Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Lexz machte einen erschrockenen Satz zur Seite und ließ die Tür los. Das Grollen des Donners schien für kurze Zeit noch lauter zu werden, fast so, als wollte er ihnen eine Warnung zurufen oder sie verhöhnen. Der Wind schmetterte die Tür mit einem dumpfen Krachen wieder zu und verkeilte sie dabei so fest in dem Rahmen, dass sie dort eingeklemmt hängen blieb.
    Die Frage war nur, wann der Sturm sie wieder anspringen und neuerlich aus der Halterung reißen würde.
    »Los jetzt mit dir!«, schrie ihm Ekarna ins Ohr, um das Heulen des Windes und das Donnergrollen zu übertönen. »Wir können hier doch nicht bleiben! Wir müssen fort!«
    Lexz erriet ihre Worte mehr, als dass er sie wirklich verstand. Ein Teil von ihm wollte auch nichts mehr, als sich zusammen mit den anderen weiter in den vermeintlich schützenden Bereich des Hauses zurückzuziehen; es war der gleiche Teil, der ihm immer lauter und eindringlicher zu erklären versuchte, dass alles andere reiner Wahnsinn wäre. Trotzdem schüttelte er zur Antwort nur den Kopf und drehte gleichzeitig das Gesicht zur Seite, um dem Regen zu entgehen, der genau über ihm ungehindert durch ein kopfgroßes Loch im Dach hineinprasselte und wie mit Nadeln in seine Haut stach.
    Ekarna drückte sich an ihn, und ihr Gesicht kam ihm dabei so nahe, dass es aussah, als wolle sie ihn küssen. Lexz spürte, dass ihr Haar in nassen, glänzenden Strähnen an ihrer Stirn und ihren Wangen klebte, und dass sie so schnell atmete, als könne sie in der von aufgewirbeltem Unrat und Grasteilchen erfüllten Luft nicht mehr richtig atmen.
    Lexz erging es kaum besser. Aber es war erst die Sorge um Ekarna, die ihn zur Besinnung brachte. Er musste sie und die anderen unbedingt hier rausbringen! Als er sich umdrehte und zu den anderen hinüberblickte, die sich auf die andere Seite des Hauses geflüchtet hatten, hätte er beinahe das Gleichgewicht verloren. Und jetzt erst erkannte er, dass Abdurezak mehr im Sinn gehabt haben musste, als ihrer aller Leben den lächerlichen Wänden aus Weidengeflecht anzuvertrauen.
    Die Rückseite des Hauses war unverkleidet, sodass er auf den nackten Fels starrte. Aber das war noch nicht alles. Der Tür gegenüber tat sich in der Felswand eine rettende Öffnung auf.
    Ekarna verkrallte sich in Lexz und zog ihn noch näher an sich heran. »Wir müssen da runter!«, brüllte sie ihm ins Ohr. »Die Hütte fliegt uns gleich um die Ohren!«
    Lexz glaubte ihr das sofort. Der Wind pfiff inzwischen wieder durch jede Ritze, die er finden konnte. Das Weidengeflecht der Wände ächzte unter dem Druck, der darauf lastete, und das Gras, das zur Dämmung zwischen das Geflecht gedrückt worden war, flog erst an einigen wenigen Stellen und dann in ganzen Büscheln davon. Grasstücke, Holzsplitter, zerfetzte Pflanzenteile und abgerissenes Schilfrohr, all das pfiff Lexz und den anderen um die Ohren, einiges davon schrammte ihm auch über die Hände und das Gesicht.
    Ekarna ließ nicht locker. Es gab wohl keinen Menschen, der ihn so gut kannte wie die Raubkatze, und natürlich ahnte sie auch jetzt, was in ihm vorging. Mit mehr als nur sanfter Gewalt drehte sie ihn herum, was schon allein deswegen klug war, weil ihm all die kleinen Teile dann wenigstens nicht mehr ins Gesicht flogen und dabei ganz nebenbei auch sein Augenlicht gefährdeten.
    Er kam nicht umhin zu sehen, was sich da vor ihnen auftat: Der unbehauene und erschreckend schmale Eingang zu einer Höhle, oder vielmehr in einem schlauchförmigen Gang, der irgendwo in der unermesslichen Weite des Berges endete.
    »Da rein jetzt«, fauchte ihm Ekarna ins Ohr. »Und dass du mir nicht abhaust, so wie das letzte Mal, als wir in einer Höhle Unterschlupf suchen wollten!«
    Sie gab ihm einen kleinen aber kräftigen Schubs, der ihn vorwärtstaumeln ließ. Der Gang vor ihm war schwarz und dunkel und schien das wenige Licht, das durch das zunehmend undichte Dach der Hütte drang, vollständig zu verschlucken. Alles sträubte sich in Lexz, sich dieser steinernen Dunkelheit anzuvertrauen. Er hatte eine instinktive Abneigung gegen alles Dunkle und Schwarze, und mied Höhlen und Stollen, wo es nur ging.
    Doch bevor er dem Zerren von Ekarna nachgeben konnte oder musste, flammte etwas auf. Abdurezak hatte eine Fackel entzündet, wie er sofort erkannte. Vielleicht hatten die früheren Bewohner der Hütte sie lediglich liegen lassen, vielleicht diente der Gang aber auch zu irgendetwas anderem – und seine Benutzer hatten hier vorausschauender

Weitere Kostenlose Bücher