Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin
es, als der Culammak von neuem sichtbar wurde. Hagelgleich schoß er zwei mächtige Luft-und Wasserstrahlen empor.
»Die Segel hißen… die Riemen einlegen… schnell drauf los!« rief Heurtaux.
Eine Minute später glitten die Boote eiligst in der Richtung nach dem Wale hin.
Dieser entfernte sich jedoch, mit dem Rücken über dem Wasser liegend, mit größter Geschwindigkeit weiter nach Nordosten.
Da der Wind etwas frischer geworden war, kamen ihm die Boote dennoch langsam näher.
Der Kapitän ließ in der Befürchtung, seine Leute könnten sich gar zu weit entfernen, jetzt auch Segel beisetzen, um jene nicht aus dem Auge zu verlieren. Mit der Strecke, die er nach Nordosten zurücklegte, ersparte er den Booten Zeit und Anstrengung, wenn diese mit dem Thiere im Schlepptau nach dem Schiffe zurückkehren wollten.
Die Jagd ging inzwischen unverändert weiter. Der Culammak entfloh noch immer, und die Harpuniere konnten ihm nicht nahe genug kommen, von ihren Harpunen Gebrauch zu machen.
Allein auf ihre Riemen angewiesen, hätten die Boote nicht so lange Zeit so schnell vorwärts kommen können. Glücklicherweise half ihnen dabei der Wind, und das Meer war der Fahrt obendrein günstig. Nur die herannahende Nacht konnte Heurtaux und seine Leute zwingen, nach dem »Saint Enoch« zurückzukehren, da es ihnen an Lebensmitteln fehlte, bis zum nächsten Tage auf dem Meere auszuhalten. War die Balänoptere nicht vor Eintritt der Dunkelheit getödtet und angeseilt, so mußten die Jäger wohl oder übel auf die Fortsetzung der Verfolgung verzichten.
Allem Anscheine nach sollte dieser Fall eintreten, und es war bereits halb sieben Uhr, als der noch auf dem kleinen Deck stehende Durut ausrief:
»Ein Schiff im voraus!«
Heurtaux sprang in dem Augenblicke auf, wo die Lieutenants Coquebert und Allotte das betreffende Schiff zu sehen suchten.
Ein Dreimaster, der unter vollen Segeln sich so dicht wie möglich am Winde hielt, erschien in der Entfernung von vier Meilen im Nordosten.
Daß es ein Walfänger sei, unterlag keinem Zweifel. Wahrscheinlich hatten auch seine Wachen den Culammak entdeckt, der sich jetzt in der Mitte zwischen ihm und den Booten hielt.
Da rief plötzlich Romain Allotte, während er das Fernrohr sinken ließ:
»Das ist der »Repton«…
– Ja wahrhaftig… der »Repton«, bestätigte Heurtaux, er scheint uns den Weg abschneiden zu wollen…
– Er führt auch Backbordhalfen… setzte Yves Coquebert hinzu.
– O, er wird uns nur den Salut entbieten wollen!« sagte der Lieutenant Allotte mit bitterer Ironie.
Acht Tage waren jetzt seit der Trennung des französischen und des englischen Fahrzeuges verflossen, nachdem sie Petropawlowsk gleichzeitig verlassen hatten. Der »Repton« hatte einen mehr nördlichen Curs eingeschlagen, so als ob er nach der Behringstraße segeln wollte, und jetzt tauchte er doch hier auf, ohne die nächsten alëutischen Inseln umschifft zu haben.
Wollte nun der Kapitän King jetzt ebenfalls auf das Thier Jagd machen, das die Boote des »Saint Enoch« schon seit drei langen Stunden verfolgten?
Diese Vermuthung bestätigte sich, denn der Harpunier Kardek meldete Heurtaux:
»Da… jetzt setzen sie ihre Boote aufs Wasser.
– Es ist klar, sie wollen den Wal fangen, erklärte der Lieutenant Coquebert.
– Sollen ihn aber nicht bekommen!« antwortete Romain Allotte entschlossen.
Die übrigen Leute stimmten, das kann ja nicht wundernehmen, dem Lieutenant bei.
Obgleich es über dem Meere schon ziemlich stark dunkelte, schossen die Boote des »Repton« doch mit größter Geschwindigkeit auf den Culammak zu, der jetzt unbeweglich dalag, als wisse er nicht, ob er nach Osten oder nach Westen entfliehen sollte. Die Matrosen vom »Saint Enoch« legten sich jetzt mit Leibeskräften in die Riemen, um den Engländern zuvorzukommen, denn da es windstill geworden war, hatten die Segel eingezogen werden müssen.
»Fest, Kinder, fest!« wiederholten Heurtaux und die Lieutenants, die ihre Leute durch Zurufe und Handbewegungen anfeuerten.
Die Matrosen aber, die sich im Rudern fast selbst überboten, riefen einstimmig:
»Nein, sie sollen ihn nicht bekommen… sollen ihn nicht fangen!«
Die auf beiden Seiten noch zurückzulegende Entfernung war ziemlich gleich groß, und es sah aus, als ob alle Boote die Balänoptere zur gleichen Zeit erreichen würden, wenn diese nicht noch einmal untertauchte.
Jetzt war natürlich keine Rede mehr davon, sich in einer Linie zu halten, wie es Heurtaux vorher
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