Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers
treuer Freundschaft aus freiem Willen in die schon fast belagerte Stadt hereinkam, um ihr Schicksal mit dem meinen zu teilen. Sie geht auf ihren Wunsch als meine Gattin mit mir in den Tod. Er wird uns das ersetzen, was meine Arbeit im Dienst meines Volkes uns beiden raubte.
Was ich besitze, gehört – soweit es überhaupt von Wert ist – der Partei. Sollte diese nicht mehr existieren, dem Staat, sollte auch der Staat vernichtet werden, ist eine weitere Entscheidung von mir nicht mehr notwendig.
Ich habe meine Gemälde in den von mir im Laufe der Jahre angekauften Sammlungen niemals für private Zwecke, sondern stets nur für den Ausbau einer Galerie in meiner Heimatstadt Linz a.d. Donau gesammelt.
Dass dieses Vermächtnis vollzogen wird, wäre mein herzlichster Wunsch.
Zum Testamentsvollstrecker ernenne ich meinen treuesten Parteigenossen Martin Bormann.
Er ist berechtigt, alle Entscheidungen endgültig und rechtsgültig zu treffen. Es ist ihm gestattet, alles das, was persönlichen Erinnerungswert besitzt oder zur Erhaltung eines kleinen bürgerlichen Lebens notwendig ist, meinen Geschwistern abzutrennen, ebenso vor allem der Mutter meiner Frau und meinen, ihm genau bekannten treuen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, an der Spitze meinen alten Sekretären, Sekretärinnen, Frau Winter usw., die mich jahrelang durch ihre Arbeit unterstützten.
Ich selbst und meine Gattin wählen, um der Schande des Absetzens oder der Kapitulation zu entgehen, den Tod. Es ist unser Wille, sofort an der Stelle verbrannt zu werden, an der ich den größten Teil meiner täglichen Arbeit im Laufe eines zwölfjährigen Dienstes an meinem Volke geleistet habe.
Gegeben zu Berlin, den 29. April 1945, 4.00 Uhr
Adolf Hitler
als Zeugen:
Martin Bormann
Dr. Goebbels
als Zeuge: Nicolaus von Below« 230
Den größten Teil dieses Schreibens, aufgesetzt im Angesicht des Todes, füllt Hitlers Beziehung zu Eva Braun und dessen Rechtfertigung. Seine leiblichen Geschwister erwähnt Adolf nicht namentlich. Ihnen will er nur Andenken geben und eine schmale Apanage für ein Leben als Kleinbürger. Das ist weniger als in dem Testament vom Mai 1938, in dem Hitler seinen Schwestern einen jährlichen Unterhalt von 12 000 Mark zubilligte und auch die Verwandten in Spital mit 30 000 Mark bedachte. Das Testament von 1945 macht klar: Paula, Angela und Alois kommen in den Gedanken des Diktators am Ende seines Lebens nur noch am Rande vor.
Auch von dem überbrachten Geld haben Angela und Paula nichts. Die Anfang Mai 1945 in Berchtesgaden einrückenden Amerikaner beschlagnahmen vermutlich die Banknoten und wohl auch den Betrag in Höhe von 10 000 Mark, der bei der Hypotheken- und Wechselbank in Berchtesgaden deponiert ist. Paulas Gepäck im Hotel fällt ebenfalls in die Hände der Soldaten und bleibt verschwunden. Sie versteckt sich weiter auf der Hütte, oben in 1070 Metern Höhe: »Ich habe meine Mahlzeiten auf dem Zimmer eingenommen und mich mit den Leuten nicht befasst. Ich habe niemand von der Hütte gekannt.« Ihr ist nurmehr ein Koffer mit Kleidung geblieben. Die Amerikaner spüren Paula Wolf auf und vernehmen sie mehrmals. Persönliche Vergehen oder eine Parteimitgliedschaft können die Offiziere der US-Army ihr nicht nachweisen, auch wenn sie sich Aussagen anhören müssen wie: »Ich glaube nicht, dass mein Bruder die Verbrechen anordnete, die unzähligen Menschen in den Konzentrationslagern angetan wurden – oder dass er überhaupt über diese Verbrechen Bescheid wusste.« 231 Das Militär ordnet an, dass sie oben auf dem Berg bleiben muss, eine milde Form der Internierung. Im Dezember 1945 darf sie eine Unterkunft in der Alpenwirtschaft Vorderbrand beziehen.
7 Die Hitlers heute
Mit dem Selbstmord Adolfs Hitlers im Führerbunker der Berliner Reichskanzlei und der vollständigen Verbrennung der Leiche im Garten hat sich die Zentralfigur des Familienclans im wahrsten Sinne des Wortes in Luft aufgelöst. Was bleibt, sind die Folgen von Krieg, Vernichtung und Holocaust und der Schatten dieses Mannes, der seine Verwandten noch weit nach 1945 verfolgt – bis heute.
Die Schicksale des Bruders Alois, der Schwestern Angela und Paula und des Neffen William Patrick waren windungsreich, die Biographien auch nach dem Krieg von Brüchen, Verdrängungen und Sackgassen gekennzeichnet. Für die anderen Verwandten dagegen fingen die Irrungen und Wirrungen ihrer Familiengeschichte mit dem Frieden erst so richtig an. Und wieder dreht sich alles um den Namen Hitler.
Ein
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