Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers
daraufhin Familienrat mit seinen Verwandten, als Sprecher der Familie benannten sie Leo Raubal, den Sohn von Hitlers Schwester Angela. Immerhin geht es um viel Geld. Urheberrechte sind in Deutschland 70 Jahre nach dem Tod des Autors gültig, also noch bis zum Jahr 2015. Maser schätzt den Wert der Tantiemen auf 20 Millionen Euro. 249
Hitler schrieb Mein Kampf in der Haft auf der Festung Landsberg in den Jahren 1923/24. Bis zum Jahr 1930 erschien das Werk in zwei Bänden zu zwölf Mark, danach in einer einbändigen Volksausgabe für acht Mark. Der Verkauf war in den ersten Jahren schleppend, vor 1933 setzte Hitler 287 000 Exemplare ab. Nach der Machtergreifung zog der Absatz rapide an. In Großbritannien und Amerika erschienen 1933 englischsprachige Ausgaben, Dänemark, Schweden und Brasilien folgten mit Übersetzungen. Der Boom entstand mit dem Jahr 1936: Von da an ersetzte Mein Kampf die Bibel als offizielles Geschenk des Standesamtes für Brautpaare, Hitlers Gedanken waren nun der Leitfaden für die deutsche Ehe. Rund zehn Millionen Exemplare verließen die Druckerei. Auch nach dem Krieg wurde – und wird – das Buch im Ausland weiter verkauft. In Deutschland ist die Veröffentlichung bis heute verboten. Dagegen darf Mein Kampf in Großbritannien und den USA verlegt werden, diese Urheberrechte wurden bereits in den dreißiger Jahren verkauft. Wo die deutschen Behörden eine Veröffentlichung nicht verhindern können, nehmen sie zumindest die Tantiemen ein. Die fließen auf ein Sonderkonto des Freistaates und kommen wohltätigen Zwecken zugute.
Leo Raubal schrieb an den Historiker, der sich heute selbst »Verwalter des Hitler-Nachlasses« nennt, und beauftragte ihn, nach geeigneten Rechtsanwälten Ausschau zu halten. Dem Professor erteilte Anton Schmidt im August 1969 eine Vollmacht, »die Wahrung meiner Rechte und der Rechte meiner Familie im Zusammenhang mit meinem Cousin Adolf Hitler (Sohn der Schwester meiner Mutter) zu überwachen. Ausschließlich Herr Dr. Maser ist (nach jeweiliger Absprache mit mir) berechtigt zu entscheiden, welche Dokumente (privaten Briefe, Skizzen, Notizen, Gesprächsprotokolle und Werke der bildenden Kunst und so weiter) zum Beispiel in Büchern und Studien, in der Presse, im Rundfunk und Fernsehen veröffentlicht werden dürfen, für die die Urheberrechte bis zum Jahre 2015 bei den gesetzlich anerkannten Erben Hitlers liegen. Über eventuell an uns zu zahlende Honorare gilt die gleiche Abmachung.« 250
Maser riet den Erben, nur die Tantiemen bis zum Jahr 1936 zu fordern, danach finanzierte der Staat im Wesentlichen die Abgabe des Buches. Doch die Raubals, Schmidts und Koppensteiners waren sich nicht einig, wie das Fell des Bären verteilt werden sollte: »Raubal wollte 50 Prozent für sich alleine«, sagt Maser, »das konnte ich gegenüber dem Rest der Familie nicht verantworten.« 251 Der Tod Leo Raubals im August 1977 während eines Urlaubs in Spanien stoppte die geplante Klage gegen den Freistaat. Auch Elfriede Hochegger konnte sich bis zu ihrem Ableben im September 1993 nicht entschließen, wegen der Urheberrechte zu prozessieren.
Dabei bleibt es bis heute. Die noch lebenden Hitlers zeigen kein Interesse, ihre – vermeintlichen – Rechte über ein Gericht zu erstreiten. Wohl auch, weil sie die Öffentlichkeit scheuen. Denn die Nachfahren der Hitler-Sippe, die großteils immer noch in den traditionellen Gegenden der Familie leben, im Waldviertel etwa oder in Linz, wollen nicht ins Scheinwerferlicht treten. 252 Sie versuchen, sich nach außen hin abzuschotten und nur nicht in Zusammenhang mit der unseligen Familiengeschichte aufzutauchen. So sind die Verwandten des Diktators weiterhin gezwungen, ihr Leben dem langen Schatten des Namens Hitler unterzuordnen.
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Danksagung
An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für alle, die zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben. Das gilt besonders für Susanne Billes und Christina Kruschwitz für ihre kritische Durchsicht und ihre Anregungen für das Manuskript. Dank auch für die Unterstützung durch die engagierten Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte, des Bayerischen Hauptstaatsarchives und der Staatsbibliothek in München, der Sächsischen Landesbibliothek, des Karl-May-Museums und des Stadtarchivs in Radebeul, des FBI-Archives in Washington und der Public Library in New York. Ebenso kamen wertvolle Informationen von den Mitarbeitern des Bundesarchivs in Berlin. Herbert Koch vom Wiener Stadt- und
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