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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Hascht du vielleicht ein Plätschen für mich?«
    Abdurezak schüttelte den Kopf. »Aber nein. So etwas habe ich nicht. Doch – tretet ruhig alle näher. Mein Bruder und ich, wir sind gerade dabei, uns auszutauschen. Dabei sind wir auf ein paar Sachen gestoßen, die alles über den Haufen werfen, was wir übereinander zu wissen glaubten.«
    »Auch, was Dragosz betrifft?«, fragte Lexz düster und blieb so abrupt stehen, dass es nach Abdurezaks freundlicher Einladung schon fast einer Beleidigung gleichkam.
    Ein dunkler Schatten verdüsterte Abdurezaks Gesicht. »Dragosz ist tot«, sagte er. »Er wurde vergiftet – wie auch viele andere gute Männer und Frauen. Aber das ist nicht das Einzige, was geschehen ist. Ein schreckliches Unwetter hat es gegeben, das das halbe Dorf verwüstete.«
    Lexz schnappte nach Luft. Immer wieder hatte er sich ausgemalt, was passieren würde, wenn sie auf Dragosz’ Leute stießen. Aber niemals war er davon ausgegangen, dass Dragosz dann nicht mehr am Leben sein würde. Es war einfach unvorstellbar!
    »Dragosz ist nicht der erste Tote gewesen«, ergänzte Zakaan ernst, »und er wird auch nicht der Letzte sein.«
    »Das sind keine guten Neuigkeiten«, befand Torgon, während er mit Ekarna näher kam, um sich schließlich so großspurig neben Lexz aufzubauen, als wäre er es, der hier das Sagen hatte. »Aber wenn Dragosz tot ist, dann ist doch jetzt Ragok sein Nachfolger!«
    »Du hast es ja mächtig eilig, die Nachfolge zu vergeben«, stellte Abdurezak fest. Jede Fröhlichkeit war aus einem Gesicht gewichen. »Aber es gibt auch noch andere, die Anspruch auf Dragosz’ Nachfolge erheben.«
    »Lass mich raten.« Torgon stieß sich in einer übertriebenen Art an Lexz vorbei und schlenderte auf die beiden alten Männer zu. »Heißt einer von ihnen vielleicht Taru?«
    Abdurezak nickte. »Selbstverständlich. Aber auch er ist nicht der Einzige. Da ist noch Arianrhods Sohn Kyrill.«
    »Arianrhod? Kyrill?« Torgon schüttelte den breiten Kopf. »Habe ich nie gehört. Sie können nicht zu unserem Volk gehören.«
    »Nun, Arri ist …«
    Arri? Lexz zuckte zusammen, als er den Namen hörte. Hatte Abdurezak wirklich gerade Arri gesagt? Meinte er damit etwa jene Arri, von der Dragosz ihm vor einer Ewigkeit erzählt hatte?
    Ekarna gab ihm einen Knuff in die Seite, als Lexz’ Gedanken in die gefährliche Richtung der Wachträume und verborgenen Sehnsüchte davontrudelten, die Arris Namen für ihn zu etwas ganz Besonderem hatten werden lassen.
    »Schläfst du immer mit offenen Augen und offenem Mund?«, fragte Ekarna spöttisch.
    »Was?« Lexz zuckte zusammen. »Natürlich nicht. Ich hab nur gerade an etwas denken müssen.«
    Ekarna nickte und griff nach seiner Hand. »Bestimmt an Isana. Hab ich recht?«
    »Ja. Oder nein.« Lexz schüttelte verwirrt den Kopf, ließ es aber zu, dass ihn Ekarna mit sich zog.
    Torgon hatte sich inzwischen bereits zu den beiden alten Männer ins Gras gesetzt, und Byrta und Partuk waren gerade dabei, seinem Beispiel zu folgen – wobei sie es sich allerdings ein gutes Stück von den anderen bequem gemacht hatten, ganz so, wie es sich gehörte, wenn die Ältesten im Gespräch waren. Nur Granartara fand keine Ruhe. Sie lief mit leicht eckigen Bewegungen auf und ab. Lexz fragte sich, ob sich nicht endlich jemand aufraffen konnte, sie mit deutlichen Worten zum Sitzen aufzufordern, damit sie mit ihrer Art nicht noch alle wahnsinnig machte.
    Als Zakaan bemerkte, dass Ekarna und Lexz Hand in Hand auf sie zuhielten, machte er eine einladende Handbewegung. »Setzt euch doch zu uns …«
    Lexz erfuhr niemals, was er noch hatte sagen wollen. Ein Pfeil sauste an ihn ihm vorbei und traf Granartara: Er schlug in ihren Nacken ein, durchbohrte ihren Hals, zerschmetterte ihren Kehlkopf und trat an der anderen Seite wieder aus.
    »Hast du gehört, Mutter?«, schrie Arri in den Himmel hinein. »Diesmal werde ich mir selbst helfen!«
    Ein heftiger Windstoß antwortete ihr, riss sie fast von den Füßen. Bevor sie überhaupt begriff, was geschah, fuhr die Bö wie ein wütender Dämon in die dichten, grauschwarzen Wolken und peitschte sie auseinander. Und plötzlich waren es nicht nur einzelne Lichtstrahlen, die durch den verhangenen Himmel brachen, sondern dort bot sich eine große Fläche, strahlend hell und sengend, und die fürchterliche Kraft der Sonne, die während des Unwetters ausgesetzt hatte, schlug nun wieder mit umso verheerender Wut zu.
    Geblendet schloss Arri die Augen und riss sie

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