Die historischen Romane
einige sehr rachsüchtige Personen zu erzürnen.
Das hätte Taxil wissen müssen, aber er versuchte offenbar, jenes Terrain zurückzugewinnen, das Margiotta ihm zu entreißen im Begriff war, und so erschien, diesmal unter Dianas Namen, ein fast vierhundert Seiten starkes Buch mit dem Titel Le 33ème Crispi , in dem, vermischt mit bekannten Fakten wie dem Skandal um die Banca Romana, in den Crispi verwickelt gewesen war, Berichte über seinen Pakt mit dem Dämon Haborym und über seine Teilnahme an einer palladistischen Sitzung standen, in deren Verlauf die übliche Sophie Walder verkündet habe, sie sei schwanger mit einer Tochter, die ihrerseits den Antichrist hervorbringen werde.
»Operettenkitsch«, empörte sich Drumont. »So führt man keinen politischen Kampf.«
Dennoch wurde das Werk mit Wohlwollen im Vatikan aufgenommen, was Drumont noch mehr in Rage brachte. Der Vatikan hatte eine offene Rechnung mit Crispi, denn dieser hatte ein Standbild von Giordano Bruno, einem Opfer der kirchlichen Intoleranz, am Ort seiner Verbrennung auf dem Campo dei Fiori in Rom errichten lassen, und noch am selben Abend hatte ihn Leo XIII. in seinem Sühnegebet am Grab des Apostels in der Peterskirche genannt. Man kann sich die Freude des Papstes vorstellen, als er nun diese Anti-Crispi-Dokumente las: Er beauftragte seinen Sekretär Msgr. Sardi, Diana nicht nur den üblichen »apostolischen Segen« zu senden, sondern auch eine herzliche Danksagung und eine Aufforderung, ihr verdienstvolles Werk der Demaskierung jener »ruchlosen Sekte« fortzusetzen. Und dass die Sekte ruchlos war, bezeugte die Tatsache, dass in Dianas Buch der Dämon Haborym mit drei Köpfen erschien, einem menschlichen mit Flammenhaaren, einem Katzen- und einem Schlangenkopf – wenngleich Diana mit wissenschaftlicher Strenge präzisierte, dass sie ihn niemals in dieser Gestalt gesehen habe (bei ihrer Anrufung habe er sich vielmehr als ein schöner Greis mit silbrig wallendem Bart gezeigt).
»Sie kümmern sich nicht einmal darum, ein Mindestmaß an Wahrscheinlichkeit zu beachten!« erregte sich Drumont. »Wie schafft es eine Amerikanerin, die seit kurzem in Frankreich lebt, alle Geheimnisse der italienischen Politik zu kennen? Sicher, die Leute achten nicht auf so was, und Diana verkauft sich gut, aber dem Pontifex Maximus, dem Pontifex Maximus wird man vorwerfen, solch einen Unfug geglaubt zu haben! Man muss die Kirche vor ihren eigenen Schwächen schützen!«
Die ersten offenen Zweifel an der Existenz Dianas wurden dann in La Libre Parole geäußert. Und kurz darauf schalteten sich explizit religiös inspirierte Periodika wie L’Avenir und L’Univers im selben Sinne in die Polemik ein. In anderen katholischen Kreisen tat man dagegen alles, um Dianas Existenz zu beweisen: In Le Rosier de Marie erschien das Zeugnis des Präsidenten des Ordens der Advokaten von Saint-Pierre, Lautier, der versicherte, Diana in Gesellschaft von Taxil, Bataille und dem Zeichner, der sie porträtiert hatte, gesehen zu haben, allerdings zu einer Zeit, als Diana noch Palladistin gewesen war. Gleichwohl musste die Konversion sie schon innerlich erleuchtet haben, denn der Autor beschrieb sie so: »Sie ist eine junge Frau von neunundzwanzig Jahren, anmutig, vornehm, von mehr als mittlerer Größe, mit offener, freier und ehrlicher Miene, der Blick funkelnd von einer Intelligenz, die Entschiedenheit und Gewohntsein ans Kommandieren bezeugt. Sie kleidet sich elegant und mit Geschmack, ohne Affektiertheit und ohne das Übermaß an Schmuck, das die Mehrheit der reichen Ausländerinnen so lächerlich charakterisiert… Ihre Augen sind ungewöhnlich, mal meerblau, mal ein lebhaftes Goldgelb.« Als ihr ein Chartreuse-Likör angeboten wurde, habe sie aus Hass auf alles, was irgendwie nach Kirche klang, abgelehnt. Sie habe nur Cognac getrunken.
Im September 1896 war Taxil der Hauptorganisator eines großen antifreimaurerischen Kongresses in Trient. Aber gerade dort wurden die Verdächtigungen und Kritiken von seiten deutscher Katholiken heftiger. Ein Pater Baumgarten wollte Dianas Geburtsurkunde sehen und das Zeugnis des Priesters, vor dem sie dem Palladismus abgeschworen hatte. Taxil behauptete, die Beweise in der Tasche zu haben, zeigte sie aber nicht.
Ein Abbé Garnier ging so weit, in Le Peuple Français einen Monat nach dem Kongress in Trient den Verdacht zu äußern, Diana sei eine freimaurerische Mystifikation, ein Pater Bailly ging in der hochangesehenen Zeitschrift La Croix
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