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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Nachmittag hatte mitgehen lassen. Sie knickte die Eheleute Homberg auseinander und schob es Franz hin.
    »Kennst du den?«
    Franz schüttelte den Kopf.
    »Du hast doch noch gar nicht richtig hingesehen.«
    »Ist das dieser tote Bibliothekar?«
    Kyra nickte.
    »Und warum sollte ich den kennen?«
    »Weil du ein kultivierter Bürger dieser Stadt bist und - wie es sich für kultivierte Bürger dieser Stadt gehört - dreimal die Woche in die Stabi gehst.«
    Franz schenkte dem Bild einen zweiten, etwas längeren Blick. Er kratzte sich am Bart.
    »Ich weiß nicht, ich glaube, wenn du so ein Foto lange genug anstarrst, fängst du am Schluss immer an zu glauben, dass du die Person darauf schon einmal gesehen hast.«
    »Du kennst ihn?« Kyra rutschte begeistert auf die Bankkante vor.
    »Ich habe gesagt, dass ich dieses Bild so lange anstarren kann, bis ich anfange zu glauben, dass ich diesen Menschen kenne.« Er schaute sich nach der Kellnerin um. »Ein weiteres Bier wäre im Übrigen hilfreich.«
    Kyra trank einen ungeduldigen Schluck. »Also. Streng dich an.«
    »Ich glaube nicht, dass ich ihn in der Staatsbibliothek gesehen habe. Wenn schon, dann eher auf Konrads Geburtstagsfeier.«
    »Was?« Kyra starrte Franz mit aufgerissenen Augen an. Und verzog den Mund. »Sehr witzig.«

    »Kann es sein, dass dir diese Ermittlerei ein wenig das Hirn vernebelt?« Franz streichelte seinen Bierdeckel.
    »Wieso? Es wäre doch möglich, dass er auf der Geburtstagsfeier von Konrad gewesen ist.«
    »Es wäre auch möglich, dass die Erde eine Scheibe ist.«
    Kyra zog das Foto zu sich herüber und schaute es an. »Wenn ich darüber nachdenke, kommt es mir tatsächlich vor, als ob ich ihn bei der Party gesehen hätte.«
     
    »Mein Gott. Was wollen Sie denn schon wieder hier?«
    Kommissar Törner fuhr herum. Er hatte nicht gehört, wie das Mädchen die gekieste Einfahrt heraufgegangen war.
    »Es tut mir Leid, dass ich so spät noch einmal störe«, stammelte er, »aber mir ist etwas Dringendes eingefallen. Dürfte ich mit hereinkommen?«
    Isabelle Konrad blieb am Fuße der Türtreppe stehen. »Gehts schon wieder darum, was ich Dienstagnacht gemacht hab? Oder um diese Scheiß-Eule?«
    »Ich muss etwas in den Unterlagen Ihrer Eltern nachschauen.«
    »So. Unterlagen.« Isabelle Konrad kramte in ihrer Jackentasche. »Ham Sie da irgendne Genehmigung für, oder wär das reine Freundlichkeit von mir, wenn ich Sie reinlasse?«
    Törner lächelte schwach. »Heute Abend wäre es reine Freundlichkeit. Morgen früh müssten Sie es tun.«
    Isabelle Konrad blickte genervt gen Himmel, dann schloss sie die Tür auf und bat den Kommissar mit einer ironischen Verbeugung herein.
    »Danke.« Er betrat die Vorhalle der Villa, nicht ohne sich die Schuhe gründlich abgestreift zu haben. Es war absurd. Im Geiste hörte er die Stimme seiner Mutter: Ludwig, vergiss nicht, dir die Hände zu waschen, bevor du bei den von Puttkammers etwas anfasst!

    Das Haus war noch leerer geworden, seitdem er das letzte Mal hier gewesen war. Der große Spiegel, der an der Wand gegenüber dem Treppenaufgang gehangen hatte, war verschwunden. Auch die Bilder, die den Weg ins obere Stockwerk gesäumt hatten, waren abgehängt. Man musste genau hinsehen, um die helleren Rechtecke an der cremefarbenen Wand zu erkennen. Die Konrads hatten nicht lange genug hier gewohnt, um Patina zu hinterlassen. Zwei abgetretene Turnschuhe lagen mitten auf dem Parkett.
    Törner räusperte sich. Seine Hände waren ihm plötzlich unbehaglich. Bevor er dem Zwang, seine Handflächen und Fingernägel zu inspizieren, nachgab, versenkte er sie in den Hosentaschen.
    »Wissen Sie, ob Ihre Eltern Fotoalben hatten?«
    Isabelle Konrad verzog das Gesicht. Ihre Lederjacke warf sie achtlos über den Garderobenständer neben der Tür. »Sind Sie hergekommen, um sich die Konrad-Family-Show anzusehen?«
    »Ich benötige ein Foto Ihres Vaters.«
    »Na, das is ja toll.« Die Grüne lachte schlecht gelaunt. »Und deshalb kommen Sie zu mir? Bin ich jetzt, wo er tot ist, die Pressetussi von dem Alten?«
    »In der Zeitung habe ich niemanden mehr erreicht. Und es eilt.«
    »Na schön.« Sie stemmte eine Hand in die Seite. »Warten Sie hier. Ich geh mal gucken, ob ich n Foto von meinem Alten finde.«
    »Ich würde gern selbst nach dem geeigneten Bild suchen.«
    »Mann. Da müssen Sie ja schwer was mit vorhaben.« Sie grinste. »Brauchen Sie ne Nahaufnahme von seinem Schwanz, damit irgendne Tussi ihn identifizieren kann?«
    »Würden

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