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Die Hintertreppe zum Quantensprung

Die Hintertreppe zum Quantensprung

Titel: Die Hintertreppe zum Quantensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Peter Fischer
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Tatsache, dass das Wissen selbst die Grundlage je der Zivilisation ist, weist unmittelbar auf Offenheit als Weg zur Überwindung der jetzigen Krise hin. Welche rechtlichen und ad ministrativen internationalen Behörden man auch immer zu schaffen genötigt sein wird, um die jetzigen Verhältnisse in der Welt zu stabilisieren, es ist klar, dass nur vollständige gegenseitige Offenheit wirkungsvoll das Vertrauen zueinander fördern und gemeinsame Sicherheit garantieren kann.«
    Als Bohr 1962 starb, ging ein heroisches Zeitalter der Wissen schaft zu Ende. Bohr war zu seinen Lebzeiten eine Legende ge worden. Die Historiker der Wissenschaft sammelten seine Briefe und baten ihn um Interviews. In seinem letzten Gespräch am 17. November 1962 erzählte Bohr davon, wie offensichtlich doch die Vorstellung der Komplementarität sei. Er äußerte sich zuversichtlich, dass sie eines Tages den Schulkindern einleuchten würde. Seine Äußerungen sind auf Tonband festgehalten worden. Wer es abspielt, hört eine sanfte Stimme, die eine leise, aber eindrückliche Melo die zu singen scheint: »You know, it is very obvious.« Am Sonntag nach diesem Interview – es war der 18. November – plante Bohr, am Abend mit Freunden zu feiern. Am Nach mittag legte er sich hin, um ein wenig zu schlafen. Er ist nicht mehr aufgewacht.

Acht Revolutionäre
1
Erwin Schrödinger (1887–1961)
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Die Fortsetzung der Philosophie mit anderen Mitteln
    Erwin Schrödinger ist wahrscheinlich der Wissenschaftler, dessen Name in der akademischen Welt von Studenten und Nobelpreisträgern am häufigsten ausgesprochen und zitiert wird. Dies liegt zum einen an der berühmten Katze, die nach ihm benannt ist, also an »Schrödingers Katze«, der inzwischen schon derart viele Bücher gewidmet worden sind, dass der noch berühmtere britische Astrophysiker Stephen Hawking einmal gesagt hat: »Wenn ich noch einmal von Schrödingers Katze höre, greife ich nach meinem Gewehr.« Mit dem unschuldigen Tier wollte Schrödinger 1935 auf eine ihm unsinnig erscheinende Konsequenz der Quantentheorie hinweisen, die wir noch kennenlernen werden. Der zweite Grund, warum sein Namen so häufig genannt wird, liegt in der berühmten Schrödinger-Gleichung, die im Zentrum der Quantentheorie steht und die nicht nur eleganter, sondern auch einfacher anwendbar (lösbar) als alle anderen Formulierungen der neuen Atomphysik ist. Schrödinger war fast vierzig Jahre alt, als er diese grundlegende Gleichung 1926 zu Papier brachte. Am Anfang dieses seines Aufstiegs zur Weltberühmtheit stehen Skiferien, die er Weihnachten 1925 im schweizerischen Arosa verbrachte. Schrödinger war von Zürich aus in die Berge gefahren, wo er seit 1921 den Lehrstuhl für Theoretische Physik innehatte. Dabei ist anzumerken, dass es nicht seine Frau Annemarie war, mit der er die Reise antrat. Schrödinger nahm lieber eine gute alte Freundin mit. Er hat seinen Biografen insgesamt viele Gelegenheiten gegeben, von einem großen und rastlosen Frauenhelden zu berichten, schließlich hat der bekannte Physiker nur uneheliche Kinder gezeugt – unter anderem damals in Arosa, als er auch in die Welt der Quanten eindrang und sein geistiges Kind zur Welt brachte.
Wellen im Atom
    So schön die Ferienzeit auch war, selbst die Berge, der Schnee und das Fest der Liebe (Weihnachten) vermochten es nicht, Schrödingers Gedanken völlig von der Physik abzuziehen. Zu sehr ärgerte er sich über die entsetzliche »Matrizenmechanik«, die aus Göttingen gemeldet und in Kopenhagen akzeptiert wurde und für die vor allem ein blutjunger Physiker namens Heisenberg verantwortlich zeichnete. Seine Quantenspringerei widerte Schrödinger an. Ihm kam das Wort »ekelhaft« in den Mund, und er fühlte sich abgestoßen von dieser neuen Physik. Sein ganzer Ehrgeiz zielte darauf, sie abzuschaffen und zu der gewohnten klassischen Form zurückzukehren. Schrödinger hatte auch eine Idee, wie er, von einem soliden physikalischen Grund ausgehend, diesem ästhetischen Motiv nachspüren konnte. Er wollte versuchen, die Bewegung eines Elektrons in einem Atom als Welle zu erfassen, und hoffte, die diskreten Zustände, die Elektronen dabei einnehmen können, als dieselben stehenden Wellen erklären zu können, die man etwa von den Saiten einer Violine kennt. Diese springen ja schließlich auch von einem Ton zu einem anderen, ohne dass irgendwelche Zwischenklänge ans Ohr dringen. Für diese Überlegung spricht außerdem, dass die Töne selbst auch auf

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