Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
füllen.
    – Da hier aber doch eine stürmische Bö nachfolgen könnte, fuhr der Kapitän Bourcart fort, lassen Sie alle Segel fest einbinden, Heurtaux. Man darf sich in keinem Falle überraschen lassen!«
    Das war nicht nur eine kluge und zweckmäßige, sondern auch eine dringende Maßregel. Schon nach wenigen Minuten nahm die Windstärke so bedeutend zu, daß der Nebel theilweise nach Süden hin vertrieben wurde.
    »Schiff hinter Backbord!«
    Der Ruf, den ein auf den Wanten des Fockmastes stehender Matrose ausgestoßen hatte, wendete alle Blicke der bezeichneten Richtung zu.
    War das dort auftauchende Schiff etwa der »Repton«?
    Ja, man erkannte bald das englische Fahrzeug etwa in einer Entfernung von drei Meilen.
    »Immer noch an seiner alten Stelle, bemerkte der Lieutenant Coquebert.
    – Wie wir an der unseren, antwortete Bourcart.
    – Es sieht aus, als wolle es Segel beisetzen, äußerte der Lieutenant Allotte.
    – Ohne Zweifel… es rüstet sich zur Abfahrt, meinte Heurtaux.
    – Sollte es uns etwa angreifen wollen? fragte der Doctor Filhiol.
    – Dem wäre jede Tollheit zuzutrauen! rief Meister Ollive.
     

    Das Meer fing an zu sieden und bedeckte sich mit weißem Schaum. (S. 164.)
     
    – Nun, das wird sich ja zeigen,« begnügte sich der Kapitän zu antworten. Dabei nahm er das Fernrohr auf und richtete es nach dem englischen Walfänger.
    Alles ließ erkennen, daß sich der Kapitän King die Brise zu nutze machen wollte, die jetzt aus Osten wehte und ihm ermöglichen mußte, sich dem »Saint Enoch« zu nähern. Man sah die Mannschaft schon an den Raaen beschäftigt. Bald waren Mars-und Focksegel und die Brigantine mit Steuerbordhalsen gehißt, und dann wurde das große und das kleine Klüversegel entfaltet, was das Abkommen des »Repton« erleichterte.
    Jetzt entstand die Frage, ob er, dicht am Wind segelnd, seine Fahrt nach Osten fortsetzen werde, um vielleicht einen Hafen des britischen Columbia anzulaufen.
    Doch nein, das schien der Kapitän King nicht zu beabsichtigen. Es unterlag bald keinem Zweifel mehr, daß er, statt nach Osten zu steuern, dem »Saint Enoch« den Weg abzuschneiden vorhatte.
    »Aha, er will uns zu Leibe gehen! rief Romain Allotte. Er wird seinen Antheil vom Walfisch fordern wollen!.. Wartet nur, kein Schwanzendchen soll er davon bekommen!«
    Was der Lieutenant aussprach, das wiederholte die Mannschaft. Griff der »Repton« wirklich den »Saint Enoch« an, so würde er finden, mit wem er es zu thun hätte. Die passende Antwort sollte ihm – doch nur mit Gewehren, Pistolen und Aexten – nicht vorenthalten werden.
    Es war jetzt einige Minuten nach sechs Uhr. Die Sonne sank, ein wenig im Südwesten, rasch zum Horizonte hinab. Das Meer war nach der Seite, von der aus der Wind kam, von Dünsten frei. Man verfolgte gespannt jede Bewegung des »Repton«, der mit mittlerer Geschwindigkeit näher kam. Nach kaum einer halben Stunde mußte er bei Einhaltung des bisherigen Curses mit dem »Saint Enoch« Bord an Bord liegen.
    Da ein Angriff immerhin nicht ausgeschlossen schien, erging der Befehl, die Waffen zurecht zu machen. Die beiden Drehbassen, die die Walfänger allgemein mitführen, wurden geladen. Wenn der Kapitän King einige fünf-oder sechspfündige Kugeln herüberschickte, so wollte ihm der Kapitän mit ebenso vielen und ebenso schweren darauf Antwort geben.
    Nur noch dreiviertel Meile war der »Repton« entfernt, als sich der Zustand des Meeres plötzlich änderte, ohne daß in der Bewegung der Luft ein Wechsel eingetreten wäre. Der Wind war nicht stärker geworden, der Himmel hatte sich nicht bedeckt. Keine drohende Wolke erhob sich am Horizont; in den höheren und niedrigeren Schichten der Luft herrschte fast völlige Ruhe.
    Die eben aufgetretene außerordentliche Erscheinung blieb offenbar auf diesen Theil des Oceans beschränkt.
    Plötzlich und unter furchtbarem Getöse, dessen Natur und Ursache an Bord des »Saint Enoch« niemand zu durchschauen vermochte, fing das Meer an zu sieden, bedeckte sich mit weißem Schaum und wallte auf, als ob ein unterseeischer Vulcanausbruch seine tiefsten Abgründe aufgewühlt hätte. Die schlimmste Bewegung erfolgte da, wo der englische Walfänger lag, während das französische Schiff nur sozusagen die Ausläufer der unerklärlichen Empörung des Wassers verspürte.
    Der Kapitän Bourcart und die Seinen beobachteten überrascht den auf und ab geschleuderten »Repton«, doch was sie erst nur verwundert hatte, wuchs bald zu vollem Entsetzen

Weitere Kostenlose Bücher