Die Hintertreppe zum Quantensprung
Pennsylvania geboren. Als Kind interessierte er sich sehr für die Sterne und als Jugendlicher hat er, wenn er gerade keine Science-Fiction-Bücher verschlang, eine Teekanne erfunden, die nicht tropft.
Als Bohm in den 1930er-Jahren unter anderem bei Robert Oppenheimer Physik studierte, engagierten sich dessen Studenten noch in pazifistischen und kommunistischen Zirkeln, was für Bohm mehrere Konsequenzen hatte. Zunächst verwehrten ihm die Behörden die Unbedenklichkeitseinstufung und damit die Beteiligung am Manhattan-Projekt, und nach 1950 bekam er Schwierigkeiten mit berüchtigten US-Politikern – allen voran Senator McCarthy –, die »unamerikanischen Umtrieben« auf der Spur waren, womit sie die Kommunisten oder deren Sympathisanten meinten. Bohm verweigerte jede Zusammenarbeit mit solchen Ideologen, was heißt, dass er es strikt ablehnte, über Kollegen zu sprechen, um sie möglicherweise zu denunzieren. Sein standhaftes Verhalten hatte zur Folge, dass er keine Anstellung in den USA fand. So ging er erst nach Brasilien, dann nach Israel (wo er in Haifa seine Frau Sara traf) und zuletzt nach England, wo er 1961 einen Arbeitsplatz am Birkbeck College in London fand, dem er bis zu seiner Emeritierung 1987 gedient hat. Bohm ist dann auch in London gestorben.
Die Teile und das Ganze
Dass Bohm alleine wegen seiner aufrechten politischen Haltung die USA verlassen musste, konnte auch sein berühmter Freund und Fürsprecher Albert Einstein nicht verhindern. Einstein hielt nicht nur aus politischen, sondern auch aus wissenschaftlichen Gründen zu (und viel von) Bohm. Beide bewerteten sie die traditionelle Deutung der Quantenmechanik, die Kopenhagener Interpretation, ähnlich skeptisch. So trafen sie sich viele Monate lang, um an ihrem eigenen Verständnis der Quantensprünge zu feilen. Als Folge dieser Dialoge bildete sich in Bohm immer deutlicher das Konzept heraus, das er in einem Buchtitel einmal als Die implizite Ordnung bezeichnet hat.
Bevor wir darauf eingehen können, muss noch erwähnt werden, was Bohm vor seiner Kooperation mit Einstein gemacht hat, nämlich Versuche unternommen, die Physik des Plasmas zu verstehen. Unter einem Plasma verstehen Physiker einen Zustand, in dem Materie so heiß wie eine leuchtende Flamme und so klebrig wie gekneteter Pizzateig ist und in dem es keine Atome, wohl aber die dazugehörigen geladenen Teilchen wie zum Beispiel die Elektronen gibt. Wer schon einmal unsere Sonne in Nahaufnahme gesehen und dabei die Bewegungen ihrer viele Tausend Grad heißen Oberfläche bemerkt hat, die an das Auf und Ab von Wellen auf einem Ozean erinnern, kann sich grob ein Plasma vorstellen. Bohm wollte wissen, was die Elektronen in solch einer Umgebung machen, und zu seiner Überraschung stellte er fest, dass sie dort aufhören, sich wie individuelle Teilchen zu benehmen. In seinen Experimenten gingen sie vielmehr dazu über, sich so verhalten, als ob sie so etwas wie ein großes Ganzes oder ein dicht vernetztes oder verwobenes Gemenge geworden wären. Technisch sagen die Physiker, dass Bohm mit seinen Überlegungen die sogenannte Vielkörpertheorie ( Many Body Theory ) auf den Weg gebracht hat. Und tatsächlich bedarf es eigener (statistischer) Methoden, um von dem einen Elektron, welches die Grundgleichungen der Quantenmechanik beschreiben, zu den vielen zu kommen, die im Plasma miteinander in Wechselwirkung treten. Sie tun dies aber nicht so, dass sie sich durch ihre Ladung abstoßen, sondern so, dass sie sich umgekehrt zu einem Verbund – zu einem verbundenen Ganzen – zusammenfinden. Dabei kam es Bohm, wie er einmal im Alter verraten hat, immer so vor, als ob der Elektronenschwarm, der dabei zustande kommt, etwas Lebendiges an sich habe. Ja, es schien ihm, als ob er so etwas wie ein sich in die Welt ausweitender Organismus sei, der eindeutig aus Teilen besteht – aus Händen, Füßen, Ohren und anderen Gebilden – und zweifellos nur als Ganzes agieren und sich bewegen kann.
Als theoretischer Physiker entdeckte Bohm zwei heute nach ihm benannte Effekte, die mit Magnetfeldern zusammenhängen. Erstens, es kommt zu einer Bewegung des Plasmas (Diffusion), wenn es sich in einem Magnetfeld befi ndet. Man spricht heute dabei von der Bohm-Diffusion, die keine konzeptionellen Folgen zeitigt. Zweitens, ein Magnetfeld kann den merkwürdigen (spezifi sch quantenmechanischen) Vorgang beeinflussen, bei dem Elektronen miteinander interferieren, wie Wellen es tun. Und das Verwunderliche an dieser
Weitere Kostenlose Bücher