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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bestätigte Arri. »Aber bei uns Rakern ist die Erbfolge anders geregelt als bei den meisten anderen Völkern. Bei uns ist es der jüngste Sohn, dem die Nachfolge zufällt.«
    »Ja, natürlich« Taru verschluckte sich fast, ein Speichelfaden lief sein Kinn herab. Mit einer ärgerlichen Bewegung wischte er ihn beiseite. »Mal ganz abgesehen davon, dass Kyrill ein dreckiger kleiner Bastard ist«, höhnte er, »ein nach Mama schreiender Winzling kann uns wohl kaum anführen!«
    »Nun«, sagte Amar. Er gab den Männern, die die Rebhühner vom Feuer genommen hatten, ein fast unmerkliches Zeichen. »Das sind aber wirklich bedenkenswerte Argumente.«
    Seine Männer trugen die gebratenen Vögel an ihm vorbei und verschwanden hinter dem Haus. Wahrscheinlich bereiteten sie dort alles für ein besonders reichhaltiges Essen vor. Umso besser. Je mehr Männer Amar wegschickte, umso größer war die Chance, dass ihr die Flucht gelang.
    »Wie kommst du darauf, dass ein Sohn deines Vaters ein Bastard wäre!«, wandte sich Amar an Taru.
    »Nun, nein, natürlich nicht«, sprudelte Taru hervor. Es sah aus, als bekäme er gar nicht mehr richtig Luft, und auf seinem Gesicht breiteten sich plötzlich rote Flecken aus. »Aber das, was Arianrhod von der Erbfolge sagt, stimmt nicht im Geringsten«, quetschte er mit dem letzten Rest seiner Beherrschung hervor. »Sie ist ja noch nicht einmal eine Rakerin!«
    »Sondern was?«
    »Sondern …« Taru atmete tief aus und blieb stehen. »Ich glaube, es ist besser, wir gehen jetzt«, seine Stimme zitterte, »unser Volk ist in tiefer Trauer über den Tod meines Vaters.«
    »Ja«, sagte Amar. »Nach allem, was ich gehört habe, muss er ein ungewöhnlicher Mann gewesen sein.«
    Taru blieb stehen und wandte sich überrascht zu dem Hohepriester um. »Du kennst ihn gar nicht?«
    »Nicht persönlich …«
    Es waren ganz kleine Bewegungen, mit denen sich Arri rückwärts bewegte. Sie hörte den beiden ungleichen jungen Männern zwar nicht richtig zu, aber sie achtete auf jede Regung von ihnen. Sobald einer auch nur im Geringsten erkennen ließe, dass er ihre Fluchtabsichten durchschaute, würde sie sich umdrehen und so schnell wie es nur möglich war den Hang hinauflaufen.
    »Vielleicht ist es besser, ich rede einmal mit eurem Ältestenrat«, sagte Amar schließlich.
    Arri erschrak. Es war nicht so sehr der Vorschlag Amars, der schon fast etwas von einem Befehl hatte, als vielmehr die Tatsache, dass sich das Gespräch seinem Ende zuneigte.
    Sie machte noch einen Schritt rückwärts – und erstarrte, als ihr jemand auf die Schulter klopfte.
    »Na, Drude«, säuselte ihr Rar ins Ohr. »Wohin des Wegs?«
    Rar versuchte sie an der Hand zu packen. Aber Arri entwand sich seinem Griff, drehte sich um und stürmte los …

Kapitel 11
    »Lexz!«, ächzte Torgon, während er auf ihn zuschwankte. »Wo warst du? Warum hast du uns nicht geholfen?«
    Lexz taumelte zurück. Sein Blick war an Torgon vorbeigewandert und auf die junge Frau gefallen, die ihm auf den Fersen gewesen war, jetzt aber plötzlich stehen blieb. Er hatte natürlich Ekarna erwartet. Umso mehr überraschte es ihn, dort eine kleinere und vollkommen anders gekleidete Frau zu sehen.
    Als sie die Hand vor den Mund schlug, schien die Luft zwischen den Zweigen zu flirren und ein sanfter, warmer Lufthauch zu ihm zu wehen. Lexz hatte das Gefühl, als verliere er den Halt unter den Füßen. Für die Dauer von drei endlosen, schweren Atemzügen starrte er die Fremde nur an, und plötzlich hatte er das Gefühl, niemals einen schöneren Menschen gesehen zu haben, niemals eine Frau, die vollendeter war, und niemals ein Wesen, dessen Gestalt mehr Liebreiz und Anmut ausstrahlte.
    Aber das war noch nicht alles, was ihn in den Bann schlug. Auf der einen Seite saugte er jede Einzelheit von ihr auf, bemerkte jede noch so kleine Einzelheit, auf der anderen Seite hätte er sie nicht beschreiben können, wenn er es gemusst hätte. Das Einzige, das er aber mit Sicherheit sagen konnte, war, dass in ihren dunklen Augen eine Art Erkennen aufblitzte, und dass dieses Wunder ganz tief in seinem Innersten etwas berührte.
    Die hübsche junge Frau musterte ihn mit nicht minder großer Überraschung. Sie griff nach dem Ring aus poliertem Feuerstein, den sie um den Hals trug, und drehte ihn in den Fingern. Lexz’ Verwirrung steigerte sich noch weiter ins Unermessliche. Der Ring, die Kleidung … all das hatte Surkija getragen, als er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Damals war sie

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