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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Sex-Ding, mit dem wir es hier zu tun haben.« Der Daumen zuckte. »Und solche kranken Sex-Dinger machen Frauen nicht. Es gibt keine Triebtäterinnen. Steht das in Ihrem schlauen Buch nicht drin?«
    Törner trommelte unwillig auf seinem Täterprofil-Leitfaden herum. »Dann haben wir es meinetwegen mit einem männlichen Serienmörder zu tun, trotzdem sollten wir -«
    »Törner, es reicht.« Heinrich Priesske stand unwillig auf. »Diesen Unsinn können Sie mit den Psychoheinis vom BKA weiterdiskutieren. Nach Feierabend. Jetzt ziehen Sie wieder die guten alten Ermittlergamaschen an und klappern
die Szene nach demjenigen ab, der diese goldenen Handschellen hergestellt hat.« Er nahm seinen Mantel vom Haken. Kurz vor der Tür drehte er sich noch einmal um. »Törner, ich begreife wirklich nicht, wie Sie einen Polizisten ernst nehmen können, der uns weismachen will, dass wir nach einem Mann suchen, der in seiner Jugend jede Nacht ins Bett gepisst hat, zum Frühstück nur hart gekochte Eier mit Nutella frisst und einen rosa Käfer fährt.«
    »Hier steckst du! Ich hab dich überall gesucht.« Kyra ließ sich auf dem Kantinentisch nieder. »Seit wann isst du denn in diesem Küchen-KZ zu Mittag?« Sie fischte eine Sauerkrautsträhne von Franz’ Teller, legte den Kopf in den Nacken, ließ das Sauerkraut in den Mund fallen und schüttelte sich. »Kennst du dich mit griechischen Opferriten aus?«
    »Griechische Opferriten?« Franz blickte von seinem Kasslerrest auf.
    »Jawohl, Opferriten. Ich glaub, ich hab die alles erklärende Idee. Das im Pergamon-Museum war nicht einfach ein Mord. Es war ein Opfermord.« Kyra schlug Franz ihre Rechte auf die Schulter. » Das dritte Opfer war ein Opfer«, sagte sie triumphierend. »Ist das nicht ne großartige Überschrift? Ich brauch jetzt nur noch ein paar Details, die beweisen, dass ich Recht hab.«
    Wenn Franz beeindruckt war, ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Er schaute an Kyra vorbei über den Tisch. »Kyra, darf ich vorstellen, das ist unsere neue Praktikantin im Feuilleton, Frau - Sie haben mir noch gar nicht gesagt, wie Sie heißen.«
    »Schröder. Nike Schröder.« Blondes Feenlächeln.
    Kyra machte eine kleine Verrenkung, um das Mädchen zu betrachten. Durchsichtig. Viel zu durchsichtig, um sich in diesem Betrieb zu behaupten. »Nike Schröder? Steiler Name.« Sie wandte sich wieder Franz zu. »Also, was ist nun mit deiner abendländischen Bildungspotenz? Ich muss alles über griechische Opferriten wissen. Und zwar sofort.«
    Franz strich sich über den kleinen Kugelbauch und rückte ein Stück von der Tischkante weg. »Liebe Kyra. Ich bin Musikredakteur. Kein Gräzist. Und auch kein Religionswissenschaftler. Und überhaupt: Du bist doch diejenige, die früher mal Griechisch gelernt hat.«
    Kyra ließ eine zweite Sauerkrautsträhne baumeln. »Viel zu lange her. Außerdem weißt du doch selbst, dass man die spannenden Dinge in der Schule nie beigebracht bekommt.«
    »Reden Sie von diesem schrecklichen Mord im Pergamon-Museum?«
    Kyra drehte sich unwillig um. »Ja.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass es ein Opfer gewesen ist?«
    Kyra entdeckte jetzt erst, dass sich das Mädel die Augenbrauen ausgerupft und durch zwei zarte Pinselstriche ersetzt hatte. Gott. Und sie hatte geglaubt, diese Mode hätte sich endgültig erledigt. »Ganz einfach. Weil sich jemand die Mühe gemacht hat, den Bildhauer nicht einfach daheim in seinem Atelier abzuschlachten, sondern auf einem griechischen Altar umzubringen.«
    Das Mädchen lächelte etwas verwirrt. »Ach so. Ja, das leuchtet ein.« Sie klappte das Buch zu, das die ganze Zeit offen auf dem Tisch gelegen hatte. »Ich glaube, ich sollte dann wohl besser -«
    Mit einer raschen Bewegung fasste Kyra nach dem Leinenband. »Na so was. Das ist ja ein Zufall. Was machen Sie denn mit der Ilias ?« Sie schaute das Mädchen an.
    »Herr Wössner hat mich gebeten, für ihn etwas nachzusehen.«
    »Verstehe.« Kyra nickte nachdenklich. »Was wollte Wössner denn aus der Ilias wissen?«
    »Er hat ein Zitat gesucht.«
    »Und was für eins?«
    »Eine bestimmte Stelle, wo Achilles den Tod des Patroklos beweint. Sie soll in einer der Kampfszenen sein.«

    »Und? Haben Sie es gefunden?«
    Das blonde Kind seufzte. »Nein. Noch nicht. Wie ich gesehen habe, besteht ja fast die ganze Ilias aus Kampfszenen. Das wird nicht so leicht sein, die richtige Stelle zu finden.« Sie lächelte Kyra freundlich an. »Stimmt das, was Herr Pawlak eben gesagt hat? Dass Sie sich

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