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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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innerlich wieder Dragosz zuwandte.
    Nein, sie war ganz sicher: Dragosz hatte sie genauso aufrichtig geliebt wie sie ihn. Die Dunkelheit, die sie umschloss und in ihr Herz Einzug gehalten hatte, löste sich nicht auf. Aber sie wurde durch das Gefühl der ruhigen Gewissheit ergänzt, dass Abdurezak und die anderen nicht darüber bestimmen konnten, was nach ihrem Tod geschah. Sie würde Dragosz wieder begegnen, da war sie sich sicher, und es würde eine Begegnung in Liebe sein.
    Arris Blick war in weite Ferne gerichtet, und als sie sich an das Lächeln erinnerte, dass ihr Dragosz einmal geschenkt hatte, nachdem sie sich leidenschaftlich geliebt hatten, wich für ein paar Augenblicke der Druck aus ihrem Kopf. Ja, Dragosz war ihr Mann, er war es gewesen, und er würde es immer bleiben, wenn es nach ihr ging. Ihre Seelen würden für immer verbunden bleiben – und genauso vereint, wie es ihre Körper in den Zeiten der Hingabe gewesen waren.
    Und das waren sie wirklich gewesen, immer wieder, und mit einer Heftigkeit, die sie noch jetzt erschaudern ließ. Seinen Körper zu spüren, seine Kraft, seine Zärtlichkeit; die Hände, die sie auf eine Art ertastet und erkundet hatten, die sie hatte erschauern lassen …
    Den schönsten, den kostbarsten Augenblick hatte sie tief in ihrem Herzen vergraben. Den Augenblick in der Höhle, nachdem sie ihren kostbarsten Schatz dort versteckt hatten, ihr Zauberschwert. Es war ein zeitloser Augenblick gewesen, ein Augenblick voller Hingabe und Selbstvergessenheit, in dem alle Strapazen unwichtig wurden, die hinter ihnen lagen, und alle Mühsal, die sie erwartete, bis Urutark tatsächlich zu ihrer Heimat geworden war.
    Sie erinnerte sich an jede noch so winzige Einzelheit, und diese Erinnerung war das Einzige, was ihr von Dragosz geblieben war. Zugleich war es etwas, das nur ihr allein gehörte, und das ihr kein anderer nehmen konnte …
    Sein Gesicht, wie es sich ihr zuwandte, wie er sie küsste, wie sie sich mit ihm über den rauen Sand wälzte, wie sich der Blick in seinen Augen in Ektase veränderte, wie sich seine Hände um ihre Hüften schlangen, seine Finger fordernd ihren Körper erkundeten …
    Sie stieß einen erstickten Laut aus, fast so wie früher, wenn sich zuerst ihre Finger gefunden hatten und ihre Berührungen sich dann vom Zärtlichen ins Leidenschaftliche steigerten; wie als Antwort darauf, dass er sie einmal mehr fast grob an sich herangezogen hatte, ohne dass sie ihm hätte Widerstand leisten können … oder wollen.
    Ein erstickter Laut. Laut der Leidenschaft. Laut der Trauer und des Verlustes, Laut des Wissens, dass sie all das unwiederbringlich verloren hatte. Und doch war Dragosz’ Gesicht jetzt mehr als nur ein Schemen, es war so nah und voller Leben, dass sie sich nicht gewundert hätte, wenn er sich tatsächlich vorgebeugt und sie gleichzeitig zärtlich und fordernd auf die Lippen geküsst hätte.
    »Arri!«
    Dragosz’ Stimme vermischte sich mit einer jüngeren, helleren Stimme, und sie zuckte so stark zusammen, dass sie sich fast in ihren Fesseln verheddert hätte.
    Der Pfeil schnellte ab. Zumindest glaubte das Lexz – und sein Körper spannte sich in Erwartung des Aufschlags an, mit dem ihn der Pfeil erwischen würde, um sich in seinen Hals zu bohren, oder schlimmer noch: in eines seiner Augen. Und dann hörte er das Sirren und spürte einen harten Aufschlag. Und er kippte nach unten, rutschte durch, wurde von dem Rankengewächs wieder aufgefangen – und irgendetwas prallte mit so brutaler Wucht auf ihn, dass ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Bunte Sternchen tanzten vor seinen Augen, doch als sie verblassten, herrschte um ihn herum ein fürchterliches Gekribbel und Gewusel, das keinen Anfang und kein Ende zu haben schien …
    Lexz schrie auf. Das war ein Albtraum. Er lag in seiner Hütte in seinem Heimatdorf und träumte irgendeinen Unsinn von einer Himmelsscheibe aus Bronze und Gold, die von fleischfressenden Pflanzen verschleppt worden war, und dann träumte er von Leichen, die in den Bäumen hingen und auf Wanderer schossen – bevor sie den Halt verloren und sich mit ihrem ganzen Gewicht auf ihr Opfer warfen …
    »Lexz!«, brüllte eine wohlbekannte Stimme. »Raus hier! Komm zu dir!«
    Die Sätze ergaben keinen Sinn. Er wollte ja nichts weiter, als sich herumdrehen und die Hand beiseite stoßen, die an ihm zerrte, um noch ein bisschen zu schlafen. Die letzten Tage waren so anstrengend gewesen. Der Bogenschütze …
    Der Bogenschütze! Lexz war

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