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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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schien auch bei ihm angekommen zu sein, denn er behielt einen respektvollen Sicherheitsabstand bei, als er Isabelle das Foto hinstreckte, das sein Kollege
letzte Nacht aus dem Konrad’schen Familienalbum entführt hatte.
    »Schönes Bild, finden Sie nicht? Und die Kette steht Ihnen wirklich ausgezeichnet.«
    Isabelle Konrad begann so laut zu brüllen, dass niemand den Fluch hörte, den Kyra ausstieß.
     
    »Es ist doch immer wieder erstaunlich, was sich der Mensch in seiner Not so alles einfallen lässt.« Professor Dollitzer hielt den abgerissenen Fleisch- und Hautstummel, den er mit Hilfe einer langen Pinzette aus dem Faltenwurf der Statue entfernt hatte, seinem Assistenten hin. »Kurz unter der Glans Penis abgerissen. Muss da drinnen an etwas hängen geblieben sein, der arme Hund.« Er ließ den Stummel in den Indizienbeutel fallen und trat einige Schritte von der Statue zurück. »Ist das nicht die Athena Parthenos? Eine spätere Nachbildung der berühmten Phidias-Skulptur? Zweites vorchristliches Jahrhundert, würde ich sagen.«
    Sein Assistent lächelte. »Nach so was dürfen Sie mich nicht fragen. Mit griechischer Skulptur kenne ich mich überhaupt nicht aus.«
    »Sollten Sie aber, sollten Sie aber«, brummte der Weißbärtige väterlich. »Haben schon viel über die menschliche Anatomie gewusst, diese griechischen Bildhauer.« Er ging ganz nah an die Statue heran. »Herr Doktor Brenner, würden Sie bitte noch einmal hier in die Falte hineinleuchten. Von oben, bitte. Ah ja, sehen Sie, sehen Sie diese Spitze da? Da hat der Künstler gepfuscht.« Er klopfte mit seiner Pinzette gegen einen Steinzacken. »Der reinste Widerhaken ist das. Pech für unseren armen Kerl hier. Was würden Sie zur Todesursache sagen?«
    »Beim Fehlen weiterer offensichtlicher Verletzungen am ehesten ein Schädel-Hirn-Trauma.«
    »Fremdeinwirkung oder finale Sturzverletzung?«

    »In dieser Position nicht zu entscheiden.«
    »Meine Herren.« Der Beamte vom Erkennungsdienst, der leise hinter die zwei Rechtsmediziner getreten war, räusperte sich. »Im anderen Saal wartet noch einer auf Sie.«
    »Mein Gott, ich bin Journalistin. Isabelle Konrad hat meine Artikel über den Fall gelesen und hat mich bei der Beerdigung ihrer Eltern angesprochen. Wir haben uns ein- oder zweimal getroffen. Das ist unser ganzes Verhältnis.« Kyra lehnte sich auf dem Küchenstuhl zurück und stieß Rauchwolken aus. Die beiden Uniformierten hatten Isabelle mit aufs Präsidium genommen, während die beiden Kommissare wie versprochen dageblieben waren, um sich um sie zu kümmern.
    »So.« Priesskes Stimme wurde ironisch. »Und deshalb finden wir sie bei Ihnen im Bett? Könnte es nicht eher sein, dass Sie -, sein Lächeln wuchs, »- dass Sie mit der Kleinen unter einer Decke stecken? Nach dem Motto: Lässt du mich bei dir untertauchen, liefre ich dir die Story?«
    »Für wie bescheuert halten Sie mich? Wenn Isabelle Konrad mir erzählt hätte, dass diese Eulenkette ihr gehört, was meinen Sie, was ich dann gemacht hätte: zu Hause im Bett gelegen oder in der Redaktion gesessen und mir die Finger heiß geschrieben?«
    Anstelle des Hauptkommissars antwortete sein Handy. Priesske holte den Apparat - natürlich! - aus seiner Innentasche.
    »Priesske«, bellte er in die Sprechlöcher, als sei dies das Handy, das für Kasernenhof-Anrufe reserviert war. Für das entsetzte »Was?«, das ihm als Nächstes entfuhr, wäre er allerdings bei jedem Regiment gefeuert worden. Der Kurze mit dem Magengeschwür schaute ihn alarmiert an.
    »Ja. Ja.« Die Stimme des Hauptkommissars hatte sich wieder gefangen. »Ich verstehe«, sagte er knapp. »Wir kommen.«

    »Wartest du auch auf einen Termin bei Doktor Wössner?« Der hübsche Kellnerstudent schaute das blonde Mädchen an, das drei Meter weiter gegen die Wand gelehnt stand.
    Sie nickte. »Ja.«
    Er nickte. »Verstehe.«
    Telefongeklingel und türgedämpfte Stimmen.
    »Bist du auch wegen eines Praktikums hier?«
    Sie nickte.
    »Wie bist du rangekommen?«
    »Rangekommen?« Sie zog ihre entzückend gepinselten Augenbrauen hoch.
    »Ich meine, wie hast du den Platz bekommen? Ist ja nicht so einfach.«
    »Ich habe mich beworben.« Sie lächelte. »Schriftlich.«
    Wie froh war Andy, dass er noch braun war, sonst hätte ihn das Mädchen erröten sehen. »Ich kenne Doktor Wössner noch von der Uni«, stellte er rasch klar.
    Das Mädchen lächelte freundlich.
    Er kam nicht mehr dazu, ihr von der sehr guten Handke-Arbeit zu erzählen, denn in

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