Die historischen Romane
ebenfalls auf Distanz, und die Kölnische Volkszeitung erinnerte daran, dass Bataille-Hacks noch im selben Jahr, in dem die Serie Le Diable begann, Gott und alle seine Heiligen verflucht hatte. Für Diana fochten dagegen der übliche Kanonikus Mustel, die jesuitische Civiltà cattolica und ein Sekretär des Kardinals Parrocchi, der ihr schrieb, »um ihr den Rücken zu stärken gegen den Sturm von Schmähungen, der sich nicht scheute, sogar ihre Existenz in Zweifel zu ziehen«.
Drumont fehlte es nicht an guten Bekanntschaften in diversen Milieus, und mit journalistischer Witterung – Simonini war nicht klar, wie er das geschafft hatte – gelang es ihm, Hacks-Bataille aufzuspüren, vermutlich hatte er ihn während einer seiner alkoholischen Krisen überrascht, in denen er immer mehr zu Melancholie und Reue neigte, und so kam es zum großen Theatercoup: Hacks gestand seine Fälschung, zuerst in der Kölnischen Volkszeitung , dann in La Libre Parole . Offenherzig schrieb er: »Als die Enzyklika Humanum Genus erschienen war, hatte ich gedacht, das wäre doch eine Gelegenheit, mit der Leichtgläubigkeit und unergründlichen Dummheit der Katholiken Geld zu verdienen. Man brauchte bloß einen Jules Verne zu finden, um diesen Räuberpistolen einen erschröcklichen Anstrich zu geben. Dieser Verne bin ich dann gewesen, das ist alles… Ich habe Abrakadabra-Szenen erzählt, die ich in esoterische Kontexte stellte, da ich sicher war, dass niemand sie nachprüfen würde… Und die Katholiken haben alles geschluckt. Die Borniertheit dieser Leute ist so groß, dass sie auch heute noch, wenn ich erklärte, dass ich sie auf den Arm genommen habe, mir nicht glauben würden.«
Lautier schrieb in Le Rosier de Marie , er sei vielleicht getäuscht worden und habe eine andere Frau als Diana gesehen, und schließlich erschien auch eine erste jesuitische Attacke aus der Feder eines gewissen Pater Portalié in der sehr seriösen Zeitschrift Études . Und als wäre das noch nicht genug, meldeten einige Zeitungen, dass Msgr. Northrop, der Bischof von Charleston (dem Wohnort von General Pike, dem Großmeister aller Großmeister), nach Rom gefahren sei, um Leo XIII. persönlich zu versichern, dass die Freimaurer in seiner Stadt brave Leute seien und nirgendwo in ihren Tempeln eine Satansfigur hätten.
Drumont triumphierte. Taxil war kaltgestellt, der Kampf gegen die Freimaurer und der gegen die Juden kehrten in seriöse Hände zurück.
24.
Eine nächtliche Messe
16. April 1897
Cher Capitaine,
Ihre letzten Seiten akkumulieren eine unglaubliche Menge von Ereignissen, und es ist klar, dass ich, während Sie all diese Dinge erlebten, anderes erlebt habe. Und offenbar waren Sie informiert über das, was um mich herum vorging (kein Wunder bei dem Lärm, den Taxil und Bataille machten), und vielleicht erinnern Sie sich an mehr davon, als ich zu rekonstruieren vermag.
Wenn wir jetzt April 1897 haben, hat meine Geschichte mit Taxil und Diana zwölf Jahre gedauert, in denen zu viele Dinge geschehen sind. Wann zum Beispiel haben wir Boullan verschwinden lassen?
Es müsste im ersten Jahr der Serie Le Diable gewesen sein. Boullan kam eines Abends ganz außer sich nach Auteuil, er wischte sich dauernd mit einem Taschentuch die Lippen ab, auf denen sich ein weißlicher Schaum bildete.
»Ich bin erledigt«, sagte er, »sie bringen mich um.«
Dr. Bataille meinte, ein gutes Glas hochprozentigen Alkohols werde ihn schon wieder aufrichten, Boullan lehnte nicht ab, und dann erzählte er uns mit gebrochener Stimme eine Geschichte von Hexereien und Teufelswerk.
Er hatte uns schon früher von seinem überaus schlechten Verhältnis zu Stanislas de Guaita und dessen Orden vom Kabbalistischen Rosenkreuz erzählt sowie auch zu jenem Joséphin Péladan, der dann im Geiste der Dissidenz den Orden vom Katholischen Rosenkreuz gegründet hatte – mit beiden hatte sich selbstverständlich auch die Serie Le Diable beschäftigt. Aus meiner Sicht gab es wenig Unterschiede zwischen den Rosenkreuzern Péladans und der Sekte von Vintras, deren Hoherpriester Boullan geworden war, sie waren allesamt Leute, die in langen Messgewändern voll kabbalistischer Zeichen herumliefen, und man verstand nicht recht, ob sie auf der Seite unseres Herrgotts oder auf der des Teufels standen, aber vielleicht war Boullan ja gerade deswegen mit Péladan aneinandergeraten. Sie jagten im selben Revier und versuchten dieselben armen Seelen zu verführen.
Was Guaita betraf, so
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