Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers
»Mein Onkel Adolf«. In den Zeilen klingen selbst in der großen zeitlichen und räumlichen Distanz nochmals die Frustration und Wut Willies über seinen geizigen Onkel Adolf durch: »Er könne nicht all denen helfen, die durch Zufall seinen Namen trügen«, referiert William sein Treffen mit dem deutschen Staatschef. »Obwohl es genügt hätte, ein Handzeichen zu geben, um die Taschen seiner nächsten Verwandten zu füllen, machte er nicht die geringste Geste.« Weiter heißt es: »Ich sollte 125 Mark im Monat verdienen, ein Hungerlohn, zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel … Schließlich wurde ich in eine Bank gesteckt. Aber es war mir unmöglich, meiner Mutter Geld zu schicken. « Der Artikelschreiber berichtet von dem Brief, den er Hitler geschrieben hat. Der jedoch habe geantwortet: »Ich habe leider nicht die Möglichkeit, Dir besondere Privilegien zuzubilligen.«
William Patrick mit seiner Mutter Bridget Hitler
Hello, Mr. President
Im Jahr 1942 trägt sich William Patrick mit einem neuen Vorhaben: Er will die in seinen Vorträgen geäußerten Gedanken und Vorschläge in die Praxis umsetzen. Konkret bedeutet das für ihn, nicht nur den Kampf gegen Nazi-Deutschland zu propagieren, sondern selbst gegen das Regime und seinen Onkel zu kämpfen. Es ist ein konsequenter Weg, den Willie da gehen will, die finale Eskalation der Auseinandersetzung mit Onkel Adolf. War es zuerst nur ein Gefecht der Worte, so steigert es sich nun zum Krieg mit Waffen. Es erinnert ein wenig an eine Herausforderung zum Westernduell, bei dem einer der Duellanten am Ende tot am Boden liegen muss. Williams Möglichkeiten sind beschränkt, aber was er tun kann, will er tun: sich den Armeen gegen Deutschland anschließen. Das ist jedoch leichter beschlossen als getan.
Denn William Patrick ist britischer Staatsbürger mit Wohnort in New York. Also Gast in einem fremden Land. Er entscheidet sich dafür, sich den kanadischen Streitkräften anzuschließen und schreibt einen Brief an den britischen Konsul. Die Antwort ist negativ – Mister Hitler solle lieber seine Vortragsreihe weiterführen. Von diesem Misserfolg lässt sich William nicht schrecken. Er greift zu der Methode, die er schon in Deutschland angewandt hat: mit dem Staatschef Kontakt aufzunehmen. Waren es in den dreißiger Jahren Briefe an Adolf Hitler, so ist es nun ein Schreiben an den amerikanischen Präsidenten Roosevelt. William Patrick Hitlers Brief, datiert auf den 3. März 1942, lautet:
»Seine Exzellenz Franklin D. Roosevelt,
Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika,
Weißes Haus,
Washington D.C.
Sehr geehrter Herr Präsident:
Darf ich mir die Freiheit herausnehmen, Ihre kostbare Zeit und die Ihrer Mitarbeiter im Weißen Haus in Anspruch zu nehmen? Eingedenk der kritischen Zeit, die die Nation derzeit durchmacht, wage ich diesen Schritt nur, weil Sie allein kraft Ihres Amtes über die Macht verfügen, meine schwierige und einzigartige Situation zum Guten zu wenden.
Erlauben Sie mir, so kurz wie möglich mein Dilemma zu skizzieren, das ich mit Ihrer gütigen Fürsprache zu lösen hoffe.
Ich bin der Neffe und einzige Nachkomme des berüchtigten Kanzlers und Führers von Deutschland, der heute als Despot versucht, die freien und christlichen Völker der Welt zu unterjochen. Unter Ihrer gekonnten Führung vereinigen sich Männer unterschiedlicher Glaubensbekenntnisse und Nationalitäten, um letztendlich durch ihren Kampf darüber zu entscheiden, ob sie in einer gottgefälligen ethischen Gesellschaft leben und dienen oder von einem teuflischen, heidnischen Regime versklavt werden.
Jeder in der Welt muss sich heute die Frage nach dem eigenen Lebenszweck stellen. Für freie Menschen mit tiefer religiöser Überzeugung kann es nur eine Antwort auf diese Frage geben und nur eine Entscheidung, die ihnen bis zum bitteren Ende Kraft verleihen wird.
Ich bin nur einer von vielen, aber auch ich kann mein Leben in den Dienst der großen Sache stellen, auf dass wir am Ende triumphieren mögen.
Alle meine Verwandten und Freunde werden bald für Frieden und Anstand unter dem Stars-and-Stripes-Banner marschieren. Aus diesem Grund, Herr Präsident, schicke ich Ihnen respektvoll diese Petition, mit der Bitte, mir zu erlauben, mich dem Kampf gegen Tyrannei und Unterdrückung anzuschließen. Gegenwärtig wird mir das verweigert, weil ich britischer Staatsbürger war, als ich 1939 aus dem Deutschen Reich floh. Ich kam mit meiner irischen Mutter nach Amerika, um mit meinen hiesigen
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