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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Bourcart. Wir werden zu einem warmen Empfange schon bereit sein!«
    Der Kapitän konnte wohl eine so zuversichtliche Sprache führen, da er seiner Mannschaft sicher war. Es wäre ja auch nicht das erste Mal gewesen, daß zwischen Walfängern Streitigkeiten wegen eines von zwei Parteien beanspruchten Walfisches entstanden wären… Streitigkeiten, die oft genug zu den bedauerlichsten Gewaltacten geführt hatten.
    Auf dem »Saint Enoch« wurde also ein besonders verschärfter Wachdienst angeordnet, und die betreffenden Mannschaften hielten die Augen gut genug offen. Konnte der »Repton« wegen Mangels an Wind auch kaum an den »Saint Enoch« herankommen, so war doch nicht ausgeschlossen, daß er alle seine Boote aussendete, und darum kam es darauf an, sich in der Nacht nicht überraschen zu lassen.
    Die Sicherheit des französischen Schiffes wurde übrigens noch dadurch erhöht, daß sich gegen zehn Uhr ein dichter Nebel auf die See lagerte, so daß es sehr schwierig gewesen wäre, die Stelle zu finden, wo sich der »Saint Enoch« befand.
    Die Stunden vergingen ohne jede Beunruhigung. Als die Sonne aufstieg, hätte der Nebel, der sich noch nicht zerstreute, den »Repton« selbst in der geringen Entfernung einer halben Meile nicht entdecken lassen. Vielleicht hatten die Engländer auf die Ausführung ihrer Drohungen doch nicht verzichtet und versuchten einen Angriff, wenn der Nebel mehr aufgestiegen war. Der Wind wäre ihnen jedoch auch dann nicht zu Hilfe gekommen. Noch immer rührte sich kein Lüftchen und im Zustand der Atmosphäre trat überhaupt keine Aenderung ein. Die Mannschaft des »Saint Enoch« konnte ihre Arbeit ungestört aufnehmen.
    Bei Tagesanbruch – am 21. October – hatte Bourcart mit der Abweidung des Wales beginnen lassen, die Arbeit aber möglichst zu beschleunigen anbefohlen. Deshalb wurden gleich zwei Winden aufgestellt und die Mannschaften daran lösten einander immer nach kurzer Zeit ab.
    Schon vorher hatten der Meister Ollive und einige Matrosen eine Kette so um den Wal gelegt, daß dieser leicht um sich selbst gedreht werden konnte. Zuerst wurde jedoch der Kopf des Thieres abgetrennt, doch machte es große Mühe, diesen auf das Deck zu hissen. Dann ging man daran, die Lippen davon abzuschneiden und die Zunge, sowie die Barten herauszuholen, was dadurch erleichtert war, daß man den Kopf in vier Theile zerlegt hatte.
    Dank dem in Petropawlowsk eingenommenen Vorrathe an Holz, konnte der Schmelzofen geheizt werden und der Koch unterhielt das Feuer unter den Schmelztöpfen. Zuerst wurde nun hier das Fett aus dem Kopfe, den Lippen und der Zunge ausgelassen, das die vorzüglichste Sorte Thran liefert. Dann begann man die Abschälung des Rumpfes in sieben bis acht Faden langen Streifen, die zu solchen von zwei Fuß Länge zerschnitten wurden, um in den Ofen eingelegt werden zu können.
    Der ganze Morgen und ein Theil des Nachmittags wurde dieser Arbeit gewidmet.
    Erst gegen drei Uhr hatte sich der Nebel ein wenig gelichtet. Der mehr in Bläschenform übergegangene Dunst gestattete vom »Saint Enoch« aus jedoch immer nur einen Rundblick auf eine halbe Meile.
    Vom »Repton« war nichts zu bemerken. Bei dem Mangel an Wind hätte er sich zwar nicht unter Segel, doch – wenn das auch große Anstrengung kosten mußte – von seinen Booten bugsiert nähern können.
    Bourcart ließ in seiner Wachsamkeit indessen nicht nach und schickte sogar das Boot des Lieutenants Allotte ab, um im Nordosten Umschau zu halten. Das kam aber zurück, ohne etwas melden zu können, obwohl es in der bezeichneten Richtung eine halbe Meile weit hinausgefahren war.
    Die Mannschaft hätte es vielleicht gar nicht ungern gesehen, sich mit den Engländern zu messen. Das liegt einmal den Franzosen – und eigentlich den Seeleuten aller Nationen – so im Blute. Die Franzosen denken noch immer an eine Revanche für Waterloo. Diesmal würde die Kanone vom Mont Saint-Jean den Mund freilich nicht aufthun und Wellington würde zum Rückzug aufs hohe Meer blasen lassen müssen.
    Die Arbeit auf dem Schiffe schritt unter den günstigsten Umständen fort. Bourcart rechnete darauf, daß die Hälfte des Speckes noch an diesem Tage zum Ausschmelzen käme. Er hegte also die Hoffnung, wenn etwas Wind aufspränge, am übernächsten Tage mit zweihundert Faß Thran mehr im Frachtraum absegeln zu können.
    Gegen vier Uhr kam es jedoch noch zu einer Art Alarm.
    Der im kleinen Canot sitzende Schmied Thomas war gerade beschäftigt, eine leichte

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