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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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würde den alten Eisbären mit dem weißen Bart und freundlichen Gemüt vermissen, wenn dieser nächstes Jahr in Ruhestand ging.
    »Da hat es einer aber ganz genau wissen wollen«, brummte Dollitzer. Es klang beinahe anerkennend. Er hatte das Thermometer abgewischt, in seinen Tatortkoffer zurückgelegt und untersuchte den Rücken der Leiche. »Achtzig Stiche sind das mindestens.«
    Törner spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. Er atmete tief durch.
    »Erkenntnisse über das Tatwerkzeug?«
    Nicht aufhören zu reden. Vernünftig zu reden. Was dort vor ihm lag, war nicht der namenlose Horror, sondern es gab eine Erklärung, eine vernünftige Erklärung für alles.
    »Auf den ersten Blick würde ich sagen: Die Stiche wurden mit einem Messer beigebracht, Klinge zweischneidig, glatt. Der Kopf wurde wohl gleichfalls mit einer glatten Klinge abgetrennt. Höchstwahrscheinlich postmortal. Sehen Sie, die Wundränder sind nur schwach unterblutet. Aber mit Sicherheit kann ich das natürlich erst nach der Leichenöffnung sagen.«
    So einfach war das. Zweischneidige, glatte Klinge. Mindestens achtzigmal zugestochen. Kopf glatt abgetrennt. Den Rest klärt die Leichenöffnung. Nichts, was die Grenzen des Verstandes sprengte. Nichts, vor dem man davonrennen müsste.
    Törner wandte sich ab.
    Keine zwei Wochen war es her, dass er schon einmal vor einer geköpften Männerleiche gestanden hatte. Dort war
alles so weiß und sauber gewesen. Aber die Villa hatte ja auch reichen Leuten gehört. Und Erika Konrad war tot. Und Isabelle Konrad war wo? Und -
    »Schauen Sie mal.« Die Stimme des Rechtsmediziners riss ihn aus seinen Gedanken. »Der arme Kerl muss sich tapfer gewehrt haben. Starke Abwehrverletzungen an beiden Händen.«
    Dollitzer hatte die rechte Hand des Toten geöffnet. Die Handflächen waren wild zerschnitten. Und in diesen wild zerschnittenen Handflächen lag etwas kleines Goldenes. Törner bückte sich, um es besser erkennen zu können. Es war ein Kettenanhänger. Die goldene Eule blickte ihn aus starren Augen an.

III
    »Küss die Hand, gnädige Frau.«
    Kyra wirbelte auf ihrem Schreibtischstuhl herum. »Ja, grüß dich. Wars schön in Wien?« Sie stand auf und drückte Franz einmal kurz an sich. Mehr als einmal kurz war bei Männern mit Vollbart nicht drin. Einen Moment kam es ihr vor, als ob er irgendwie anders aussähe als sonst. Aber wahrscheinlich lag das nur daran, dass sie ihn drei Tage nicht gesehen hatte.
    »Ja, ja. Alles beim Ewigen.« Er schnaufte, stellte seine Reisetasche ab und rieb sich die rechte Schulter. »Und hier? Auch alles in Ordnung?«
    »Mehr als das.« Kyras Bäckchen glühten schöner als der Watzmann in der Abendsonne. »Es gibt die zweite Leiche.«
    »Oh nein.« Franz fasste sich an die Schläfe. Mit Verve strich er eine Haarsträhne zurück.
    »Die Bullen versuchen zwar noch, alles abzustreiten, aber es sieht schwer danach aus, als ob diejenige, die den Alten abgemurkst hat, ein zweites Mal zugeschlagen hätte.«
    Franz reckte das Kinn, fuhr sich über den Bart und schaute Kyra erwartungsvoll an.
    »Diesmal hat es einen pensionierten Bibliothekar erwischt.«
    Franz klopfte ein paar Fusseln vom Revers. »Und woher weißt du, dass es sich um dieselbe Mörderin handelt?«
    Kyra hatte ihn gar nicht richtig angesehen. Ihre Augen suchten schon wieder etwas auf dem Schreibtisch. Sie machte die klassische Kopf-ab-Geste. »Beide Male dasselbe. - Dir ist der Name Homberg nicht zufällig über den Weg gelaufen? Kurt Homberg. Hat in der Stabi gearbeitet.«

    Franz seufzte ergeben. »Ich wüsste nicht, dass ich näheren Kontakt zu Angestellten der Staatsbibliothek pflege.«
    »Du treibst dich da doch ständig rum.«
    »Muss ich deshalb wissen, wie die Bibliothekare heißen?«
    »Ein Foto hab ich leider nicht.« Kyra legte den Kopf schief. »Aber eigentlich eine gute Idee. Könnte ich mich mal drum kümmern. Auch wenn dieser Wössner-Wichser es mich wieder nicht drucken lässt.«
    »Dir ist wirklich nicht mehr zu helfen.« Franz blickte traurig an sich hinab. »Meinst du, du hättest trotz deiner intensiven Ermittlungstätigkeit Zeit, mit mir einen Kaffee zu trinken?«
    Kyra schaute auf die Uhr. »Das rentiert sich nicht mehr. Ich hab gleich einen Termin. - Hast du heute Abend was vor?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Dann lass uns doch um sieben im Barbarossa treffen.«
    »Willst du mich vergiften?« Er verdrehte die Augen. »Aber gut. Um sieben im Barbarossa.«
    Kyra war unter dem Tisch verschwunden,

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