Die historischen Romane
erschienen, Les Frères Trois-Points . In derselben Zeit habe ich ihn zu Diana geführt. Ich hatte ihm ihre zwei Zustände nicht verborgen und musste ihm erklären, dass sie uns nicht in ihrem Zustand als gottesfürchtiges Mädchen nützen würde, sondern in dem als eingefleischte Palladistin.
In den letzten Monaten hatte ich die junge Frau gründlich studiert und ihre Zustandswechsel mit Dr. Du Mauriers Beruhigungsmittel unter Kontrolle gehalten. Aber ich hatte begriffen, dass es enervierend war, auf ihre unvorhersehbaren Krisen zu warten, und dass ich ein Mittel finden musste, um sie auf Kommando ihren Zustand wechseln zu lassen. Im Grunde ist es wohl das, was Dr. Charcot mit seinen Hysterikerinnen macht.
Mir fehlte die magnetische Macht Charcots, und so ging ich in die Bibliothek, um mir einige eher traditionelle Lehrbücher über Hysterie zu suchen, wie De la cause du sommeil lucide von dem alten (und authentischen) Abbé Faria. Von diesem Buch und einigen anderen Lektüren angeregt beschloss ich, mich der Kranken frontal gegenüber zu setzen, ihre Knie zwischen meine Knie zu nehmen, ihre Daumen mit zwei Fingern zu fassen und ihr in die Augen zu sehen, dann nach mindestens fünf Minuten die Hände zurückzuziehen und sie ihr auf die Schultern zu legen, sie langsam die Arme hinab bis zu den Fingerspitzen zu führen und das fünf bis sechs Mal zu wiederholen, ihr dann die Hände auf den Kopf zu legen und sie langsam in fünf bis sechs Zentimetern Abstand vor ihrem Gesicht und Hals hinunterzuführen bis zur Einwölbung ihres Bauches, dabei die anderen Finger unter ihren Rippen, und schließlich ihren Körper hinabzugleiten bis zu den Knöcheln oder sogar bis zu den Fußspitzen.
Unter dem Aspekt der Scham war das für die »gute« Diana zu invasiv, und zuerst schrie sie auf, als würde ich (Gott vergebe mir) ihre Jungfräulichkeit attackieren, aber die Wirkung trat so sicher ein, dass sie sich beinahe schlagartig beruhigte, für ein paar Minuten eindämmerte und dann im ersten Zustand wieder erwachte. Leichter war es, sie in den zweiten Zustand zurückkehren zu lassen, da die »böse« Diana lustvoll auf meine Berührungen reagierte und die Behandlung zu verlängern trachtete, indem sie sie mit schlüpfrigen Körperbewegungen und kleinen Seufzern begleitete. Zum Glück konnte sie sich der hypnotischen Wirkung nicht lange entziehen und dämmerte auch diesmal wieder ein, andernfalls hätte ich Probleme gehabt, sowohl den Kontakt fortzusetzen, der mich verwirrte, als auch ihre abstoßende Wollust zu zügeln.
* * *
Ich glaube, jedes männliche Wesen könnte Diana als ein Geschöpf von einzigartiger Anmut betrachten, zumindest soweit einer wie ich das beurteilen kann, den Habit und Berufung vom Elend der Geschlechtlichkeit ferngehalten haben; und Taxil war ohne Zweifel ein Mann mit lebhaftem Appetit.
Als Dr. Du Maurier mir seine Patientin überließ, hatte er mir auch einen Koffer voll eleganter Kleider mitgegeben, den Diana bei sich gehabt hatte, als er sie aufnahm – woraus man schließen konnte, dass die Familie ihrer Herkunft gutsituiert gewesen sein musste. Und mit unverkennbarer Koketterie hatte sie sich an dem Tag, als ich ihr Taxils Besuch ankündigte, sorgfältig zurechtgemacht. So geistesabwesend sie in ihren beiden Zuständen auch schien, war sie doch sehr aufmerksam in den kleinen weiblichen Eigenheiten.
Taxil war sofort begeistert (»Schönes Weibsbild«, raunte er mir zu und leckte sich die Lippen), und später, als er meine hypnotischen Prozeduren zu imitieren versuchte, tendierte er zur Fortsetzung seiner Tätschelbewegungen, auch als die Patientin unverkennbar eingeschlafen war, so dass ich mit einem leisen »Mir scheint, jetzt reicht es« eingreifen musste.
Ich fürchte, wenn ich ihn mit Diana allein gelassen hätte, während sie in ihrem ersten Zustand war, hätte er sich noch andere Freiheiten erlaubt, und sie hätte sie ihm gestattet. Deswegen sorgte ich dafür, dass unsere Sitzungen mit der Kranken immer zu dritt stattfanden. Und manchmal auch zu viert. Denn um die Erinnerungen und die Energien der satanistischen und luziferischen Diana (und ihre luziferischen Launen) zu stimulieren, hatte ich es für gut gehalten, sie in Kontakt mit dem Abbé Boullan zu bringen.
* * *
Boullan. Als der Erzbischof von Paris ihn des Amtes enthoben hatte, war er nach Lyon gegangen, um sich der dortigen Carmel-Gemeinde anzuschließen; sie war von Eugène Vintras gegründet worden, einem
Weitere Kostenlose Bücher