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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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satanischem Stolz aufrichten. Zwischen ihnen, als einziges nicht fleischliches Residuum, hängt das Medaillon, das Diana nie ablegt.
    Sie dreht sich um und steigt mit schlüpfrig weichen Bewegungen die drei Stufen zum Altar hinauf, legt sich dort, unterstützt vom Zelebranten, auf den Altar, bettet den Kopf auf ein schwarzes Samtkissen mit silbernen Fransen, wobei ihr Haar über die Tischkante fließt, hält den Bauch leicht hochgewölbt und die Beine weit auseinander, um das rotblonde Fließ zu zeigen, das den Eingang in ihre weibliche Höhlung verbirgt, während ihr Körper dunkel im rötlichen Schein der Kerzen schimmert. Mein Gott, ich weiß nicht, mit welchen Worten ich beschreiben soll, was ich sehe, es ist, als hätten mein natürliches Grauen vor dem weiblichen Leib und die Furcht, die mich erfüllt, sich aufgelöst, um Raum für nur eine Empfindung zu lassen, ein ganz neues Gefühl, als strömte eine noch nie gekostete Flüssigkeit durch meine Adern…
    Boullan hat einen kleinen Phallus aus Elfenbein auf Dianas Brust gelegt und auf ihren Bauch ein besticktes Tuch, auf das er eine steinerne Schale stellt.
    Aus der Schale nimmt er eine Hostie, und es ist sicher nicht eine jener schon geweihten, mit denen Sie, Capitaine, zu handeln pflegen, sondern eine, die Boullan, der ja immer noch vollgültiger Priester der heiligen Römischen Kirche ist, wenn auch wohl inzwischen exkommuniziert, sich nun anschickt, auf Dianas Bauch zu weihen.
    So spricht er: »Suscipe, Domine Satanas, hanc hostiam, quam ego indignus famulus tuus offero tibi. Amen.«
    Dann nimmt er die Hostie, und nachdem er sie zweimal zu Boden gesenkt, zweimal zum Himmel gehoben, einmal nach rechts und einmal nach links gedreht hat, zeigt er sie der Gemeinde mit den Worten: »Aus dem Süden rufe ich das Wohlwollen Satans an, aus dem Osten das Wohlwollen Luzifers, aus dem Norden das Wohlwollen Belials, aus dem Westen das Wohlwollen Leviathans. Mögen die Tore der Hölle sich öffnen, und mögen zu mir kommen, gerufen von diesen Namen, die Wachen am Brunnen des Abgrundes. Vater unser, der du bist in der Hölle, verflucht sei dein Name, dein Reich vergehe, dein Wille werde missachtet, auf Erden wie in der Hölle! Gelobt sei der Name des Tieres!«
    Und laut rufen die Chorknaben: »Sechs sechs sechs!«
    Die Zahl des Tieres!
    Jetzt ruft Boullan: »Gepriesen sei Luzifer, dessen Name Unglück ist. O Meister der Sünde, der widernatürlichen Liebe, des wohltätigen Inzests, der göttlichen Sodomie, Satan, wir beten dich an! Und dich, o Jesus, dich zwinge ich, in diese Hostie zu fahren, damit wir dein Leiden erneuern können und dich noch einmal foltern mit den Nägeln, die dich ans Kreuz hefteten, und dich erneut mit der Lanze des Longinus durchbohren!«
    »Sechs sechs sechs!« wiederholen die Chorknaben.
    Boullan hebt die Hostie und spricht: »Im Anfang war das Fleisch, und das Fleisch war bei Luzifer, und Luzifer war das Fleisch. Dieses war im Anfang bei Luzifer. Alle Dinge sind durch dieses gemacht, und ohne dieses ist nichts gemacht, was es gibt. Und das Fleisch wurde Wort und wohnte unter uns in der Finsternis, und wir sahen seinen stumpfen Glanz, den stumpfen Glanz des eingeborenen Kindes von Luzifer, voller Gebrüll und Wut und Begierde.«
    Er streicht die Hostie über Dianas Bauch, dann steckt er sie in ihre Vagina. Als er sie wieder herausgezogen hat, zeigt er sie der Gemeinde und ruft laut: »Nehmt und esst!«
    Zwei der Androgynen knien vor ihm nieder, heben sein Messgewand und küssen gemeinsam sein erigiertes Glied. Dann stürzt sich die ganze Schar der Jugendlichen ihm zu Füßen, und während die Knaben zu masturbieren beginnen, reißen die Mädchen sich gegenseitig die Schleier ab und fallen übereinander her, wobei sie lüsterne Schreie ausstoßen. Die Luft ist geschwängert von immer stechenderen Gerüchen, und alle Anwesenden, einer nach dem anderen, erst begehrliche Seufzer und dann spitze Lustschreie ausstoßend, reißen sich die Kleider vom Leibe und fangen an sich zu paaren, ohne Ansehen der Person, des Alters oder des Geschlechts, und ich sehe zwischen den Dämpfen, wie eine mehr als siebzigjährige Megäre mit faltiger Haut, die Brüste flach wie Salatblätter, die Beine knochendürr, sich auf dem Boden wälzt, während ein Jüngling begierig küsst, was einst ihre Vulva gewesen.
    Ich zittere am ganzen Leibe, schaue umher nach einem Ausgang aus diesem Bordell, der Ort, wo ich kauere, ist so voll giftiger Dämpfe, dass ich mich wie in einer

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