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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wieder an Lea gewandt, fuhr er fort: »Ich sage es dir nicht noch einmal!«
    »Was?«, gab Lea in bewusst abfälligem Ton zurück. Sie lachte -diesmal klang es fast überzeugend -, machte zwei schnelle Schritte auf die Krieger zu und ließ das Schwert dabei mit einer ruckartigen Bewegung durch die Luft schnellen, mit der sie das Blut von der Klinge schleuderte. Sie befand sich noch immer weit außerhalb der Reichweite der drei Krieger. Trotzdem fuhren die Männer erschrocken zusammen, und zumindest der verletzte Mann zog sich hastig um die gleiche Entfernung zurück, um die sie sich ihm genähert hatte.
    »Lass uns einfach gehen, Sarn«, fuhr sie fort. »Das ist es doch, was du von Anfang an wolltest, und ich gebe sogar zu, dass du Recht hattest und ich im Irrtum war. Wir hätten niemals hierher kommen sollen. Lass uns in Frieden ziehen, und niemandem wird ein Leid geschehen.«
    Sarn wirkte regelrecht verblüfft, aber dann verdunkelte ein Ausdruck schierer Wut sein Gesicht. Er schüttelte heftig den Kopf. »Dazu ist es zu spät. Du hast die Götter lange genug erzürnt. Jetzt verlangen sie ihre Opfer!«
    »Lass mich raten«, sagte Lea spöttisch. »Es besteht nicht zufällig darin, dass ich dir meine Geheimnisse verrate?«
    »Von deinen Hexenkünsten will ich nichts wissen«, sagte Sarn scharf. »Du hast schon viel zu lange und viel zu viel Schaden damit angerichtet. Die Götter sind erzürnt. Sie verlangen nach Blut.«
    Lea kam zwei Schritte näher, blieb wieder stehen und hob das Schwert nun mit beiden Händen vor das Gesicht, indem sie seine Spitze mit der Linken stützte. Ihr Blick glitt scheinbar nachdenklich über die schlanke, selbst in der Nacht noch wie ein Blitz aus gefangenem Sonnenlicht schimmernde Klinge. »Blut?«, fragte sie lächelnd. »Nun, wie es scheint, haben sie ja schon etwas davon bekommen. Möchtest du, dass ich noch mehr davon vergieße? Vielleicht ein wenig von deinem?«
    Arri fragte sich, was ihre Mutter da überhaupt tat. Sie spielte auf Zeit, das war klar - aber gerade Zeit war das, was sie am allerwenigsten hatte. Ihr Kleid hatte sich über der linken Seite mittlerweile vollkommen dunkel von ihrem eigenen Blut gefärbt, und wie ihr Rücken aussah, dass wagte sich Arri lieber gar nicht erst vorzustellen. Mit jedem Atemzug, den sie ungenutzt verstreichen ließ, musste sich das Kräfteverhältnis mehr zu ihren Ungunsten verschieben. Warum also tat sie das?
    »Wenn du sterben willst, dann ist das deine Entscheidung«, sagte Sarn hart. »Ich werde zu den Göttern beten, dass sie dein Leben verschonen, und es sind großzügige Götter, die meine Stimme erhören werden. Aber nur, wenn du mit diesem sinnlosen Morden endlich aufhörst.«
    Nicht nur Arri verschlug diese Unverschämtheit regelrecht die Sprache; auch Lea riss überrascht die Augen auf und starrte den Dorfältesten einfach nur fassungslos an. Dann aber ließ sie das Schwert ganz langsam wieder sinken, entspannte sich und machte einen weiteren Schritt, um sofort wieder stehen zu bleiben. Sie war jetzt fast in Reichweite der beiden Krieger.
    »Woher weiß ich, dass ich dir trauen kann?«, fragte sie misstrauisch.
    »Du wagst es, an meinem Wort zu zweifeln?«, keuchte Sarn. »Du.«
    »Nein, nur an dem deiner Götter, alter Mann«, fiel ihm Lea spöttisch ins Wort. Sarn fuhr zusammen und wurde noch blasser, und Lea schüttelte den Kopf, ließ das Schwert noch weiter sinken und fügte in nachdenklichem Tonfall hinzu: »Dann gibst du mir also dein Wort, dass meiner Tochter und mir nichts geschieht?« Sie machte eine flatternde Bewegung mit der freien linken Hand, und eine Spur winziger Blutstropfen, die von ihren Fingern ins Gras fielen, zeichnete sie dunkel und glitzernd auf dem Boden nach. »Hier, vor all diesen Männern?«
    Sarn sah aus, als träfe ihn jeden Moment der Schlag. Er presste die Kiefer so fest aufeinander, dass Arri meinte, seine wenigen verbliebenen Zähne knirschen zu hören, und seine rechte Hand umschloss den Stab mit solcher Kraft, als wollte er ihn zerbrechen. »Ich verspreche dir, dass dir und deiner Tochter nichts geschieht, bevor ich nicht die Götter gefragt und sie über euer Schicksal entschieden haben«, sagte er gepresst.
    Einen Moment lang stand Lea noch immer völlig reglos und mit unverändertem Gesichtsausdruck da, dann seufzte sie tief, und nicht nur Arri konnte regelrecht sehen, wie alle Kraft aus ihrem Körper wich. Ihre Schultern sanken nach vorne, und sie setzte die Schwertspitze auf die Erde, als

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