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Die Hintertreppe zum Quantensprung

Die Hintertreppe zum Quantensprung

Titel: Die Hintertreppe zum Quantensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Peter Fischer
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heißt: Bevor der zuletzt erwähnte Strahl in Aktion tritt, erkennt das Auge fast nichts. Doch wie der Tintentropfen in den mit Glyzerin gefüllten Zylindern eine verborgene Ordnung besitzt, verfügt auch das Muster auf dem unbeleuchteten Hologramm über eine implizite Form, die sichtbar gemacht werden kann. Wenn ein Hologramm in Stücke geschnitten wird, kann aus jedem Fitzelchen das Objekt, das abgebildet worden ist, komplett rekonstruiert werden. Es ist als Ganzes im jedem Teil des Hologramms enthalten. Bohm schlug schließlich vor, sich das ganze Universum als eine Art gigantisches Hologramm zu denken, in dem die vollständige Ordnung auf implizite Weise in jedem Abschnitt der Raumzeit enthalten ist.
Die Kunst und die Menschen
    Wer diesem Gedanken nicht vor vorneherein abgeneigt gegenübersteht, könnte sich fragen, ob es nicht für das von Bohm beabsichtigte Denken eine bessere Metapher als das Hologramm gibt. Und die gibt es. Sie entsteht mit Bohms Überzeugung, dass es der Wissenschaft nicht allein gelingen kann, das Wirkliche zu erkennen, und dass sie zu diesem Zweck Anleihen bei der Kunst machen sollte. Für ihn war die Trennung von Kunst und Wissenschaft nur etwas Vorläufiges, wobei man gerne gewusst hätte, ob ihm klar war, dass er sich da in wunderbarer Übereinstimmung mit Goethe befindet. Jener sah in seiner Farbenlehre eine Zeit kommen, in der sich Wissenschaft und Poesie wieder vereinen würden. Im Übrigen war Goethe auch der Meinung, dass man die Wissenschaft nur dann als Ganzes verstehen kann, wenn man sie als Kunst denkt.
    Wissenschaft als Kunst denken – genau damit können wir die Metapher hervorbringen, die wir dem Hologramm vorziehen sollten, nämlich die Idee, das Ganze der Welt im Bild eines Bildes – quasi als Gemälde – zu sehen. Ein Gemälde entsteht anders als eine Fotografie, nämlich so, dass der Maler bei jedem Punkt oder Strich, den er aufträgt, an das Ganze denkt, das entstehen soll. In einem Kunstwerk ist deshalb in jedem Teil das Ganze enthalten – nicht als Substanz, aber als die Relation, die sich in der Form zu erkennen gibt, welche das fertige Bild letztlich anvisiert und annimmt.
    Kunstwerke verbergen und offenbaren zugleich in jedem Punkt, an jeder Stelle eine implizite Ordnung, die zu dem Gesamtbild führt, um das es gerade auch in der Wissenschaft geht. Und um das Erfassen der gesamten uns umgebenen Wirklichkeit ging es Bohm stets. Er wollte die Natur der Realität und ihre Trennungen und Teilungen, die nicht nur in den Laborversuchen, sondern auch in unser aller Leben erkennbar werden, verstehen. Bohm bedauerte diesbezüglich die Tatsache, dass viele Menschen in diesem Separieren ihr Heil suchten und sich als Angehörige von Nationen, Kulturen, Religionen von anderen Menschen unterscheiden wollten. Ihm wäre lieber gewesen, die Menschen würden bei aller Individualität mehr Wert auf Zusammengehörigkeit und Gemeinschaftsbildung legen. Die Quantensprünge zeigen, dass die Welt nur so ganz ist und bleibt. Wir müssen sie lediglich ernst nehmen.

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Richard P. Feynman (1918–1988)
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Der klügste Mann der Welt
    Richard Feynman stammte aus dem winzigen Far Rockaway auf Long Island im Staate New York. Er wurde von seinen Freunden stets »Dick« gerufen und starb als Physiklegende, und zwar im kalifornischen Pasadena, in dem es das weltberühmte California Institute of Technology, kurz Caltech, gibt, dem Feynman über Jahrzehnte als Professor für Physik angehörte und diente. Er trug bei der Arbeit stets weiße Hemden und graue Hosen und war zugleich als genialer Physiker und großer Kindskopf bekannt. Bei ihm trifft man auf höchste Originalität im Bereich der Physik und platteste Banalität in Fragen von Kunst und Philosophie. Während es sich lohnt, jedes Wort zu bewahren, das er zu seiner Wissenschaft sagte, ist es ebenso ratsam, nicht alles zu ernst zu nehmen, was er zu moralischen, ästhetischen und politischen Fragen von sich gab. Als seine Kollegen einmal voller Bewunderung bemerkten, Feynman sei doch wohl der klügste Mann der Welt, antwortete seine Frau: »Wenn dies der klügste Mann der Welt ist, dann helfe uns Gott.«
Forscher und Lehrer
    Wie gesagt, in der Physik kannte sich Feynman aus wie kein anderer in seiner Zeit, und diese Wertschätzung bezieht sich nicht nur auf sein Spezialgebiet, das auf den leider etwas komplizierten Namen »Quantenelektrodynamik« hört und die nächst höhere Ebene der Quantenmechanik darstellt, auf der elektrische

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