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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Buschgruppe hinter ihnen, deren dunkle Stellen wie Raubtiere aussahen, die sich zum Sprung anspannten. »Ich verstehe nicht …«
    »Du verstehst es wirklich nicht, nicht wahr?« Isana schüttelte den Kopf, und es lag so viel Wut in dieser Bewegung, dass Taru zurückgezuckt wäre, wenn jetzt nicht etwas ganz anderes in ihm aufgestiegen wäre: eine unglaubliche Empörung. »Dragosz hatte dafür gesorgt, dass man mich bei der Wahl der Heilerin einfach überging. Meinst du denn im Ernst, dafür hätte ich Surkija umgebracht?«
    »Surkija?« In Taru brach etwas zusammen, Stück für Stück, wie eine treibende, von einer Sturmbö hochgedrückte Eisscholle, die an einem Felsen zerschellt. »Surkija?«
    Das konnte noch weniger wahr sein. Er erinnerte sich nur zu gut daran, dass es viele Gerüchte um den Tod der Heilerin gegeben hatte, wegen der Dragosz den Streit mit seinem Bruder angefangen hatte. Aber niemals wäre er auf die Idee gekommen, dass Isana etwas mit dem Tod von Surkija zu tun haben könnte, die sich ihrer wie eine Mutter angenommen hatte. Was war das nur für ein Abgrund in ihr, welche dunklen Mächte hatten von Isana bloß Besitz ergriffen, um sie so zu verderben und ein großes Unheil über die Menschen in ihrer Umgebung bringen zu lassen?
    »Surkija hatte nun wirklich den Tod verdient«, sagte Isana verächtlich. »Findest du nicht?« Sie wartete aber keine Antwort ab, sondern schüttelte nur so wild den Kopf, dass ihre Haare hin und her flogen. In diesem Augenblick sah sie fast wie ein böser Geist aus. »Schließlich war sie doch der Grund, warum unser Volk auseinanderbrach. Und außerdem«, dabei kicherte sie böse, »stand sie mir im Weg. Schließlich wollte ich die Heilerin werden. Und mich an Dragosz rächen.«
    Amar sah zur Seite, als hätte er ein Geräusch gehört, und auch die beiden Krieger hinter ihm wechselten einen schnellen Blick. Irgendetwas musste sie alarmiert haben. Als ein Vogel aus dem Gebüsch aufflatterte, entspannten sie sich wieder.
    Amar trat näher an Isana heran und legte ihr die Hand auf den Arm. »Lass es gut sein.« Sein Gesichtsausdruck hatte sich auf eine Weise verändert, die Taru nicht deuten konnte. Was ihm aber überhaupt nicht gefiel, war, dass auch der Hohepriester den Knauf seines Schwertes umfasste. »Bringen wir es hinter uns.«
    »Nein«, sagte Isana, »ich lasse es nicht gut sein! Weil es nämlich nicht gut ist. Und weil es nie gut war!«
    Amar schüttelte ganz leicht den Kopf. »Das ist weder die richtige Zeit noch der richtige Ort, um darüber zu sprechen.«
    »Das ist sogar die einzige richtige Zeit und der einzige richtige Ort, um darüber zu sprechen«, widersprach Kenans Tochter. »Schließlich soll Taru doch das Wissen um das Versagen seines Vaters mit in den Tod nehmen.«
    In den Tod nehmen . Taru erstarrte. Er wusste längst, dass er hier nicht mehr lebend wegkam, wenn es nach Amar und Isana ging. Aber es war gar nicht gut, dass Isana dies nun auch ausgesprochen hatte. Amar musste spätestens jetzt begreifen, dass ihn Taru angreifen würde, statt sich einfach niedermetzeln zu lassen.
    »Immer musste ich alles so machen, wie es die anderen wollten!« Isana fuhr sich mit beiden Händen durch ihre Haare. »Ich wollte auch mal etwas tun, das ich will.« Ihre Stimme wurde leiser. »Ich habe Dragosz geliebt. Ich wollte nichts weiter als Surkijas Stelle an seiner Seite einzunehmen.«
    Taru spürte, wie ihm ein Schweißtropfen über die Stirn ins Auge lief. Er versuchte ihn wegzublinzeln. Gleichzeitig wollte er sein Gewicht ein Stück weit auf den rechten Fuß verlagern.
    »Du wirst ihre Stellung als Heilerin in eurer Gemeinschaft einnehmen«, sagte Amar. Auch seine Körperhaltung veränderte sich. Die beiden Männer hinter ihm spannten sich erneut an.
    Isana schien ihn gar nicht verstanden zu haben. »Arri hat mein Leben zerstört«, murmelte sie. »Ich habe alles verloren: den Mann, den ich liebte. Die Möglichkeit, irgendwann einmal Heilerin zu werden. Die Stellung in der Gemeinschaft, die ich verdiente.« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und starrte nach oben. »Es wird eine schöne Nacht. Die Wolken werden sich verziehen, die Seelen der Toten werden leuchten wie die Sterne.« Ihr Kopf wandte sich wieder herunter. »Dragosz war mein Mann, Taru! Nicht der Mann von Surkija. Und schon gar nicht der von dieser unerträglich einfältigen Arri!«
    Die letzten schräg einfallenden Strahlen der Sonne blendeten Arri so stark, dass sie sich kaum orientieren konnte.

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