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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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blieb höflich, aber unbeugsam – womit er sich dafür rächte, dass Malachias ihm vor drei Tagen nicht gestattet hatte, den Tisch des Venantius zu untersuchen.
     
    Sobald wir zu dritt allein waren, räumte William einen der Tische frei und hieß mich, ihm die Bücher aus Severins Sammlung eins nach dem anderen zu bringen. Es war eine kleine Sammlung, verglichen mit der immensen im Labyrinth, aber es handelte sich gleichwohl um Dutzende von Bänden verschiedener Größe und Form, die vorher in schönster Ordnung auf den Regalen gestanden hatten und nun in wüster Unordnung auf dem Boden lagen, vermischt mit anderen Gegenständen, zerwühlt von den hastigen Händen des Cellerars, nicht wenige auch zerrissen, als hätte Remigius nicht ein Buch gesucht, sondern etwas zwischen den Seiten eines Buches. Manche waren regelrecht zerfetzt und aus dem Einband gerissen. Sie alle zusammenzusuchen, rasch zu prüfen und auf dem Tisch zu stapeln, war eine mühsame Arbeit, die zudem schnell erledigt werden musste, denn der Abt hatte uns nicht allzu viel Zeit gelassen; bald würden die Mönche kommen, um den Leichnam zu waschen und für das Begräbnis herzurichten. Auch galt es, in alle Winkel zu schauen, unter die Tische, hinter die Wandregale und Schränke, ob uns nicht etwas entgangen war. William wollte nicht, dass Benno mir dabei half, er erlaubte ihm nur, die Tür zu bewachen; denn trotz der Anweisungen des Abtes drängten immer noch viele von draußen herein: Knechte, die von der schrecklichen Nachricht gehört hatten, Mönche, die ihren toten Mitbruder beweinten, Novizen mit Wasserbecken und weißen Laken...
    Wir mussten uns also sputen. Ich holte die Bücher und reichte sie William, er prüfte sie und legte sie auf den Tisch. Bald merkten wir, dass dieses Verfahren zu langsam war, und gingen gemeinsam vor, dass heißt, ich griff mir ein Buch, ordnete es, wenn es auseinandergefallen war, las den Titel und legte es zu den anderen. Und oft genug waren es lose Blätter.
    » De plantis libri tres , verdammt nochmal, das ist es auch nicht!« knurrte William und warf sein Buch auf den Tisch.
    »Thesaurus herbarum« , sagte ich, und William: »Vergiss es, wir suchen ein griechisches Buch!«
    »Vielleicht dieses?« fragte ich und zeigte ihm einen Band, dessen Seiten mit krausen Lettern bedeckt waren. »Nein, du Dummkopf!« fauchte William mich an. »Das ist Arabisch! Roger Bacon hatte vollkommen recht: Die erste Pflicht des Studenten ist das Studium der Sprachen!«
    »Aber Arabisch könnt Ihr doch auch nicht!« maulte ich gekränkt, worauf William versetzte: »Aber ich sehe wenigstens, dass es Arabisch ist!« Und ich errötete, denn ich hörte Benno leise hinter mir lachen.
    Es waren viele Bücher, und dazu kamen noch Hefte, Rollen mit Plänen des Himmelsgewölbes, Kataloge seltener Pflanzen. Wir arbeiteten lange, untersuchten jeden Winkel des Laboratoriums, William drehte sogar mit großer Kaltblütigkeit den Körper des Toten zur Seite, um nachzusehen, ob vielleicht etwas darunter lag, und fasste ihm in die Kutte. Nichts.
    »Es muss aber dasein!« sagte William. »Severin hatte sich hier mit einem Buch eingeschlossen. Der Cellerar hatte es nicht...«
    »Vielleicht trug er es unter der Kutte«, meinte ich.
    »Nein. Das Buch, das ich neulich unter dem Tisch des Venantius sah, war ziemlich groß. Wir hätten es bemerkt.«
    »Wie war es eingebunden?«
    »Ich weiß nicht, es lag aufgeschlagen auf dem Regal, und ich habe es nur ein paar Sekunden lang gesehen, gerade lange genug, um zu erkennen, dass es griechisch war, sonst erinnere ich mich an nichts. Überlegen wir weiter: Der Cellerar hatte es nicht und Malachias auch nicht, glaube ich jedenfalls.«
    »Bestimmt nicht«, fiel Benno ein. »Als der Cellerar ihn an der Brust packte, sah man, dass er nichts unter dem Skapulier versteckt haben konnte.«
    »Gut. Das heißt schlecht. Wenn das Buch nicht in diesem Raum ist, muss also vor Malachias und dem Cellerar noch jemand anders hier eingedrungen sein.«
    »Eine dritte Person, die Severin erschlagen hat?« fragte ich.
    »Zu viele Personen«, resignierte William.
    »Andererseits«, gab ich zu bedenken, »wer konnte denn wissen, dass dieses Buch hier war?«
    »Jorge zum Beispiel, falls er uns im Narthex gehört hatte.«
    »Ja schon«, überlegte ich, »aber Jorge hätte doch sicher nicht einen so kräftigen Mann wie Severin töten können, noch dazu mit solcher Gewalt.«
    »Sicher nicht. Außerdem hast du ihn ja zum Aedificium gehen sehen,

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