes Gesicht tauchte über ihr auf, floss auseinander wie ein Spiegelbild auf schmutzigem Wasser, in das

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