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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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jegliche Autorität abspracht, dass ihr behauptetet, weder der Papst noch sonst eine Autorität könne euch eine andere Lebensweise als die eure vorschreiben, niemand habe das Recht, euch zu exkommunizieren, alle Prälaten der Kirche seit den Zeiten des Sankt Sylvester, außer Petrus von Murrone, seien Amtsverräter und Verführer gewesen, die Laien bräuchten den Priestern auch keinen Zehnten mehr zu entrichten, denn die Priester lebten nicht mehr in absoluter Vollkommenheit und Armut wie einst die ersten Apostel, der Zehnte sei künftig, wenn überhaupt, allein euch zu entrichten, euch als den einzigen wahren Jüngern und Pauperes Christi, und zum Beten sei eine geweihte Kirche nicht tauglicher als ein Stall! Das alles lehrtet ihr, nicht wahr? Und ihr zogt durch die Dörfer und rieft Penitenziagite! und sangt das Salve Regina, um das Volk zu verführen, ihr spieltet die Büßer, indem ihr vor den Augen der Welt ein vollkommenes Leben führtet, und dann erlaubtet ihr euch jede Freizügigkeit und Wollust, weil ihr nicht an das Sakrament der Ehe glaubtet noch an irgendein anderes Sakrament, nicht wahr? Und weil ihr euch für reiner hieltet als alle anderen, meintet ihr, euch jede Schändlichkeit und jede Beleidigung eures Leibes und des Leibes der anderen erlauben zu können? Rede!«
    »Ja, ja, ich bekenne den wahren Glauben, den ich damals glaubte mit ganzer Seele, ich bekenne, dass wir unsere Kleider abwarfen als Zeichen unserer Entäußerung, dass wir auf alle unsere Habe verzichteten, was ihr Hunde nie tun werdet, dass wir hinfort kein Geld mehr annahmen von niemandem und auch keines mehr bei uns trugen, wir lebten von milden Gaben und legten nichts zurück für den morgigen Tag, und wenn man uns einlud und einen Tisch für uns deckte, stillten wir unseren Hunger und gingen, ohne mitzunehmen, was übrig geblieben war...«
    »Doch ihr zogt plündernd und brandschatzend durch das Land, um euch der Habe der guten Christen zu bemächtigen!«
    »Wir zogen plündernd und brandschatzend durch das Land, weil wir die Armut zum allgemeinen Gesetz erhoben hatten und weil wir das Recht besaßen, uns den unrechtmäßigen Reichtum der anderen anzueignen, wir wollten das giftige Unkraut der Habgier, das sich von Sprengel zu Sprengel verbreitete, ein für allemal ausrotten mit Stumpf und Stiel, aber wir plünderten niemals, um zu besitzen, und wir töteten niemals, um zu plündern! Wir töteten, um zu strafen, um durch das Blut die Unreinen reinzuwaschen, wir waren ergriffen von einem vielleicht zu starken Gerechtigkeitsstreben, man sündigt auch aus übertriebener Liebe zu Gott, aus Überfluss an Vollkommenheit, wir fühlten uns als die wahre Kongregation des Heiligen Geistes, die vom Himmel ausgesandt wird am glorreichen Tage des Jüngsten Gerichts, wir suchten unser paradiesisches Heil, indem wir den Zeitpunkt eurer Vernichtung antizipierten, wir waren die einzigen wahren Apostel Christi, alle anderen waren Verräter, und Gherardo Segarelli war eine göttliche Pflanze gewesen, planta Dei pullulans in radice , unsere Regel kam unmittelbar von Gott und nicht von euch gottverdammten Hunden und Lügenpriestern, die ihr den Gestank des Schwefels um euch verbreitet und nicht den Duft des Weihrauchs, gemeine Hunde seid ihr, stinkender Unrat, Rabenaas, Knechte der Hure von Avignon, zur Hölle werdet ihr fahren! Ja, damals glaubte ich, meine Seele war gläubig, und auch unser Leib hatte sich erlöst, wir waren das Schwert des Herrn und mussten auch Unschuldige töten, um euch alle töten zu können so schnell wie möglich, denn es war Eile geboten, wir wollten eine bessere Welt errichten, eine Welt in Frieden und Freundlichkeit, eine Welt, in der alle glücklich sind, wir wollten den Krieg vernichten, den ihr mit eurer Habgier in die Welt gebracht habt, und ihr wollt uns vorwerfen, ihr ausgerechnet, dass wir in unserem Kampf für Glück und Gerechtigkeit zwangsläufig auch ein bisschen Blut vergießen mussten? Es... es war gar nicht so sehr viel nötig, um schnell zu machen, und war doch der Mühe wert und genügte, das Wasser des Flusses Carnasco rot zu färben an jenem Tag von Stavello, auch unser Blut war dabei, wir verschonten uns nicht, unser Blut, euer Blut, viel, viel, rasch, rasch, die Zeiten der Prophezeiung Dolcinos drängten, es galt, den Lauf der Ereignisse zu beschleunigen...«
    Er hielt keuchend inne, zitternd am ganzen Leibe, und wischte sich die Hände an seiner Kutte ab, als wollte er sie von dem Blute reinigen, das er

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