Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe
kaum das richtige Wort. Ekarna hatte ihn geliebt, das hatte er spätestens in dem Augenblick begriffen, als er die Sterbende in den Armen gehalten hatte.
Und irgendetwas in ihm hatte sie auch geliebt. Vielleicht nicht ganz so, wie ein Mann eine Frau liebt. Aber auf so tief und aufrichtig, dass es ihm einfach unbegreiflich erschien, dass sie jetzt von ihm gegangen war.
»Es ist nicht fürchterlich«, stieß Lexz hervor und wischte Torgons Hand beiseite. »Es ist ungerecht. Sie war doch voller Leben!« Die eisige Kälte schien bis ganz tief in seine Knochen einzudringen, bis in den letzten Winkel seiner Seele. »Und jetzt lass mich in Ruhe«, murmelte er kraftlos.
Torgon sah so ernst und erschüttert aus, wie Lexz ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Aber er schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, das wird nicht gehen.« Er deutete zurück, in die raue Reihe der Felsen, die sich in der Unendlichkeit der Abenddämmerung hinter ihnen verloren. Schreie schallten von dort herüber, das Geräusch harter Schläge, das Klirren von Metall auf Metall. »Da wird gestritten. Ich vermute, es sind Nors Leute, die gegen Amars Männer kämpfen. Und wir stehen hier … ohne Deckung.«
»Ja, ohne Deckung. So wie Ekarna.«
Er warf einen Blick auf sie. Sie lag ein wenig gekrümmt da, beinah so, als hätte sie sich nur zum Schlafen hingelegt. »Ich kann dich hier nicht liegen lassen«, flüsterte er heiser.
Er bückte sich und nahm sie auf. Sie war noch warm, und würde nicht der Pfeil in ihrer Kehle stecken und wäre nicht das Blut über ihre Brust gelaufen, man hätte tatsächlich meinen können, dass sie nur in einen tiefen, festen Erschöpfungsschlaf gefallen war.
Ohne ein Wort, ohne sich umzudrehen, und ohne auch nur einen Gedanken an seine Gefährten zu verschwenden, lief er mit Ekarna in den Armen los.
Ein eisiger Wind kam auf, zumindest schien es Taru so. Vielleicht war es aber auch nur Amars Anwesenheit, die ihn frösteln ließ, und die Art, wie dieser dastand, sprach und so tat, als sei er der Nabel der Welt und Taru nicht mehr wert als der Dreck unter seinen Fingernägeln.
Zu seinem Entsetzen trat Amar auf Isana zu, packte ihr Kinn und hob es so weit an, dass er ihr in die Augen sehen konnte. »Was machen wir nur mit diesem kleinen Kerl da, der meint, er könne ein großer Herrscher werden?«
Die Art, wie Amar diese niederschmetternden Worte aussprach, wie er Isana dabei ansah und wie sie seinen Blick erwiderte, das war von einer Vertrautheit, die der Lage überhaupt nicht angemessen schien. Mehr noch aber störte Taru der Tonfall, mit dem dieser aufgeblasene Wichtigtuer über ihn sprach.
»Hohepriester!«, sagte er scharf, »vielleicht hast du es ja schon vergessen, aber ich bin der Nachfolger meines Vaters Dragosz. Und als solcher verlange ich auch behandelt zu werden!«
Er fand, dass er das sehr gut gesagt hatte. Amar grinste jedoch nur breit, und dabei hielt er noch immer Isanas Kinn fest, während sie weiterhin zu ihm hochsah. Irgendetwas lief hier ganz und gar falsch, fand Taru. Er wünschte sich weit weg – oder zumindest sollte Rar an seiner Seite sein.
»Er möchte als Sohn behandelt werden«, stellte Amar fest, ohne mit diesem dämlichen Grinsen aufzuhören.
»Ja«, hauchte Isana. »Und das ist er ja auch. Ein kleines vorlautes Söhnchen.«
Sie löste sich aus Amars Griff und drehte sich zu Taru um. »Da hast du dir ja wohl die Falsche ausgesucht«, sagte sie auf eine sanfte Art, die genau das Gegenteil ausdrückte. »Wie konntest du nur glauben, dass ich mir das gefallen lasse?«
»Dir was gefallen lässt? Du hast doch …« Taru brach ab, als er merkte, dass er sich zu verhaspeln begann.
»Was hat Isana?«, fragte Amar. Sein übertriebenes Grinsen erlosch, doch was jetzt an dessen Stelle trat, wollte Taru erst recht nicht gefallen: Es war eine Mischung aus Hochmut und kalter Entschlossenheit. Taru versuchte seinem Blick standzuhalten, und das wäre ihm wohl auch gelungen, wenn da nicht etwas in Amars Augen gefunkelt hätte, das ihn zu Tode erschreckte.
»Willst du deiner groben Behandlung vielleicht noch eine Beleidigung folgen lassen?«, fragte Amar so leise, dass seine Worte im Raunen des Windes fast untergingen.
»Warum sollte ich?«, gab Taru zurück. »Ich merke doch, dass ihr euch gut kennt.« Er versuchte, seiner Stimme einen spöttischen Klang zu verleihen, aber das misslang ebenso kläglich wie sein Versuch, sich ein spöttisches Grinsen abzuringen.
»Oh, er hat gemerkt, dass wir uns
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