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Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers

Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers

Titel: Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zdral
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Versender auch Alois Hitler aus und schicken ihm anonym ein Flugblatt zu. Er ist eine ideale Zielperson: Bekannt in Berlin durch sein Lokal, er trägt den berühmten Namen, sein Wort hätte Gewicht. Und er hört und weiß viel durch die braungewirkten Gäste in seinem Restaurant. Ganz unauffällig könnte er bei Offizieren und NS-Funktionsträgern Stimmung machen gegen die sich abzeichnende Katastrophe. Wenn Alois einen Funken Widerstandsgeist und Bewusstsein für die Verbrechen um ihn herum hätte, wäre es leicht, zumindest einen kleinen Beitrag zu leisten, gegen das offensichtliche Unrecht anzugehen. Doch was tut Alois Hitler? Von Auflehnung und Widerstand keine Spur. Nicht einmal Gleichgültigkeit – etwa das Schreiben zerreißen und ins Feuer werfen. Alois offenbart sich als treuer Nationalsozialist und liefert das Schreiben bei der Gestapo ab. Die registriert seine Meldung fein säuberlich in einer Liste. 159 Die Beamten nehmen später den Kern der »Roten Kapelle« aufgrund abgefangener Funksprüche aus Moskau fest, mit denen versucht wurde, die Anführer der Widerstandsbewegung zu kontaktieren. Deren Kampf endet in der Hinrichtungsstätte Berlin-Plötzensee.

Fluchtstation Hamburg
    Erst kurz vor Kriegsende verlassen Alois und seine Frau Hete das umkämpfte Berlin. Sein Prokurist und sein Küchenmeister versuchen, das Geschäft weiter zu führen. Sie werden von den Russen erschossen – der Name Hitler am Eingang des Lokals wird ihnen zum Verhängnis. Das Ehepaar geht dahin zurück, wo es hergekommen ist, nach Hamburg. Alois benutzt den Tarnnamen Klewe und hat falsche Papiere dabei – sein Familienname, der ihm jahrelang geholfen hat, ist ihm nun zu heiß. Aber in Hamburg läuft er in eine Kontrolle der Polizei, sein ins Futter des Anzugs eingenähtes Namensschild Hitler verrät ihn. Die britischen Militärbehörden stecken ihn Mitte Juni 1945 ins Gefängnis.
    Nach mehreren Verhören gelangen die Briten zu dem Schluss, dass Alois Hitler keine persönliche Schuld aufgeladen hat und lassen ihn wieder frei. Auffällig ist, dass die Militärs Alois Hitler sogar mit einem Freibrief ausstatten, damit er künftig nicht mehr belästigt wird – hat er den Briten andere wertvolle Informationen geliefert und das ist die Belohnung? Aussagekräftige Akten darüber fehlen. Jedenfalls trägt nun Alois Hitler ständig folgendes Schreiben – auf Deutsch und Englisch – bei sich:
»Bescheinigung.
Der Inhaber dieser Bescheinigung,
HITLER, Alois
wurde am 16. Juli 1945 von den Englischen Militärbehörden freigesprochen, da nichts Belastendes gegen ihn vorliegt.
Die deutsche Polizei sowie andere Personen werden gebeten, ihn wegen seiner Namensähnlichkeit mit dem ehemaligen ›Führer‹ nicht wieder festzunehmen oder sonstwie zu seinem Nachteil zu behandeln.« 160
    Versehen ist das Dokument mit dem Stempel der Allied Expeditionary Force und der Unterschrift eines Offiziers »Lt., O.C. 26 F.S. Section. I.C.«. Damit hat Alois das Thema Drittes Reich und seine nunmehr unselige Verwandtschaftsbeziehung abstreifen können, die ihm lange geschäftliche Vorteile eingebracht hat. Denn bei Kriegsende verfügt der Hitler-Bruder über die hohe Summe von 90 000 Reichsmark Vermögen, Geld, das ihm sein Lokal in der Reichshauptstadt eingebracht hat. Trotzdem ist Alois Hitler klamm, denn an das Geld kann er nicht heran, es »ist bei einer Bank in Berlin belegt und zurzeit von der russ. Besatzungsbehörde blockiert«, wie die Hamburger Polizei recherchiert. 161
    Alois und Hete leben von dem Geld, das sie auf ihre Flucht mitnahmen, und von der Unterstützung durch Alois’ Neffen Hans Hietler und dessen Frau Erna sowie der früheren Krankenpflegerin und angeheirateten Petra Hitler, die in Hamburg ansässig sind. Eine weitere Einnahmequelle sind Fotografien seines Bruders Adolf, die Alois als Andenken für britische und amerikanische Militärs mit »Hitler« signiert. Alois und Hete wohnen für 100 Mark Miete im Timm-Kröger-Weg 35, im Haus eines Mannes, der früher bei Alois als Lehrbub tätig war. Die Clan-Zugehörigkeit wird zur Belastung, jedes Mal, wenn Alois seinen Familiennamen nennt, erlebt er Ablehnung und Anfeindung – so wie er vorher Anbiederung und Anerkennung spürte.
    Deshalb beantragt Alois für sich und seine Frau im Oktober 1945 die Namensänderung. Anders als etwa Schwester Paula, die ohnehin unter dem Namen »Wolf« lebte, seitdem ihr Bruder Adolf das von ihr verlangt hatte, will Alois jedoch keinen komplett neuen Namen;

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