Die historischen Romane
Memoiren als ehemaliger Freimaurer zu schreiben. Als er von Honorar reden hörte, zeigte Taxil sich sofort sehr aufgeschlossen für den Vorschlag. Simonini verabredete ein weiteres Treffen mit ihm und begab sich unverzüglich zu Pater Bergamaschi.
»Hören Sie, Pater«, sagte er. »Wir haben hier einen in der Wolle gefärbten Antiklerikalen, dem seine antiklerikalen Bücher nicht mehr soviel einbringen wie früher. Er ist überdies ein Kenner der Freimaurerwelt, der eine Stinkwut auf diese Welt hat. Es würde genügen, dass Taxil zum Katholizismus überträte, seine antireligiösen Werke beichtete und anfinge, alle Geheimnisse der Freimaurerwelt öffentlich anzuprangern, dann hättet ihr Jesuiten einen unerbittlichen Propagandisten auf eurer Seite.«
»Aber ein Mensch konvertiert nicht von einem Moment auf den anderen, bloß weil du es ihm sagst.«
»Meiner Ansicht nach ist das bei Taxil nur eine Frage des Geldes. Und es genügt, seine Lust am Verbreiten falscher Nachrichten zu kitzeln, um ihn zu dem unerwarteten Klubwechsel zu bewegen, mit der Aussicht auf eine Schlagzeile auf Seite eins. Wie hieß doch gleich dieser Grieche, der den Artemis-Tempel in Ephesus angezündet hat, um in aller Munde zu kommen?«
»Herostrat… Gewiss, gewiss«, antwortete Pater Bergamaschi nachdenklich. Und fügte hinzu: »Im übrigen sind die Wege des Herrn unendlich…«
»Wieviel können wir ihm für eine Konversion zahlen?«
»Einmal festgehalten, dass aufrichtige Konversionen gratis sein sollten, dürfen wir ad maiorem Dei gloriam nicht knickrig sein. Biete ihm fünfzigtausend Francs an. Er wird sagen, das sei zu wenig, aber weise ihn daraufhin, dass er einerseits seine Seele rettet, was keinen Preis hat, und andererseits, wenn er antifreimaurerische Bücher schreibt, von unserem Distributionssystem profitiert, was heißt, dass er Hundertausende von Exemplaren verkaufen kann.«
Simonini war noch nicht sicher, dass die Sache so klappen würde, deshalb wandte er sich erneut an Hébuterne und berichtete ihm, dass es ein jesuitisches Komplott gab, um Taxil dazu zu bringen, öffentlich gegen die Freimaurer zu polemisieren.
»Wenn’s doch nur so wäre!« antwortete Hébuterne. »Hin und wieder stimmen meine Ansichten mit denen der Jesuiten überein. Sehen Sie, Simonini, ich spreche zu Ihnen als Würdenträger – und nicht als ein kleiner – des Grand Orient de France, des einzigen wahren, laizistischen und republikanischen Freimaurertums, das zwar antiklerikal, aber nicht antireligiös ist, denn es anerkennt den Großen Artifex des Universums – und im übrigen steht es jedem von uns frei, ihn als Gott der Christen anzuerkennen oder als eine unpersönliche kosmische Macht. Dass dieser Tölpel von Taxil in unseren Kreisen verkehrte, ist uns immer noch peinlich, auch wenn wir ihn ausgestoßen haben. Es würde uns nicht missfallen, wenn ein Abtrünniger anfinge, derart grausige Dinge über die Freimaurerei zu verbreiten, dass niemand sie glaubt. Wir erwarten eine Offensive von seiten des Vatikans, und ich nehme an, dass der Papst sich nicht wie ein Gentleman verhalten wird. Die Welt der Freimaurer wird von verschiedenen Konfessionen verseucht, ein Autor wie Ragon hat schon vor vielen Jahren 75 verschiedene Freimaurereien, 52 Riten, 34 Orden, davon 26 androgyne, und 1400 rituelle Grade aufgezählt. Und ich könnte Ihnen von der templerischen und schottischen Freimaurerei erzählen, vom Ritus von Heredom, vom Ritus von Swedenborg, vom Ritus von Memphis und Misraim, den der Tölpel und Hochstapler Cagliostro begründet hatte, und dann von den Unbekannten Oberen Weishaupts, von den Satanisten, den Luziferianern beziehungsweise Palladisten, auch ich verliere da leicht die Übersicht. Es sind vor allem die verschiedenen Satanskulte, die eine sehr schlechte Werbung für uns machen, und dazu haben leider auch respektable Mitbrüder beigetragen, womöglich aus rein ästhetischen Gründen, ohne zu ahnen, welchen Schaden sie damit angerichtet haben. Proudhon mag ja nur kurze Zeit Freimaurer gewesen sein, aber vor vierzig Jahren schrieb er ein Gebet an Luzifer: ›Komm, o Satan, komm, o du von den Priestern und Königen Geschmähter, lass dich umarmen und an mein Herz drücken!‹ Auch der Italiener Rapisardi hat einen Luzifer-Hymnus geschrieben, der nichts anderes war als der üblich Prometheus-Mythos, und Rapisardi war noch nicht mal Freimaurer, aber ein Freimaurer wie Garibaldi hat ihn in den siebenten Himmel gelobt, und darum gilt
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