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Die Hintertreppe zum Quantensprung

Die Hintertreppe zum Quantensprung

Titel: Die Hintertreppe zum Quantensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Peter Fischer
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etwas gibt es nicht. Die klassische Zerlegung eines Ganzen in seine Teile ist, streng genommen, verboten. Denn alles steht mit allem irgendwie in Relation. Dennoch sind wir gezwungen, das Ganze in seine Einzelteile zu trennen, weil wir sonst über die verschränkte Welt gar nicht sprechen können. Und reden müssen wir schon miteinander, um uns unsere Erfahrungen (auch die experimenteller Art) mitteilen zu können.
Keine außersinnliche Wahrnehmung
    Um jedem Missverständnis vorzubeugen: Aus der Tatsache, dass Photonen über große Entfernungen miteinander kommunizieren können, folgt nicht, dass der menschliche Geist dasselbe tun kann und es also eine Art Telepathie gibt. Denn in dem beschriebenen Experiment wird keinerlei Information zwischen den beiden Messapparaturen ausgetauscht. Jeder Experimentator erhält an seinem Detektor eine zufällige Zahlenreihe, aus der er nichts über die seines Kollegen erfahren kann. Die Korrelationen, die die Verschränkung der Quantenwelt zeigen, können erst erkannt werden, wenn die beiden Zahlenreihen nebeneinanderliegen. Die Quantentheorie kann ebenso wenig zur Erklärung sogenannter telekinetischer Fähigkeiten verwendet werden. Immer wieder liest man davon, dass es einem Menschen mit seinem Willen gelungen sein soll, den Zeitpunkt zu beeinflussen, zu dem ein radioaktives Element zerfällt. Zur Deutung dieser Leistung wird dann dunkel etwas über die Quantenwirklichkeit geraunt, die von der menschlichen Kenntnis über diese Vorgänge abhänge und demnach vom menschlichen Willen gesteuert werden könne. Tatsache ist, dass sich in allen Fällen, in denen der radioaktive Zerfall registriert worden ist, herausgestellt hat, dass die Statistik des Gesamtvorgangs unverändert geblieben ist. Dies hat auch der willensstärkste Beobachter bislang nicht ändern können. Sollte es eines Tages dennoch einmal durch »telekinetische Kräfte« gelingen, hierauf Einfluss zu nehmen, könnte man sich jedoch nicht auf die Quantenmechanik berufen, denn sie wäre gerade dann verletzt. Die Verschränkung der Quanten kann also nicht verwendet werden, um das angebliche Phänomen einer außersinnlichen Wahrnehmung wissenschaftlich aufzuwerten. Und falls es in ferner Zukunft einmal ein Experiment geben sollte, mit dem ESP-Korrelationen (ESP = extra sensory perception) genau so sicher festgestellt würden wie EPR-Korrelationen, dann wäre damit die ganze Physik (unabhängig von jeder Quantenannahme) herausgefordert. Solche Nachweise gibt es heute jedenfalls nicht, und ich rechne nicht damit, dass es sie jemals geben wird.

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Murray Gell-Mann (*1929)
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Das Quark und der Jaguar
    Murray Gell-Mann stammt aus New York und hat eine dröhnende und durchdringende Stimme. Er ist überhaupt ein selbstbewusster Mann, was vielleicht mit seiner von ihm gern und stolz vorgeführten Fähigkeit zu tun hat, einfach alles zu wissen und zu können – so jedenfalls wirkt Gell-Mann gern auf andere, die mit ihm ins Gespräch kommen wollen. Im Bereich der Natur kennt er sich exzellent aus und in kulturellen Dingen weiß er das meiste schon, egal ob es um Details der Kirchengeschichte, architektonische Feinheiten von Barockgebäuden, Webmuster von Perserteppichen geht. Gell-Mann spricht mehrere Fremdsprachen, darunter so ungewöhnliche wie das Suaheli, und vermag darüber hinaus bei vielen Sprechern sogar deren regionale Eigenarten zu benennen und ihre Dialekte lokal zuzuordnen. Oft erklärt er Besuchern aus entlegenen Gebieten der Welt, wie ihre Namen eigentlich – also: korrekt den Regeln nach – auszusprechen seien. Der große deutsche Komiker Loriot würde in solchen Fällen vielleicht sagen: »Professor Gell-Mann, Sie haben ja recht, aber das macht Sie nicht sympathisch.«
Quark
    Der Überflieger Gell-Mann begann am Ende des Zweiten Weltkriegs mit dem Studium der Physik an der Yale Universität und promovierte 1951 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston, und zwar bei dem aus Österreich stammenden Physiker Viktor Weisskopf, der in seiner Autobiografi e Mein Leben davon erzählt, dass der Student Gell-Mann in den Vorlesungen nie mitschrieb, sondern besonders genau hinhörte, um den Lehrer bei einem Irrtum zu erwischen – was den aber nur anspornte. Mitte der 1950erJahre stieg Gell-Mann selbst zum Professor auf, und zwar wurde er als Kollege des bereits vorgestellten Richard Feynman an das California Institute of Technology in Pasadena berufen. Dieser liebevoll als »Caltech« bezeichneten

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