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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mit Dragosz mitgegangen und hatte damit den Zwist besiegelt, der seinen Vater und Dragosz endgültig auseinandergebracht hatte.
    Aber das dort war nicht Surkija. Und trotzdem kannte er diese Frau. Wenn er nur wüsste, woher …
    Die Frau ließ den Ring durch die Finger gleiten, und dann fiel er herunter, wurde von dem Lederband aber festgehalten und bewegte sich über ihrem verrutschten Gewand hin und her. Lexz sah den Ansatz ihres blanken Busens hervorschimmern, ein Anblick, der eigentlich nichts Besonderes war in einer Zeit, in der sie alle mit zerschlissener Kleidung herumliefen, immer wieder irgendetwas verrutschte und man mehr zu sehen bekam, als eigentlich angemessen schien. Aber diesmal war es etwas anderes. Er starrte auf den hellen Brustansatz, und tief in ihm regte sich erneut etwas.
    Vollkommen unpassend, und … die Frau bemerkte seinen Blick, aber wohl nicht nur diesen. Sie strich sich mit einer hastigen Geste die Haare aus dem Gesicht und drehte sich um. Als sie mit ein paar leichtfüßigen Schritten zwischen den Bäumen verschwand, wollte Lexz ihr folgen. Er musste wissen, wer diese Frau war. Sie kam ihm so bekannt vor. Und nicht nur das. Er spürte ein Verlangen in sich, das er nicht wahrhaben wollte, und noch viel stärker das Gefühl einer unendlichen Sehnsucht, wie er sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr empfunden hatte …
    … sah man einmal von dem merkwürdigen Erlebnis an dem Bachausläufer heute Morgen ab.
    Lexz wollte an Torgon vorbei. Aber dieser packte ihn an den Schultern und drehte ihn zu sich herum. »Wo warst du?«, herrschte er ihn an. »Wir sind angegriffen worden!«
    »Ja«, stieß Lexz hervor. »Und wer ist die Frau?«
    Torgon winkte ab. »Irgendein Mädchen aus dem Dorf. Aber darum geht es jetzt nicht. Wo warst du denn? Warum hast du uns im Stich gelassen?«
    »Weil ich auch angegriffen worden bin«, antwortete Lexz ungeduldig. »Und nun sag mir endlich, wer das Mädchen ist!«
    »Aber wie …«, Torgon strich sich die wirren Haarsträhnen aus der Stirn, »wann bist du angegriffen worden? Wir haben gar nichts gehört. Du warst nur plötzlich weg.«
    »Und da hast du gedacht, ich wäre mal wieder weggelaufen«, Lexz versuchte Torgons Hand abzustreifen, doch der Dicke hielt ihn weiter fest umklammert. »Lass uns gleich darüber reden. Ich muss erst dieser Frau hinterher.«
    »Der Kleinen aus dem Dorf?«
    »Ja, Arri …«
    »Arri?« Torgon schüttelte verwirrt den Kopf. »Wen meinst du? Ich kenne keine Frau namens Arri.«
    Natürlich nicht. Wie hatte er nur diesen Namen aussprechen können? Das Bild der Unbekannten. Die Verbundenheit, die er am See gespürt hatte. All das war doch reine Phantasie, pure Einbildung, die mit uralten Schwärmereien zu tun hatte, mit den Träumen eines kleinen Jungen, der sich die große Liebe ausgemalt hatte. Wie kam es nur, dass er dieses Gefühl jetzt mit der Unbekannten dort verband?
    »Aber falls du dich auch nur im Entferntesten für das Schicksal von Ekarna interessierst«, fuhr Torgon anklagend fort, »die war gerade noch an meiner Seite. Sie muss also auch gleich hier sein. Und außerdem …«
    Lexz hatte jetzt keine Zeit für langwierige Erklärungen.
    »Schön, dass Ekarna wohlauf ist«, sagte er rasch. Er streifte Torgons Hand ohne viel Feingefühl ab und wollte schon losrennen, der Unbekannten hinterher, die er aus einer ihm selbst unverständlichen Eingebung heraus Arri genannt hatte.
    Aber da hatte er die Rechnung ohne Torgon gemacht. Der Dicke packte ihn am Kragen und schleuderte ihn zu sich herum, bis sich ihre Gesichter so nahe waren, dass Lexz in seine weit aufgerissenen Augen starren konnte.
    Er erschrak. Torgon sah schlecht aus, und das hatte er noch nicht einmal bemerkt. Soweit er feststellen konnte, war er zwar nicht verwundet – zumindest nicht ernsthaft –, aber auf seinem Hemd sah man frische Blutspitzer, und da war auch ein Funkeln in seinen Augen, das Lexz gar nicht gefiel.
    »Du bist nie da, wenn man dich braucht«, sagte der Vertraute seines Vaters ärgerlich. Sie standen sich so nah, dass Lexz seinen schlechten Atem roch und die Schweißtropfen auf seiner Stirn sah, von denen einige rötlich schimmerten. Waren das auch Blutsprenkel? »Und jetzt bleibst du einfach mal hier, verdammt noch mal!«
    Das war genau der Tonfall, den Lexz jetzt überhaupt nicht hören wollte. Kein Zweifel, er hatte von Anfang an große Fehler gemacht, und vielleicht hatten Larkar und Sedak das inzwischen sogar mit ihrem Leben bezahlt. Aber deswegen

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