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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wurde so hart getroffen, dass sie noch nicht einmal einen Schrei ausstoßen konnte. Ehe sie begriff, wie es dazu kommen konnte, wurde sie auch schon von einer weiteren Bö getroffen und so ungestüm zur Seite geschleudert, dass sie sich wie vom Fußtritt eines Riesen getroffen fühlte. Das also war es: die Rache der Götter für das schreckliche Verbrechen, das das Opferfest des Heiligen Wassers zur Katastrophe hatte werden lassen. Jetzt wurde sie dafür bestraft, und zwar ganz zu recht: Schließlich war sie für die rituelle Zubereitung des Wassers zuständig gewesen!
    Weitere harte Schläge trafen sie, der Atem wurde Arri von den Lippen gerissen. Irgendetwas traf sie am Rücken und warf sie zu Boden. Sie schrie auf oder versuchte es zumindest, aber es gelang ihr nicht ganz. Stattdessen fühlte sie sich hochgehoben, gepackt, von den Sturmgeistern herumgewirbelt, und ehe sie noch richtig begriff, wie ihr geschah, wurde sie nach oben gerissen und davongeschleudert, als wäre sie nicht schwerer als eine lächerliche Spielzeugpuppe aus Stroh und Bast. Ein gewaltiger Schlag traf sie, und dann landete sie mit dem Rücken auf durchweichtem Ufersand. Die Luft wurde ihr aus den Lungen geprellt, bunte Flecken tanzten vor ihren Augen …
    Sie musste wohl das Bewusstsein verloren haben, denn als sie wieder zu sich kam, sah sie jemanden neben sich liegen, eine verkrümmte, zerschmetterte Gestalt, die wie tot dalag. Arri blieb fast das Herz stehen. Isana …
    Sie versuchte die Hand nach dem Mädchen auszustrecken, aber es wollte ihr nicht gelingen. Sie war einfach zu schwach, und als sie die Augen zusammenkniff, um besser sehen zu können, erreichte sie nur das Gegenteil: so schummerig wurde ihr da, dass die Umwelt in grauschwarzer Finsternis zu versinken drohte.
    Sie musste sich zusammenreißen, und wenn schon nicht um ihrer selbst willen, so doch wenigstens, um Isana zu helfen. Das Mädchen hatte immer zu ihr gehalten, hatte zu ihr gestanden und geholfen, Missverständnisse zwischen ihr und den anderen auszuräumen. Sie hatte Arri zugehört, wenn ihr Herz voller Kummer gewesen war, sie hatte sie als Heilerin unterstützt, wann immer das möglich war, und sie war auch die Einzige, die jetzt noch wirklich und wahrhaftig zu ihr hielt.
    Isana durfte nicht tot sein! So grausam konnten die Götter nicht sein, ihr nach ihrem Mann auch die einzige Freundin zu nehmen, die sie unter den Rakern noch hatte …
    Und das war nicht das Einzige, was sie entsetzte. Sie hörte Schreie, das Gebrüll eines Mannes, und sie hatte den flüchtigen Eindruck von mehreren Gestalten, die auf sie zuhetzten. Kamen sie jetzt, um das zu vollenden, was der Sturm begonnen hatte? Wollten sie sie totschlagen, ihr jeden Knochen im Leib brechen, bevor man sie in den See warf, der vom Sturm aufgewühlt war?
    Arri versuchte die Hand nach Isana auszustrecken, aber ihre Finger krallten sich nicht in Stoff oder Fleisch, sondern nur in den feuchten, aufgerissenen Ufersand. Fassungslos starrte sie dorthin, wo sie eben noch das Mädchen gesehen hatte.
    Aber da war niemand mehr.
    Sie begriff es nicht. Und sie hatte auch keine Zeit, einen weiteren Gedanken darauf zu verschwenden. Der Sturm tobte immer noch, wenn auch vielleicht nicht mehr mit der vernichtenden Gewalt, mit der er sie hier hinausgeschleudert hatte. Erneut hörte sie das Geschrei der Männer und Frauen, die auf sie zueilten, um sie für das büßen zu lassen, was sie ihnen angetan hatte. Das Geräusch schwoll zu einem scharfen Wimmern an, das mit dem Wind verschmolz. Schließlich begriff sie, dass sie hier nicht bleiben konnte.
    Mühsam und unendlich langsam setzte sie sich also auf die Knie, dann wartete sie für die Dauer von zwei, drei gequälten Atemzügen, bevor sie vom Ufer wegkrauchte. Ihre Seite schmerzte, als wären ein oder zwei Rippen geprellt – wenn nicht noch etwas Schlimmeres – und vor ihren Augen flirrte nicht nur allerlei Unrat durch die Luft, sondern auch bunte Punkte, die davon kündeten, dass sie dem endgültigen Zusammenbruch näher war, als es ihr lieb sein konnte.
    Jetzt rächte es sich, dass sie in den letzten Tagen nichts gegessen hatte. Sie brauchte all ihre Kraft, um sich endgültig hochzustemmen und loszulaufen. Obwohl es mehr ein Torkeln als ein Laufen war, begriff sie doch sofort, was hier nicht stimmte: Ihre Füße waren nicht mehr zusammengebunden. Irgendetwas musste das Seil zerfetzt haben, als sie herumgewirbelt worden war.
    Sie war auf der Flucht.
    Zakaan befand sich am

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