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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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plötzlich wieder hellwach, riss die Augen auf – und bereute es schon im selben Augenblick.
    Was auch immer er für einen Albtraum gehalten hatte: Es war Wirklichkeit geworden. Auf ihm lag tatsächlich jemand – oder vielleicht auch ein Etwas – und er starrte in das, was vielleicht einmal ein Gesicht gewesen war, vielleicht aber auch etwas ganz anderes.
    Dieser verdammte Bogenschütze hatte nicht auf ihn geschossen – er war auf ihn gefallen und dabei aufgeplatzt, und jetzt lief irgendetwas über ihm aus, etwas Zähes und Stinkendes, dem er genau so wenig entkommen konnte wie dem Kribbeln und Schlängeln auf ihm. Lexz wischte wie von Sinnen mit beiden Händen alles weg, was er erreichen konnte, und versuchte dann die Gestalt von sich herunterzuschieben, die seltsam verrenkt über ihm lag. Der Tote rührte sich, wenn auch auf ganz andere Weise, als Lexz das erwartet hätte – von innen heraus, und nicht wie ein zusammenhängender Körper. Lexz griff voller Panik in irgendetwas Weiches, der Bogenschütze rutschte halb von ihm herunter, und gleichzeitig brach etwas in ihm auf, so als begänne er in seine Bestandteile zu zerfallen. Lexz hatte die verrückte Vorstellung, dass der Mann nur noch aus der leeren Hülle bestand, die von der vermoderten Kleidung zusammengehalten wurde. Ein würgendes Geräusch entrang sich seiner Kehle, als bittere Galle nach oben drängte.
    »Verdammt, jetzt komm endlich!« Es war Torgon, der ihn anbrüllte und an ihm herumzerrte. Lexz spürte, wie etwas riss, und dann trat Torgon zurück, sein Hammer sauste auf Lexz zu und zerschmetterte direkt neben ihm etwas Grünliches, das mit einem platschenden Geräusch zerplatzte, und eine Mischung aus Pflanzensaft und Blut spritzte hervor.
    Lexz wurde schwarz vor Augen, er bekam kaum noch Luft – aber dann rutschte der Bogenschütze endgültig von ihm herunter, und das Nächste, was er sah, war Torgons rundes Gesicht, das verschwitzt und vor Anstrengung gerötet schien, und so besorgt wirkte, als habe er befürchtet, Lexz sterbend vorzufinden.
    So fürchterlich Torgon auch aussah, als er da auf ihn herabstarrte, erschien er Lexz dennoch wie eine Erlösung. »Endlich«, keuchte er. »Wo warst du bloß so lange? Ich hätte das keinen Augenblick länger ausgehalten.«
    Torgon warf einen Blick zu der Stelle hinüber, auf der die Leiche des Bogenschützens aufgeplatzt war. Er schluckte hart – und sein Gesicht nahm mit einem Mal eine bläuliche Färbung an. »Nur weg hier«, stieß er hervor. Er zerrte jetzt so heftig an Lexz herum, als wolle er ihn auseinanderreißen.
    »Wir haben es geschafft«, stieß er hervor, während er ihn endlich richtig zu packen bekam und mit brutaler Kraft hochzog. »Wir sind raus aus dem Wald!«
    Lexz hätte beinahe laut aufgelacht. Sie waren doch noch mitten im Wald, in dem schlimmsten Teil sogar, dort, wo alles so schnell wucherte, als wollte es sie für ihre Flehgesänge verhöhnen, mit denen sie in letzter Zeit so häufig üppig wucherndes Grün herbeigesehnt hatten.
    » Gleich haben wir die Lichtung erreicht«, fuhr Torgon fort. »Jetzt sieh bloß zu, dass du bei Bewusstsein bleibst. Es sind bloß noch ein paar Schritte, dann sind wir bei Ekarna. Sie ist schon dort.«
    »Und das … dieser … der Bogenschütze da?«, würgte Lexz hervor.
    Torgon warf einen gehetzten Blick nach hinten. »Armer Kerl. Den haben sich schon die Würmer vorgenommen.«
    Dies wusste keiner besser als Lexz, aber das meinte er auch nicht. »Wie kommt der hierher? Und was … war mit ihm?«
    »Ist doch gleich«, stieß Torgon gehetzt hervor. »Alles ganz gleich.« Als er aber merkte, dass Lexz keine Ruhe geben würde, plapperte er während des Laufens etwas vor sich hin, das so ähnlich klang wie: »Der ist eben irgendwie hier reingeraten und hatte nicht das Glück, rechtzeitig aus diesem fürchterlichen Wald wieder herauszufinden. Vorher haben ihn schon die Ranken erwischt.«
    »Aber der wollte doch auf irgendjemanden schießen! Aber auf was, frage ich dich? Auf wen hat der Kerl mit seinem Pfeil angelegt?« Lexz torkelte neben Torgon weiter, knickte ein, bekam den Arm des Dicken zu packen und riss sich an ihm wieder empor, ohne dass Torgon deshalb auch nur ein Stück langsamer wurde.
    »Keine Ahnung, auf wen er angelegt haben mag«, schnappte Torgon. »Das muss uns auch nicht kümmern!«
    »Eine Ranke wollte er bestimmt nicht erschießen.« Lexz schaffte es endlich, mit Torgon Schritt zu halten. »Und bestimmt auch keine Made und keinen

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