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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Hemd vom makellosen Körper riss, ihn auf eine heiße Motorhaube legte und vögelte, bis der Lack Blasen schlug.
    »Franz.«
    Der kleine Mann hockte da und schabte mit seinem Löffel grimmige Muster in den Kaffeesatz.
    »Franz. Sag mal, traust du mir eigentlich zu, dass ich einem Kerl das Ohr abbeiße?«
    Er blickte mürrisch auf. »Wie sollte ich nicht.«

    »Nein. Im Ernst. Glaubst du wirklich, ich könnte jemandem ein Ohr abbeißen?«
    »Was ist los. Hast du gewettet?« Kyras unsicherer Ton stimmte ihn versöhnlicher.
    »Bitte, Franz, ich, ich - die Jungs heute Morgen, die haben gemeint, ich hätte Freddy gestern das halbe Ohr weggebissen.« Die Wespe summte wieder in ihrem Kopf.
    »Na und. Dieses Schwein hätte verdient, dass du ihm den Schwanz gleich mitabgebissen hättest.«
    »Franz.« Kyra nahm die Sonnenbrille ab. Ihre Augen brannten. »Das ist kein Scherz.«
    »Jessas, Kyra.« Er fasste sich in den dünner werdenden Haarschopf. »Es freut mich ja, dass du plötzlich menschliche Regungen zeigst. Aber lass sie an jemandem aus, der menschliche Regungen auch verdient.«
    Kyra sah durch ihn hindurch. »Es geht doch gar nicht um Freddy«, sagte sie leise. »Was mich beunruhigt, ist - ich kann mich an absolut nichts erinnern. Nichts. Völliges Schwarz.«
     
    »Chef. Ich glaube, wir haben sie.« Kommissar Törner stürmte aufgeregt ins Büro. »Hier.« Er legte seinem Vorgesetzten einen zweiseitigen Computerausdruck vor. »Wie Sie vermutet haben.«
    Heinrich Priesske überflog die Zeilen.
    »Passt alles bestens«, kommentierte Törner die stumme Lektüre seines Vorgesetzten. »Kriminelles Umfeld. Mit sechzehn abgehauen. Hausbesetzerszene. Zwei Mal verhaftet. Und hier.« Er zeigte auf eine Stelle in der Mitte des Textes. »Goldenes Motiv.«
    Heinrich Priesske warf das Papier auf den Tisch. »Gute Arbeit, Törner«, stellte er sachlich fest. »Sind die Kollegen schon informiert? Die sollen sich die Kleine mal vornehmen.«
    »Ich wollte auf Ihre Zustimmung warten«, gab Törner ebenso sachlich zurück.

    Der Hauptkommissar knüllte das Papier des Schokoriegels, den er gerade gegessen hatte, zusammen. Er öffnete die Faust und ließ die Kugel fallen. »Sie können die Kollegen losschicken.«
     
    Eine zweite Serie Flaschen donnerte in den Glascontainer. Kyra stöhnte, tastete nach dem Kissen, das in der anderen Hälfte ihres Bettes lag, und zog es über den Kopf. Der Wut nach zu urteilen, mit der die Flaschen geworfen wurden, war es das Balg aus dem Seitenflügel. Wahrscheinlich hatte Mami den Kleinen wieder einmal in den Hof geschickt, weil sie nicht wollte, dass er mitansah, wie Papi sie auf dem Küchentisch fickte. Kyra war noch nicht dahintergekommen, ob das Balg die Flaschen deshalb so donnerte, weil es auch nicht mitanhören wollte, wie Papi Mami fickte, oder weil es wütend war, dass es nicht zugucken durfte.
    Seufzend schob Kyra das Kopfkissen beiseite. Vom Zahnarzt, der ihrem Schneidezahn eine provisorische Krone aufgesetzt hatte, war sie direkt nach Hause gefahren und ins Bett gekrochen. Der ungewohnte Nachmittagsschlaf war ihr nicht bekommen. Sie fühlte sich noch geräderter als zuvor.
    Kyra schloss die Augen und versuchte, das Bild des Kellners wieder erstehen zu lassen. Sie hatte von ihm geträumt. Etwas banal Unerotisches. Aber unglaublich schön war er gewesen. Merkwürdig, dass sie einen so schönen Menschen getroffen hatte. Normalerweise traf sie nur hässliche Menschen.
    Es klingelte an der Tür. Zeugen Jehovas, Nachbar ohne Salz oder Feierabendvergewaltiger, ging Kyra die verschiedenen Möglichkeiten durch. Keine erschien ihr attraktiv genug, um aufzustehen. Es klingelte noch einmal. Heftiger. Vielleicht war es Freddy, der mit einem roten Rosenstrauß gekommen war, um sich bei ihr zu entschuldigen. Oder mit seinem Ohr, um ihr damit endgültig das Maul zu stopfen.

    Ächzend rollte sich Kyra aus dem Bett, griff nach dem Kimono, der an der Türklinke hing, und schlurfte in den Flur.
    »Ja«, fragte sie durch die Tür hindurch.
    »Ich bins.«
    Es dauerte eine Weile, bis Kyra die massiven Schlösser geöffnet hatte. Sie schloss immer alle drei Schlösser ab. Nicht, weil sie Furcht vor Einbrechern hatte, sondern weil es ihr das gute Gefühl gab, in einer gefährlichen Stadt zu leben.
    »Störe ich?« Etwas verlegen stand Franz auf dem Teppichstück, das als Fußabstreifer diente.
    Kyra gähnte. Sie schüttelte sich, dass ihre braunen Haare flogen.
    »Habe ich dich geweckt?« Franz warf einen Blick auf

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