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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sollten Sie nicht daran denken, lieber nach Vancouver zurückzukehren?
    – Ja freilich, und wär’ es nur, um den Thran zu verkaufen, den wir in den Fässern haben.
    – Höchstens eine Drittelladung! antwortete der Obersteuermann.
    – Das weiß ich wohl, Heurtaux, doch warum sollten wir nicht aus dem hohen Preise dafür Nutzen ziehen, zumal da man nicht wissen kann, ob dieser übers Jahr noch besteht?
    – O, der wird schon nicht heruntergehen, Kapitän, wenigstens dann nicht, wenn die Walfische, wie es den Anschein hat, aus diesen Gegenden des nördlichen Stillen Oceans verschwinden.
    – Das ist freilich eine ganz unerklärliche Erscheinung, meinte Bourcart, und vielleicht haben die Walfänger bald gar keine Veranlassung mehr, das Ochotskische Meer ferner aufzusuchen.
    – Wenn wir aber nach Victoria zurücksegeln, wird der »Saint Enoch« dann den Winter über dort liegen bleiben?
    – Das läßt sich erst später entscheiden. Die Fahrt von Petropawlowsk nach Victoria wird, wenn sie ohne Hindernisse verläuft, sechs bis sieben Wochen in Anspruch nehmen, und wer weiß, ob wir nicht unterwegs Gelegenheit finden, zwei oder drei Spritzwale abzufangen. Irgendwo müssen die Burschen doch sein, da man sie weder im Ochotskischen Meere, noch in der Bai Marguerite antrifft.
    – Vielleicht haben sie sich nach der Behringstraße zurückgezogen, Kapitän.
    – Das wäre wohl möglich, Heurtaux, die Jahreszeit ist aber zu weit vorgeschritten, als daß man sich in so hohe Breiten wagen könnte. Wir würden bald vom Packeis aufgehalten werden. Nein, wir wollen lieber während der Reise versuchen, noch einige Harpunen auszuwerfen.
    – Wäre es übrigens, bemerkte der Obersteuermann, nicht noch rathsamer, nach Neuseeland zurückzukehren, als in Victoria zu überwintern?
    – Daran hab’ ich auch gedacht, antwortete Bourcart. Jedenfalls müssen wir mit der Entscheidung aber warten, bis der »Saint Enoch« in Vancouver eingetroffen ist.
    – Von einer Rückkehr nach Europa ist also wohl keine Rede?
    – Nein, nicht eher, als bis wir im nächsten Jahre die ganze Fangzeit abgewartet haben.
    – Wir werden also, schloß Heurtaux seine Rede, Petropawlowsk wohl sehr bald wieder verlassen?
    – Sobald unsere Verproviantierung beendet ist,« antwortete Bourcart.
    Die Mannschaft nahm diese vorläufige Entscheidung mit sichtlicher Befriedigung auf… mit der einzigen Ausnahme des Böttchers.
    Als ihn dann noch an demselben Tage der Meister Ollive in einer der Schänken des Ortes bei einer Flasche Vodka zurückhielt, fragte er:
    »Na, Alterchen, was meinst Du denn zu dem Beschlusse des Kapitäns?
    – Meine Ansicht ist, antwortete Jean-Marie Cabidoulin, daß der »Saint Enoch« besser thäte, nicht nach Vancouver zurückzukehren.
    – Und warum das?
    – Weil der Weg dahin nicht sicher ist.
    – Du würdest also lieber in Petropawlowsk überwintern?
    – Nein, das auch nicht.
    – Ja, was dann?
    – Das beste wäre, nach Süden zu steuern und nach Europa heimzukehren.
    – Das meinst Du?
    – Ja, das ist mein Gedanke… und der ist gut und richtig!«
    Der »Saint Enoch« hatte, abgesehen von der Ausbesserung einiger unbedeutender Schäden, nur seine Vorräthe an frischen Nahrungsmitteln und an Brennmaterial zu erneuern. Das letztere war eine unumgängliche Arbeit, die die Mannschaft ohne Zögern in Angriff nahm.
    Man bemerkte übrigens, daß der »Repton« dasselbe that, was bei ihm also ähnliche Absichten voraussetzen ließ. Wahrscheinlich segelte der Kapitän King sogar schon in den nächsten Tagen ab. Wohin? Das hatte Bourcart nicht erfahren können.
    Der Doctor Filhiol widmete die Mußestunden des hiesigen Aufenthaltes, ebenso wie in Victoria, dem Besuche der Umgegend, nur in noch mehr als da beschränktem Kreise. Bezüglich der Hilfsmittel zum Fortkommen stand Kamtschatka doch noch weit hinter der Insel Vancouver zurück.
    Seine Bevölkerung zeigte einen, von dem der Indianer, die in Alaska und dem britischen Columbien siedeln, sehr abweichenden Typus. Die Eingebornen hier haben sehr breite Schultern, hervortretende Augen, eckige Kiefer, wulstige Lippen und schwarzes Haar. Sie sind ein kräftiger Menschenschlag, doch eigenartig häßlich. Wie weise ist aber die Natur gewesen, ihnen so wenig wie möglich Nase zu verleihen, wo hier die in der freien Luft verfaulenden Ueberreste von Fischen einen empfindlichen Geruchsnerven so schwer beleidigen.
    Die Männer haben eine gelblichbraune, die Frauen – soweit man sich davon überzeugen

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