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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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schon mehrere gefunden haben.
    – Ein todter? rief der Lieutenant Allotte.
    – Wenn es überhaupt ein Walfisch ist, bemerkte der Kapitän Bourcart.
    – Und was sollte es denn sein? fragte der Lieutenant Coquebert.
    – Eine Seetrift… ein verlassenes Schiff.«
    Es war ja schwierig, sich bestimmt auszusprechen, da die Masse vom »Saint Enoch« mindestens sechs Meilen entfernt lag.
    »Nun, Kapitän? wendete sich Allotte noch einmal an diesen.
    – Meinetwegen,« antwortete Bourcart, der ja die Ungeduld des jungen Officiers genügend kannte.
    Sofort commandierte er: »Helm luvwärts! Die Schoten anziehen!« – Das Schiff drehte sich langsam und wendete den Bug mehr nach Nordosten.
    Vor vier Uhr befand sich der »Saint Enoch« nur noch eine halbe Meile von seinem Ziele entfernt.
    Jetzt konnte man sich nicht mehr täuschen: das war nicht der Rumpf eines Schiffes, sondern ein sehr großer Wal, von dem sich nur noch nicht sagen ließ, ob er lebendig oder todt sei.
    Heurtaux ließ eben das Fernrohr sinken und erklärte:

    »Wenn der Wal da im Schlafe liegt, werden wir ihn ohne große Mühe abfangen.«
    Die Boote des Obersteuermanns und der beiden Lieutenants steuerten auf das Thier zu. War es lebendig, so sollte es verfolgt, war es aber todt, nach dem »Saint Enoch« geschleppt werden. Es mußte voraussichtlich gegen hundert Faß Thran liefern, denn Bourcart war selten ein Wal von solcher Größe begegnet.
    Die drei Boote waren abgestoßen, während das Schiff beilegte.
    Diesmal gaben die Officiere ihrer Eigenliebe nicht nach und suchten keiner den anderen zu überholen. Mit gehißten Segeln glitten die Boote nebeneinander hin und nahmen die Riemen erst zur Hilfe, als sie an den Wal bis auf eine Viertelmeile herangekommen waren.
    Dann trennten sie sich, um diesem den Weg abzuschneiden, im Falle daß er zu entfliehen versuchte.
    So viele Vorsichtsmaßregeln erwiesen sich jedoch als unnöthig, und der Obersteuermann rief eben:
    »Keine Angst! Der entflieht oder taucht nicht mehr!
    – Und wacht auch nicht auf, setzte der Lieutenant Coquebert hinzu; der ist todt!
    – Ganz entschieden giebt es hier überhaupt keine anderen als verendete Walfische, äußerte Romain Allotte.
    – Anseilen wollen wir ihn dennoch, antwortete Heurtaux, das verlohnt schon der Mühe.«
    Es war in der That eine gewaltige Balänoptere, deren Zersetzung auch anscheinend noch nicht weit vorgeschritten, und sie konnte wohl kaum schon länger als vierundzwanzig Stunden todt sein, da die schwimmende Masse keinen fauligen Geruch um sich verbreitete.
    Da zeigte sich leider, als die Boote um das Thier herumfuhren, ein breiter Riß an dessen linker Seite. Die Eingeweide schwammen daneben auf dem Wasser und ein Theil des Schwanzes fehlte gänzlich. Der Kopf zeigte Spuren einer starken Collision und das weit offene Maul war der Barten beraubt, die, aus den Kiefern gelöst, versunken sein mochten. Der Speck des zerfetzten und von Wasser erweichten Körpers hatte keinen Werth mehr.
    – Wie schade, sagte Heurtaux, daß sich aus dem Burschen auch gar nichts mehr gewinnen läßt!
    – Da lohnt sich’s also wohl gar nicht erst der Mühe, ihn ins Schlepptau zu nehmen? fragte der Lieutenant Allotte.
    – Nein, gewiß nicht, antwortete der Harpunier Kardek, er ist in einem solchen Zustande, daß wir unterwegs von dem Burschen noch die Hälfte verlieren würden.
    – Also vorwärts! Nach dem »Saint Enoch!« befahl Heurtaux.
    Die Boote, die zur Rückfahrt fast Gegenwind hatten, wurden nur mit den Riemen fortbewegt. Da das Schiff sich aber wieder unter Segel näherte, hatten sie es sehr bald erreicht und wurden sogleich an Bord gehißt.
    Als Bourcart den Bericht des Obersteuermanns angehört hatte, sagte er:
    »Es war also eine Balänoptere?
    – Ja, Kapitän.
    – Zeigte aber keine Verletzung durch eine Harpune?…
    – Nein, gewiß nicht, versicherte Heurtaux, eine Harpune macht nicht derartige Verletzungen. Es sah vielmehr aus, als ob das Thier zerquetscht worden wäre.
    – Zerquetscht?… Von wem oder was denn?«
    Jean-Marie Cabidoulin hätte man darüber nicht zu fragen brauchen; dessen Antwort ließ sich schon errathen. Hatte er also wirklich allen anderen gegenüber damit recht gehabt, daß diese Meeresgegend durch ein Seeungeheuer von unglaublicher Größe und alles übertreffender Körperkraft verheert würde?…
    Die Fahrt ging weiter, und über das Wetter hätte Bourcart sich gewiß nicht zu beklagen gehabt. Kaum je hatte der Wind eine seiner Reisen so

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