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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Frage auf, ob wir in Fatima oder in Tomar Halt machen sollten. Tomar war die Burg, in der die portugiesischen Templer sich verschanzt hatten, nachdem die Güte des Königs und des Papstes sie vor Prozess und Zerschlagung bewahrt hatte – durch den einfachen Trick, sie in den Orden der Christusritter umzubenennen. Eine Templerburg konnte ich mir nicht entgehen lassen, und zum Glück waren die anderen keine Fatima-Enthusiasten.
    Wenn ich mir je eine Templerburg vorgestellt hatte, war's eine wie Tomar. Man steigt auf einer befestigten Straße hinauf, die sich um die äußeren Bastionen windet, zwischen kreuzförmigen Schießscharten, und vom ersten Moment an atmet man Kreuzzugsluft. Jahrhundertelang hatten die Christusritter an diesem Ort prosperiert – die Überlieferung will, dass sowohl Heinrich der Seefahrer wie Christoph Columbus aus ihren Reihen stammten, und in der Tat hatten sie sich auf die Eroberung der Meere verlegt und damit Portugal reich gemacht. Das lange und glückliche Dasein, das sie dort genossen, hat dazu geführt, dass die Burg im Lauf der Jahrhunderte mehrmals umgebaut und vergrößert worden ist, so dass ihr mittelalterlicher Kern jetzt von Renaissance- und Barockflügeln eingefasst wird. Mit einem Gefühl der Bewegung trat ich in die Kirche der Templer, deren achteckige Rotunde die der Grabeskirche in Jerusalem nachbildet. Mir fiel auf, dass die Form des Templerkreuzes in den Kirchen je nach Region differiert – ein Problem, das sich mir schon bei der Arbeit an meiner Dissertation gestellt hatte, als ich die konfuse Ikonographie zum Thema durchsah. Während das Malteserkreuz mehr oder weniger immer dasselbe geblieben ist, scheint das der Templer viel stärker den Einflüssen des Jahrhunderts oder der örtlichen Tradition unterworfen. Deshalb genügt es den Templer-Jägern, irgendwo ein beliebiges Kreuz zu entdecken, und schon haben sie eine Spur ...
    Nach der Kirchenbesichtigung zeigte der Führer uns auch das Manuelinische Fenster, die janela par excellence, ein rautenförmiges Gitterwerk, eingefasst von einer wildwuchernden Collage aus Meeresfunden, Algen, Muscheln, Ankern, Tauen und Ketten, zur Feier des Ruhmes der Ritter auf den Ozeanen. Doch zu beiden Seiten des Fensters, auf dem steinernen Gürtel um die beiden turmartigen Säulen, die es einrahmten, sah man die Insignien des Hosenbandordens. Was tat das Symbol eines englischen Ordens in diesem befestigten portugiesischen Kloster? Der Führer konnte es uns nicht sagen, aber wenig später, auf einer anderen Seite, ich glaube an der nordwestlichen, zeigte er uns das Wappen des Goldenen Vlieses. Ich musste unwillkürlich an das feine Spiel der Allianzen denken, das den Hosenbandorden mit dem Orden des Goldenen Vlieses verband, das Goldene Vlies mit den Argonauten, die Argonauten mit dem Gral und den Gral mit den Templern. Die Phantastereien des Oberst Ardenti kamen mir in den Sinn, auch einige Stellen aus den Manuskripten der Diaboliker ... Ich zuckte zusammen, als der Führer uns in einen Nebenraum führte, einen niedrigen Saal mit Gewölbedecke und mehreren Schlusssteinen. Es waren kleine Rosetten, doch auf einigen sah ich in Stein gehauen ein bärtiges, bocksähnliches Gesicht. Der Baphomet!
    Wir stiegen in eine Krypta hinunter. Nach sieben Stufen gelangt man auf einen nackten Steinboden, der zur Apsis führt, in der sich ein Altar erheben könnte oder der Thron des Großmeisters. Doch auf dem Wege dorthin geht man unter sieben Gewölbeschlusssteinen hindurch, deren jeder die Form einer Rose hat, eine größer als die andere, und die letzte, am weitesten entfaltete, hängt über einem Brunnen. Das Kreuz und die Rose, hier in einem Templerkloster! Und in einem Saal, der sicher vor dem Erscheinen der Rosenkreuzer-Manifeste erbaut worden ist! Ich fragte den Führer danach, und er lächelte: »Wenn Sie wüssten, wie viele Anhänger der okkulten Wissenschaften hierhergepilgert kommen ... Es heißt, dies hier sei der Saal der Initiation ... «
    Zufällig trat ich in einen noch nicht restaurierten Raum, der nur wenige staubige Möbel enthielt, und fand ihn vollgestellt mit Kartons. Ich kramte ein bisschen darin herum, und da fielen mir Blätter mit hebräischer Schrift in die Hände, vermutlich aus dem siebzehnten Jahrhundert. Was machten die Juden hier in Tomar? Der Führer sagte mir, die Ritter hätten gute Beziehungen mit der jüdischen Gemeinde am Ort gehabt. Er bat mich ans Fenster und zeigte mir einen Garten im französischen Stil, der

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