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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Erklärung, wiewohl meine Reue immer noch heftig war, erneut mit zärtlichem Stolz erfüllte. Doch ich schwieg und ließ meinen Meister fortfahren.
    »Ferner muss es diesem hässlichen Alten möglich gewesen sein, ins Dorf hinunterzugehen und mit den Bauern Kontakte zu unterhalten aus Gründen, die mit seinem Amt zu tun haben. Und er musste wissen, wie man Fremde heimlich in die Abtei herein- und wieder hinausschleusen kann. Und er muss auch gewusst haben, dass es gerade heute Schlachtabfälle in der Küche gab (vielleicht wollte er morgen sagen, die Tür sei versehentlich offengeblieben und ein Hund habe sie gestohlen). Und schließlich muss er einen gewissen Sinn für sparsames Wirtschaften haben, ein Interesse daran, dass der Küche nicht allzu kostbare Lebensmittel entzogen werden, andernfalls hätte er wohl ein gutes Lendenstück oder dergleichen herausgerückt. Du siehst, lieber Adson, die Figur unseres Unbekannten gewinnt allmählich recht klare Konturen, denn all diese Eigenschaften und Attribute passen hervorragend auf ein Wesen, in dem ich nicht zögern würde, unseren wackeren Cellerar zu erkennen, Bruder Remigius von Varagine. Oder aber, falls ich mich täuschen sollte, unseren undurchsichtigen Freund Salvatore. Der übrigens, da er aus dieser Gegend stammt, vermutlich sehr gut mit den Bauern reden kann und sicher weiß, wie man ein Mädchen dazu bringt zu tun, was sie tun wollte, wenn du nicht dazwischengekommen wärst.«
    »Ja, Ihr habt gewiss recht, so wird es gewesen sein«, sagte ich überzeugt. »Aber was können wir nun mit unserem Wissen anfangen?«
    »Nichts. Oder sehr viel. Die Geschichte kann mit den Verbrechen, die wir untersuchen, viel oder auch nichts zu tun haben. Andererseits, wenn der Cellerar bei den Dolcinianern gewesen ist, erklärt das sehr gut sein Verhalten, und umgekehrt. Doch in jedem Falle wissen wir jetzt, dass diese Abtei bei Nacht ein Ort ist, an welchem so mancherlei seltsame Dinge geschehen – und wer weiß, ob nicht unser Cellerar und sein Gehilfe, die sich hier so ungeniert im Dunkeln herumtreiben, auch sonst noch so manches wissen, was sie nicht sagen.«
    »Aber werden sie es uns sagen?«
    »Nicht wenn wir Nachsicht üben und ihre Sünden ignorieren. Aber wenn wir wirklich etwas von ihnen erfahren wollten, hätten wir jetzt ein Mittel in der Hand, das sie zum Sprechen bringen könnte. Mit anderen Worten, wir werden uns, sobald es nötig wird, den Cellerar und Salvatore gefügig machen, und Gott wird uns diese kleine Pflichtverletzung vergeben, wo er doch schon so viel anderes vergibt...«, schloss William mit einem anzüglichen Blick, der mich nicht gerade ermunterte, Bemerkungen über die Erlaubtheit seines Vorhabens zu machen.
    »Und jetzt sollten wir eigentlich rasch zu Bett gehen, denn in einer Stunde ist bereits Mette. Aber wie ich sehe, bist du immer noch sehr erregt, mein armer Adson. Plagt dich deine Sünde noch immer? Wohlan, nichts ist beruhigender als ein stilles Gebet in der Kirche. Ich habe dir Absolution erteilt, aber man weiß ja nie. Also geh und bitte den Herrn um eine Bestätigung«, sagte William und gab mir einen kräftigen Klaps auf den Nacken, vielleicht als sanfte Buße, vielleicht aus väterlichfreundschaftlicher Zuneigung, vielleicht aber auch (wie ich in diesem Augenblick ungehörigerweise dachte) aus einem gewissen gutmütigen Neid, kannte ich ihn doch als einen Mann, der stets begierig war auf neue und lebensvolle Erfahrungen.
    Wir begaben uns in die Kirche durch unseren gewohnten unterirdischen Gang, den ich diesmal ohne aufzublicken durcheilte, da mich die vielen Gebeine in dieser Nacht allzu deutlich daran gemahnten, wie bald auch ich zu Staub zerfallen sein würde und wie eitel daher mein Stolz auf die Wohlgestalt meines Leibes gewesen war.
    Als wir in die Kirche traten, erblickten wir einen Schatten vor dem Altar. Zuerst dachte ich, es sei Ubertin, doch es war der uralte Alinardus, der uns nicht gleich erkannte. Dann erklärte er uns, er habe nicht schlafen können und sei daher in die Kirche gegangen, um für den verschwundenen jungen Bruder zu beten (er wusste nicht einmal mehr den Namen). Er bete für seine Seele, falls er tot sei, und für seinen Leib, falls er irgendwo hilflos liege.
    »Zu viele Tote«, sagte der Greis, »zu viele Tote... Aber so steht es geschrieben im Buch des Apostels: Bei der ersten Posaune kommt Hagel und Eis, bei der zweiten wird ein Drittteil des Meeres zu Blut – und habt ihr den ersten nicht im Eis gefunden

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