Die historischen Romane
zwölf Seiten, die Fama Fraternitatis , die ein Jahr später gesondert veröffentlicht wird, gleichzeitig mit einem anderen Manifest, diesmal auf Lateinisch, betitelt Confessio fraternitatis Roseae Crucis, ad eruditos Europae . In beiden stellt sich die Bruderschaft der Rosenkreuzer vor und spricht von ihrem Gründer, einem geheimnisvollen C.R. Erst später und aus anderen Quellen geht hervor, dass es sich um einen gewissen Christian Rosencreutz handelt.«
»Warum wird der volle Name verschwiegen?«
»Ach, das wimmelt hier nur so von Initialen, keiner wird hier mit vollem Namen genannt, sie heißen alle G.V., I.A., I.O. oder so, und wer wirklich einen netten kleinen Spitznamen hat, nennt sich P.D. Erst werden die Bildungsjahre von C.R. erzählt, der zunächst das Heilige Grab besucht, dann nach Damaskus geht, dann nach Ägypten und von da nach Fez, was damals ein Zentrum der muselmanischen Weisheit gewesen sein muss. Dort lernt unser Christian, der bereits Griechisch und Latein konnte, die orientalischen Sprachen, die Physik, die Mathematik, die Naturwissenschaften, er akkumuliert die ganze tausendjährige Weisheit der Araber und der Afrikaner, bis hin zur Kabbala und zur Magie, er übersetzt sogar ein mysteriöses Liber M ins Lateinische, und schließlich kennt er alle Geheimnisse des Makro- und Mikrokosmos. Schon seit zwei Jahrhunderten war damals alles Orientalische groß in Mode, besonders wenn man nicht kapierte, was es bedeutete.«
»So machen sie's immer: Was? Ihr seid verhungert, frustriert, ausgebeutet? Verlangt nach dem Kelch des Geheimnisses! Hier, nimm ... « Sie rollte mir einen Joint. »Das ist einer von den guten.«
»Siehst du, auch du willst bloß vergessen.«
»Aber ich weiß, dass es bloß Chemie ist, sonst nichts. Da ist kein Geheimnis dabei, das macht dich auch high, wenn du kein Hebräisch kannst. Komm her.«
»Warte. Danach geht dieser Rosencreutz nach Spanien, und auch da stopft er sich mit okkulten Lehren voll und nähert sich, wie es hier heißt, immer mehr und mehr dem Zentrum allen Wissens. Und im Laufe dieser Reisen, die für einen Intellektuellen damals ein echter Trip in totale Weisheit gewesen sein mussten, kapiert er schließlich, dass in Europa eine Gesellschaft gegründet werden muss, die den Regierenden die Wege der Weisheit und Güte weist.«
»Originelle Idee. Hat sich wirklich gelohnt, soviel zu studieren. Ich möchte 'ne frische Mamaya.«
»Sind im Kühlschrank. Sei lieb, hol sie dir selber, ich arbeite.«
»Wenn du arbeitest, bist du die Ameise, und wenn du die Ameise bist, dann sei's auch und sorg für Nahrung.«
»Die Mamaya ist Wolllust, also geht die Grille. Oder ich gehe, und du liest.«
» Cristo , nein! Ich hasse die Kultur des weißen Mannes. Ich geh schon.«
Amparo ging in die Küchenecke, und ich genoss es, sie im Gegenlicht zu begehren. Und derweilen kehrte C.R. nach Deutschland zurück, und statt sich der Umwandlung von Metallen zu widmen, was sein immenses Wissen ihm nun gestattet hätte, beschloss er, sich einer spirituellen Reformation zu verschreiben. Er gründete die Confraternitas, indem er eine magische Sprache und Schrift ersann, die als Fundament für die Weisheit der künftigen Brüder dienen sollte.
»Nicht so, du kleckerst das ganze Buch voll, steck sie mir in den Mund, nein – lass doch die Albernheiten – ja, so. Mm, gut, diese Mamaya, rosencreutzlische Mammi-ja-ja ... Aber hör weiter, hast du das gewusst: Was die ersten Rosenkreuzer in den ersten Jahren geschrieben haben, das hätte die wahrheitsbegierige Welt erleuchten können.«
»Was haben sie denn geschrieben?«
»Tja, da ist der Haken, das Manifest schweigt sich darüber aus. Erst machen sie einem den Mund wässrig, und dann nix. Scheint, die Sache ist furchtbar wichtig, so furchtbar wichtig, dass sie geheim bleiben muss.«
»Blöde Hunde.«
»Nicht doch, aua, lass das! Also jedenfalls diese Rosenkreuzer, wie sie sich vermehren, beschließen sie, sich in alle Himmelsrichtungen zu zerstreuen, mit der Verpflichtung, die Kranken gratis zu pflegen, keine Kleider anzuziehen, die sie kenntlich machen, sich überall den Landesbräuchen anzupassen, sich einmal im Jahr zu treffen und hundert Jahre geheim zu bleiben.«
»Entschuldige, aber was für 'ne Reformation wollten sie denn machen, wo doch gerade erst eine gewesen war? Was war denn Luther für sie, bloß 'n Dreck?«
»Nein, das war doch alles noch vor der protestantischen Reformation. Hier steht in einer Fußnote, bei
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