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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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phantasievollen Erzählungen von Jacolliot, zum Beispiel Le spiritisme dans le monde oder Voyage aux pays mystérieux . Die Idee, sich auf die Suche nach neuen Themen im Universum der Fiktion zu machen, fand meine volle Zustimmung (und wie ich Ihrem Tagebuch entnehme, haben ja auch Sie sich gern an Dumas oder Sue inspiriert). Die Leute verschlingen Berichte von Reisen zu Lande oder zur See oder Kriminalgeschichten aus reiner Lust und Neugier, danach vergessen sie leicht, was sie gelernt haben, und wenn man ihnen etwas als wahre Tatsache erzählt, was sie in einem Roman gelesen haben, kommt ihnen vage das Gefühl, dass sie davon schon gehört haben, und sie nehmen es als Bestätigung dessen, was sie ohnehin glaubten.
    Der Mann, den Taxil gefunden hatte, war Dr. Charles (eigentlich Karl) Hacks. Er hatte über den Kaiserschnitt promoviert, hatte etwas über die Handelsmarine publiziert, aber noch keine Gelegenheit gehabt, sein Talent als Erzähler auszubeuten. Er litt unter akutem Alkoholismus und war ständig blank. Nach dem, was ich aus seine Reden verstanden hatte, war er im Begriff, ein grundlegendes Werk gegen alle Religionen und besonders gegen das Christentum als »Hysterie des Kreuzes« zu veröffentlichen, aber angesichts der Vorschläge von Taxil erklärte er sich bereit, tausend Seiten gegen die Teufelsanbeter und zur Verteidigung der Kirche zu schreiben.
    Ich erinnere mich, dass wir 1892 begannen, für eine geplante Reihe von insgesamt 240 Heften, die sich über etwa dreißig Monate erstrecken sollte, eine Serie mit dem Titel Le Diable au XIXe siècle herauszubringen, mit einem großen grinsenden Luzifer auf dem Titelbild, die Flügel geformt wie bei Fledermäusen und der Schwanz geringelt wie bei Drachen, und mit einem Untertitel, der da lautete: »Die Mysterien des Spiritismus: die luziferische Freimaurerei, vollständige Enthüllungen über den Palladismus, die Theurgie, die Goétie und den ganzen modernen Satanismus, den okkulten Magnetismus, die luziferischen Medien, die Kabbala am Ende des Jahrhunderts, die Magie der Rosenkreuzer, die Besessenheiten im Latenzzustand und die Vorläufer des Antichrist.« Das Ganze angeblich aus der Feder eines mysteriösen Dr. Bataille.
     
     
     
    Als wäre es Programm, enthielt das Werk nichts, was nicht schon anderswo geschrieben und gedruckt worden war: Taxil oder Bataille plünderten die gesamte bisherige Literatur und kochten ein brodelndes Gebräu aus unterirdischen Kulten, Teufelserscheinungen, haarsträubenden Riten, Rückgriffen auf templerische Riten mit dem üblichen Baphomet und dergleichen zusammen. Auch die Illustrationen wurden kopiert aus anderen Büchern über okkulte Wissenschaften, die sich wechselseitig kopiert hatten. Die einzigen neuen Bilder waren die Porträts der Großmeister des Freimaurertums, die ein bisschen so aussahen wie jene Steckbriefe, die im wilden amerikanischen Westen die gesuchten und der Gerechtigkeit lebendig oder tot auszuliefernden Gesetzesbrecher zeigen.
     
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    Es wurde hektisch gearbeitet, Hacks-Bataille, beflügelt von reichlichen Mengen Absinth, erzählte Taxil seine Erfindungen, und Taxil schrieb sie auf und schmückte sie aus, oder Bataille kümmerte sich um die Einzelheiten der medizinischen Wissenschaft oder der Giftkunde sowie um die Beschreibung der Städte und der exotischen Riten, die er tatsächlich gesehen hatte, während Taxil ausführlich die letzten Delirien Dianas beschrieb.
    So evozierte Bataille zum Beispiel den Felsen von Gibraltar als einen schwammigen Körper voller Gänge, Höhlen und Grotten, in denen Sekten aller Art bis zu den gottlosesten ihre Riten zelebrierten, oder er beschrieb die freimaurerischen Gaunereien der indischen Sekte oder die Erscheinungen des Asmodeus, und Taxil zeichnete ein Profil der Großmeisterin Sophia Sapho. Nach Lektüre des Dictionnaire infernal von Collin de Plancy regte er an, Sophia müsse enthüllen, dass die Anzahl der höllischen Legionen sechstausendsechshundertsechsundsechzig sei und jede Legion aus sechstausendsechshundertsechsundsechzig Dämonen bestehe. Obwohl inzwischen betrunken, multiplizierte Bataille richtig und kam zu dem Ergebnis, dass es alles in allem, Teufel und Teufelinnen zusammengenommen, vierundvierzig Millionen vierhundertfünfunddreißigtausendfünfhundertsechsundfünzig Dämonen gebe. Wir rechneten nach und bestätigten ihm verblüfft, dass es stimmte, er schlug mit der Hand auf den Tisch und rief »Da seht ihr, dass ich nicht betrunken

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