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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schürte den leisen Brechreiz, der sie schon beim Betreten der Hütte überkommen hatte, sodass sie überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
    Vielleicht war es am besten, wenn sie erst einmal für Licht und frische Luft sorgte.
    »Was ist nun mit dem Kümmelsud«, fragte Abdurezak, und sie begriff, dass er diese Frage nicht zum ersten Mal gestellt hatte.
    »Habe ich schon …«, Isana brach jedoch ab, als sie merkte, dass sie sich vor lauter Aufregung verhaspelte. »Ich habe einen großen Topf Kümmelsud gekocht, und an alle Kranken verteilen lassen.«
    Eigentlich stimmte das nicht so ganz. Es war Arri gewesen, die den Sud aufgesetzt hatte, und Isana hatte ihn nur verlängert und neu aufgekocht. Aber solche Feinheiten interessierten Abdurezak wohl kaum.
    »Aber du hast hier keinen …?« Als Isana den Kopf schüttelte, fuhr Abdurezak fort: »Dann eile dich. Hol Kümmelsud für Amara.«
    Isana sprang sofort auf. Doch sie zögerte wieder, als Amara ein »Nein!« hervorpresste.
    »Keinen … Sud mehr«, fügte Amara kaum hörbar hinzu. Ein erneuter Krampfanfall schüttelte sie und schnitt ihr die Worte ab, die sie offensichtlich noch hatte hinzufügen wollen.
    Isana sah Abdurezak fragend an, doch als dieser den Kopf schüttelte, hockte sie sich wieder hin. Sie war ratlos. Seitdem man Arri weggeführt hatte, war sie es gewesen, die als ihre Gehilfin zu den Kranken gerufen wurde. Eigentlich war sie sicher gewesen, dass sie dieser Aufgabe gewachsen war, schließlich hatte sie sich von Arri all das abgeguckt, was ihr Surkija zuvor nicht hatte beibringen können.
    Aber jetzt fühlte sie sich zwischen all den Kranken, denen sie Linderung verschaffen sollte, hin und her gerissen. Der Kümmelsud war die eine Sache. Aber was sollte sie tun, wenn er seine Heilkräfte nicht weit genug entfaltete? Wann war es richtig, ein magisches Ritual auszuführen, und wann, auf eine der Substanzen zurückzugreifen, denen man heilende Wirkung zusprach?
    »Zakaan … ist bei Ragok«, stieß Amara hervor. »Und Ragok und Dragosz sind Feinde. Sie müssen sich wieder vertragen, Abdurezak, hörst du?« Die alte Frau richtete sich in ihrem Lager auf, und Abdurezak beeilte sich, sie zu unterstützen. »Versprich mir, dass du dafür sorgst, dass sie sich wieder vertragen?«
    Ihre Stimme wirkte jetzt genauso klar wie ihr Blick, und die Krämpfe blieben gerade einmal für eine Weile aus.
    Isana sah, wie es in Abdurezaks Gesicht arbeitete. Offensichtlich hatte er es bislang vermieden, Amara zu sagen, wem der Klagegesang der alten Weiber gegolten hatte. Offensichtlich glaubte sie noch immer, Dragosz sei am Leben. Und so wie es aussah, wollte ihr Abdurezak auch nicht verraten, was mit Arris Mann geschehen war.
    Isana konnte dies nur zu gut verstehen. Warum eine Sterbende mit quälenden Wahrheiten konfrontieren?
    »Ich werde alles tun, was nötig ist, damit wir uns wieder vereinen«, sagte Abdurezak. »Ragok und Zakaan sind auf dem Weg hierher, das spüre ich. Und wenn sie kommen …«
    »Kein Krieg!«, jammerte die Alte. »Kein Kampf! Versprich mir das!«
    Abdurezak zögerte kaum merklich, dann nickte er: »Ich werde es nicht zu einem Bruderkampf kommen lassen«, versprach er.
    Die Stimme der Sterbenden sank zu etwas herab, das kaum mehr als ein Wimmern war. »Und was ist mit der Himmelsscheibe? Hat Arianrhod sie dir gegeben, wie sie es dir versprach?«
    Die letzten Worte waren kaum mehr verständlich gewesen, aber Isana erschreckte sich so, dass sie das Bernsteinauge fallen ließ, das sie gerade in der Hand gehalten hatte.
    Die Himmelsscheibe? Arri sollte sie Abdurezak versprochen haben? Aber wenn das so war … hatte sie dann nicht einen schrecklichen Fehler begangen?
    »Du phantasierst«, sagte Abdurezak begütigend. »Arianrhod hat mir gar nichts gegeben. Und das wollte sie auch nie.«
    »Aber du und Dragosz …«
    Abdurezak schüttelte wieder und wieder den Kopf. »Das können wir alles besprechen, wenn du wieder gesund bist.«
    »Nein«, stöhnte Amara. »Ich werde nicht mehr gesund.« Sie ließ sich auf ihr Lager zurücksinken. »Ich gehe zu den Urahnen. Aber ich will ihnen in Frieden gegenübertreten … und nicht mit Furcht im Herzen.«
    »Das wirst du«, Abdurezak wandte sich an Isana. »Geh schnell, und hol die Dillpaste!«
    »Aber soll ich nicht lieber«, Isana hielt Abdurezak das Bernsteinauge hin, »ein beruhigendes Ritual ausführen? Ich glaube nämlich kaum, dass Dill …«
    »Tu, was man dir aufträgt«, sagte Abdurezak barsch.

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