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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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nicht helfen, wenn sie nicht weiß, woher sie kommt, wer ihre Eltern sind.«
    Du Maurier sieht mich an, als wäre ich eine Wand: »Ich weiß nichts, das habe ich Ihnen doch gesagt. Sie ist mir von einer ihrer Verwandten anvertraut worden, die gestorben ist. Die Adresse dieser Verwandten? Es wird Ihnen seltsam vorkommen, aber die habe ich nicht mehr. Vor einem Jahr hat es in meinem Arbeitszimmer einen Brand gegeben, und da sind viele Dokumente verlorengegangen. Ich weiß nichts über Dianas Vergangenheit.«
    »Aber sie kam aus Amerika?«
    »Vielleicht, aber sie spricht akzentfreies Französisch. Sagen Sie Ihren frommen Damen, sie sollen sich nicht zu viele Fragen stellen, denn es ist unmöglich, dass die Kranke aus dem Zustand, in dem sie sich befindet, in die normale Welt zurückfinden kann. Und sie sollen sie sanft behandeln und sie ihre Tage so beschließen lassen – denn ich sage Ihnen, in einem so fortgeschrittenen Stadium von Hysterie überlebt man nicht lange. Früher oder später wird sie eine heftige Entzündung am Uterus bekommen, und dagegen ist die medizinische Wissenschaft machtlos.«
    Ich bin überzeugt, dass er lügt, vielleicht ist auch er ein Palladist (alles andere als Grand Orient) und hat es akzeptiert, eine Feindin der Sekte lebendig einzumauern. Aber das sind meine Phantasien. Jedenfalls ist es Zeitvergeudung, weiter mit Du Maurier zu sprechen.
    Ich befrage Diana, sowohl im ersten wie im zweiten Zustand. Sie scheint sich an nichts zu erinnern. Sie trägt ein goldenes Kettchen mit einem Medaillon am Hals; darauf ist das Bild einer Frau, die ihr sehr ähnlich sieht. Ich habe bemerkt, dass man das Medaillon öffnen kann, und bitte sie, mir zu zeigen, was darin ist, aber sie weigert sich heftig, mit einem Ausdruck von Angst und wilder Entschiedenheit: »Das hat mir meine Mutter gegeben«, wiederholt sie nur.
     
    * * *
     
    Es mag inzwischen vier Jahre her sein, dass Taxil seine antifreimaurerische Kampagne begonnen hat. Die Reaktion der katholischen Welt hat unsere Erwartungen weit übertroffen: 1887 wurde Taxil von Kardinal Rampolla zu einer Privataudienz bei Papst Leo XIII. gebeten. Eine offizielle Legitimation seiner Schlacht und der Auftakt zu einem großen Erfolg auf dem Buchmarkt. Und zu schönen Einkünften.
    Im selben Jahr bekam ich ein sehr knappes, aber vielsagendes Billett: »Hochwürdiger Abbé, mir scheint, die Sache sprengt den Rahmen unserer Absichten: Wollen Sie irgendwie Vorsorge treffen? Hébuterne.«
    Es gab kein Zurück. Ich spreche nicht von den Tantiemen, die weiter erfreulich sprudelten, sondern von der Gesamtheit an Pressionen und Allianzen, die sich in und mit der katholischen Welt gebildet hatten. Taxil war mittlerweile der Held des Antisatanismus, und er wollte gewiss nicht auf dieses Prädikat verzichten.
    Inzwischen bekam ich auch knappe Billetts von Pater Bergamaschi: »Läuft alles gut, scheint mir. Aber was ist mit den Juden?«
    Stimmt, Pater Bergamaschi hatte empfohlen, Taxil nicht nur pikante Enthüllungen über die Freimaurer zu entlocken, sondern auch über die Juden. Und über diesen Punkt schwiegen sowohl Diana als auch Taxil. Bei Diana wunderte es mich nicht, vielleicht gab es in dem Amerika, aus dem sie kam, nicht so viele Juden wie bei uns, und das Problem schien ihr unwichtig. Aber bei den Freimaurern wimmelte es von Juden, und das hielt ich Taxil vor.
    »Was soll ich dazu sagen?« antwortete er. »Ich bin nie einem jüdischen Freimaurer begegnet und wusste gar nicht, dass es da welche gab. Ich habe nie einen Rabbiner in einer Loge gesehen.«
    »Wahrscheinlich gehen sie nicht als Rabbiner gekleidet hin. Aber ich weiß von einem sehr gut informierten Jesuitenpater, dass Monsignore Meurin, der nicht irgendein Pfarrer, sondern ein Erzbischof ist, in einem seiner nächsten Bücher beweisen wird, dass alle freimaurerischen Riten kabbalistischen Ursprungs sind, und dass es die jüdische Kabbala ist, die das Freimaurertum zur Dämonenverehrung führt…«
    »Dann lassen wir doch Monsignore Meurin sprechen, wir haben genügend Eisen im Feuer.«
    Diese Zurückhaltung Taxils hat mich lange gewundert (ich fragte mich schon, ob er Jude ist), bis ich entdeckte, dass er im Zuge seiner diversen journalistischen und publizistischen Unternehmungen eine Reihe von Prozessen am Hals gehabt hatte, sei’s wegen Beleidigung, sei’s wegen Obszönität, und viele gesalzene Strafen zahlen musste. Daher hatte er sich bei einigen jüdischen Wucherern stark verschuldet und hatte noch

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